Friseurin im Interview: "Meine Haare sind einfach gewachsen"

Wie viele Termine haben Sie schon vergeben? Angelika Müller: (Telefon klingelt) Es klingelt in einer Tour. Wir hatten am Donnerstag 40 Nachrichten auf dem Anrufbeantworter plus zwei Tage, die wir aus den Vorbestellungen übernommen haben. Die erste Woche im März ist schon ausgebucht. Da ist kein Termin mehr zu kriegen. Haben Sie die Öffnungszeiten ausgeweitet? Wir arbeiten jetzt in zwei Schichten von 8 bis 20 Uhr. Wir haben auch montags geöffnet. Am Sonnabend von 8 bis 18 Uhr. Die Personenzahl ist jetzt durch die Quadratmeter vorgeschrieben. Wir dürfen sieben Personen im Raum sein. Wann haben Sie den ersten Anruf bekommen? Eigentlich die ganze Zeit schon. Wir haben unsere Termine ja immer verschoben. Wir haben unsere Kunden angerufen: „Es verschiebt sich um 14 Tage. Entweder klappt es oder wir melden uns wieder.“ Wir waren im ständigen Kontakt mit den Kunden. Lesen Sie auch: Salon in Lütjenburg - Abschied als Chefin nach 52 Jahren Was sagen Ihre Kunden zur Wiedereröffnung? Die sind begeistert. Das ist für viele das Beste, was es überhaupt gibt. Wer den ersten Termin um 8 Uhr am Montag, 1. März, ergattert hat: Das ist wie ein kleiner Lottogewinn. Der war begeistert. Eigentlich möchten alle gerne am 1. März die Haare gemacht bekommen. Das geht natürlich nicht. Die Kunden sind aber auch schon glücklich, wenn sie Mitte März an der Reihe sind. Die Menschen kommen auch nicht nur wegen des Haarschnitts, sondern auch wegen des Drumherum. Sie fühlen sich einfach wohl. Sie genießen es. Man spricht miteinander. Für einige ist der Termin beim Friseur auch eine Auszeit vom Alltag. Sie wünschen sich nach dem Lockdown das Rundum-Wohlfühl-Programm. Die möchten jetzt alles: Farbe, Schneiden, Föhnen. Alles. Welche Vorbereitungen stehen für Sie noch an? Im Moment sind wir nur am Telefonieren. Das wird die Hauptarbeit sein bis zur Wiedereröffnung. Das Hygienekonzept vom ersten Lockdown steht ja noch. (Telefon klingelt) Das ist fast schon alles Routine und nichts Neues mehr. Wir werden noch einmal einen Test-Durchlauf machen, weil nach dem Umbau vieles neu ist. Die Räume sind auch etwas kleiner geworden. Wir müssen uns daran gewöhnen, wo jetzt alles liegt. Was haben Sie gefühlt, als sie gehört haben, dass am 1. März die Friseurgeschäfte wieder öffnen durften? Ich habe mich unglaublich gefreut, dass es jetzt endlich losgeht. Der 1. Februar war eigentlich der Tag, an dem ich öffnen wollte. Das hat sich wieder und wieder verschoben. Dass es jetzt wirklich so weit ist, kann ich kaum glauben. Erst habe ich mich gefragt, ist das auch wirklich ernst, dass es jetzt losgeht? (Telefon klingelt) Dann kam die Freude. Wie wollen Sie den großen Andrang bewältigen? Wir arbeiten in Schichten. Die eine Schicht von 8 bis 14 Uhr, die zweite bis 20 Uhr. Das sind jeweils sechs Stunden, damit die Mitarbeiter nicht überlastet sind. Sie haben dazwischen auch einen Tag frei. Lesen Sie auch: Die Räumung der Brandstelle in Lütjenburg kann noch dauern Wie haben Sie ihre Haare im Lockdown gemacht? Meine Haare sind einfach gewachsen. Wie Sie sehen, brauche ich dringend Farbe. (Zeigt ihre dunkleren Haaransätze). Alle meine Mitarbeiter und ich haben sich seit dem 15. Dezember keine Haare mehr gemacht. Wir waren ein Vorbild für unsere Kunden. „Wir müssen ja auch durchhalten“, haben wir uns gesagt. Es wäre unfair, wenn wir uns jetzt selbst in den Salon setzen würden. Wir haben uns gefühlt wie unsere Kunden. Einen Tag vor der Wiederöffnung werden wir allerdings uns gegenseitig unsere Köpfe fertig machen. Endlich. Dann sind die Kunden erst mal dran. Ich muss zugeben: Mein Mann und mein Sohn hatten Glück. Denen habe ich die Haare auch im Lockdown hübsch gemacht. Aber untereinander im Salon haben wir gesagt: Nein, wir müssen jetzt durchhalten. Lesen Sie auch: Corona fährt immer auf Streife in Lütjenburg mit Im Lockdown haben sich auch viele selbst die Haare geschnitten, was nicht immer gelungen ist. Inwieweit können sie verunglückte Frisuren noch retten? Eigentlich geht das immer ganz gut. Ganz schlimme Fälle hatten wir auch im vergangenen Frühjahr nicht. Klar, war das mal zu kurz oder es klaffte ein Loch, das man ausgleichen musste. Die Kunden sagten uns auch: „Ich habe da mal ein bisschen probiert. Hauptsache, du machst das wieder schön.“ Spätestens beim zweiten Haarschnitt ist alles wieder gerettet.