Blühender Betrieb in fünfter Generation

„Unser Familienbetrieb hat zwei Weltkriege, sieben Währungen, zwei Kaiser, 17 Reichskanzler, einen Diktator, eine Militärregierung sowie sieben Bundeskanzler und eine Bundeskanzlerin erlebt“, zählt Christian Möller im Rahmen einer kleinen Feierstunde auf. Alles beginnt am Dienstag, 1. März 1870, als Joachim Möller die Gärtnerei gründet. Er schaltet im März 1870 mehrere Anzeigen in der Preetzer Zeitung und sichert den Kunden eine „prompte und reelle Bedienung“ zu. 1874 baut er ein Gewächshaus auf dem Grundstück Wakendorfer Straße 41, auf dem er zehn Jahre später auch sein Wohnhaus errichtet. 1870 kann er die Fläche in der Wakendorfer Straße 69, auf der heute der Betrieb steht, vom Preetzer Kloster pachten, um dort seine Pflanzen großzuziehen. Joachim Möller pflanzt Zwillingseiche vor dem Bahnhof: 1872 pflanzt Joachim Möller vor dem frisch errichteten Rathaus die Friedenseiche, 1898 die Zwillingseiche vor dem Bahnhof. „Das war ein großes Ereignis in Preetz mit einem geschmückten Festumzug von der Wakendorfer Straße über den Markt zum Bahnhof“, erzählt Christian Möller. Joachims Sohn Christian führt ab 1900 die Gärtnerei weiter. 1915 muss er in den Ersten Weltkrieg und fällt zwei Jahre später in Frankreich. Seine Frau Lonny kann das Wohnhaus und die Gewächshäuser noch bis 1923 halten, muss dann aber mitten in der Inflation verkaufen. Ein Jahr später eröffnet ihr Sohn Johannes, nachdem er von seinem im Krieg erlittenen Bauchschuss genesen ist, die Gärtnerei auf dem Grundstück seines Schwiegervaters, dem Schlachtermeister Heinrich Bauer, in der Kirchenstraße 34. Das Pachtland in der Wakendorfer Straße wird ununterbrochen bewirtschaftet. Blumen werden in der Kirchenstraße verkauft: Johannes Möller und seine Frau Elisabeth verkaufen ihre Blumen in einem kleinen Laden in der Kirchenstraße 36. Als 1933 Heinrich Bauer überraschend stirbt und kein Testament hinterlässt, muss die Gärtnerei erneut umziehen in die Kirchenstraße 38. Johannes Möller wird ebenso wie sein 1926 geborener Sohn Hans im Zweiten Weltkrieg einberufen und kommt 1948 aus der Gefangenschaft zurück. Auch Hans Möller gerät in russische Gefangenschaft. Drei Jahre Arbeitslager in Sibirien setzen ihm so zu, dass er seinen Berufswunsch, Ingenieur zu werden, aufgeben muss. Auch er wird Gärtnermeister. Johannes Möller kauft Land vom Kloster: Durch die Bodenreform kann Johannes Möller 1951 das gepachtete Land mit 2,3 Hektar vom Kloster kaufen. „Zu dieser Zeit war hier die Preetzer Ortsgrenze“, berichtet sein Enkel Christian. Damals gibt es 14 produzierende Gärtnereien in Preetz, heute ist die Gärtnerei Möller die letzte. Der erste Laden in Leichtbauweise wird von den Nachbarn „Eispalast“ genannt, weil durch die Einfachverglasung in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit Eisblumen an den Fenstern entstehen. 1968 übernimmt Hans Möller den Betrieb und erhält 1969 die Genehmigung für den Bau des heute noch genutzten Blumenladens. Sieben Jahre später lässt er eines der ersten Verkaufsgewächshäuser in Schleswig-Holstein bauen. „Meine Eltern erlebten in diesen Jahrzehnten ein Aufblühen unserer Branche“, so Christian Möller. 1989 legt seine Schwester Silke ihre Floristen-Meisterprüfung ab und ist von da an für den floristischen Bereich zuständig. Am 1. März 1991 übergibt Hans Möller den Betrieb an seinen damals 24-jährigen Sohn Christian, der bis 2012 nach und nach den größten Teil der Gewächshäuser sowie die Arbeits- und Sozialräume erneuert. 2007/2008 wird die Wärmeversorgung für den gesamten Betrieb auf eine moderne Holzhackschnitzelheizung umgestellt. Schwere Zeiten mit Krieg und Inflation: „Das ich heute hier stehe und die Ehre habe, über die 150-jährige Firmengeschichte der Gärtnerei Möller zu berichten, verdanke ich meinen vier Vorfahren, die allesamt in viel schwereren Zeiten mit Kriegen und Inflationen, mit familiärem Leid und oftmals leeren Kassen nie den Mut verloren haben, den Familienbetrieb aufrechtzuerhalten“, betonte Möller. Wichtig sei außerdem ein gutes Team an Mitarbeitern, die zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen. „Und sie geben der Gärtnerei Möller ein Gesicht.“ Weitere Nachrichten aus Preetz lesen Sie hier.

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