Selenter Hof geht an neue Betreiber

Die Lichter sind aus, die Küche ist kalt. Der Selenter Hof ist wie alle anderen Gastronomiebetriebe zurzeit geschlossen. Kein idealer Zeitpunkt für einen Neustart. Am 15. Januar wollten Ewa und Ingo Mencel eigentlich loslegen. Übergabetermin mitten im Lockdown : Nun warten die beiden 44-Jährigen auf neue Entscheidungen zu den Corona-Regelungen Anfang Januar. Doch sie sind zuversichtlich. „Und sonst schieben wir eben den Beginn des Pachtvertrags weiter nach hinten“, zeigt sich Gerd Barthen entspannt. Der Gasthof hat eine lange Geschichte. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts tauchte ein Herr Dortmund als Pächter eines Kruges in Selent auf. Ende des 19. Jahrhunderts wurden Ausflüge und Vergnügungsreisen modern, der Gasthof in Selent diente oft als Ausflugsziel. Nach dem Bau der Straße von Preetz nach Lütjenburg wurde eine Poststelle in der Gaststätte eingerichtet. Am 31. Mai 1910 vernichtete ein Feuer den Betrieb mit allen landwirtschaftlichen Gebäuden. Er wurde mit einer Durchfahrt für Kutschen und kleineren Ställen wiederaufgebaut. Auch Promis waren zu Gast im Selenter Hof: Vor genau 100 Jahren tauchte erstmals der Name Selenter Hof auf. Der Saal wurde für Tanz, Kino, Varieté, Theater und Operette genutzt. Auch die Schauspieler Bernhard Minetti und Willi Quadflieg sowie der Sänger Rudolf Schock traten dort auf. Der Gasthof wurde bis 1987 betrieben, beherbergte anschließend ein Spielcasino und stand dann leer. Die Gemeinde erwarb das Gebäude, weil sie den Mittelpunkt des Dorflebens erhalten wollte, und steckte viel Geld in die Sanierung. Lesen Sie auch: Treffpunkt Dorfkrug - Warum Dorfgasthöfe nicht aussterben dürfen Ute und Gerd Barthen pachteten die leer stehende Gaststätte von der Gemeinde und eröffneten sie am 5. Mai 1994. Fünf Jahre später entschlossen sie sich zum Kauf. 2008 verpachteten sie den Gasthof, sie führte ein Café in Laboe – doch nach einem Jahr kehrten sie zurück. Nun will Gerd Barthen mit 67 Jahren den Betrieb endgültig abgeben, seine Frau Ute (57) hat eine neue berufliche Herausforderung gefunden. Ewa und Ingo Mencel kommen aus der Gastronomie: Ewa und Ingo Mencel kommen aus der Gastronomie und träumten schon vor Jahren davon, sich einmal selbstständig zu machen. Er lernte im Landhaus Hahn in Schellhorn den Beruf des Kochs und war unter anderem im Friesenhof, in der Forstbaumschule, im Ratskeller, Bärenkrug und Haus des Sports tätig. In den vergangenen acht Jahren arbeitete er im Hafen. „Jetzt wollte ich die Möglichkeit nutzen und zurück zu den Wurzeln“, sagt er. Ewa Mencel ist gelernte Restaurantfachfrau. Seit sie vor knapp drei Jahren ein Haus im Neubaugebiet in Selent bezogen, arbeitet sie in der Gaststätte. „So hat sich die Liebe zum Selenter Hof entwickelt“, erzählt sie. „Es sollte einfach so sein“, fügt ihr Mann hinzu. Und auch Tochter Leany (17) tritt in ihre Fußstapfen: Sie lernt seit vier Monaten Restaurantfachfrau im Selenter Hof. Speisekarte und Einrichtung sollen sich kaum ändern: Die Speisekarte soll viel Bewährtes wie Fisch aus dem Selenter See, Wild aus der Umgebung oder die beliebten Salatdressings enthalten, aber natürlich wollen sie auch ihre eigene Handschrift einbringen. An der Einrichtung wollen sie zunächst ebenfalls nicht viel ändern, sondern sich nach und nach an neue Gegebenheiten anpassen. Gerd Barthen nickt zustimmend. „Als ich angefangen habe, war jeden Abend der Tresen brechend voll“, erzählt er. Das gebe es mittlerweile nicht mehr. „Heute würde ich nicht mehr so einen großen Tresen bauen.“ Lesen Sie auch: Wankendorf - Gasthof Schlüter baut um Der Selenter Hof bietet bis zu 120 Sitzplätze im Saal, weitere 55 kommen im Restaurant und 35 im Bistro dazu. Im Sommer können 35 Gäste auf der Terrasse sitzen. Ewa und Ingo Mencel wollen den Selenter Hof als Treffpunkt im Dorf erhalten und Feiern von Taufe über Geburtstag bis zur Hochzeit ausrichten. Wieder Mittagstisch im Selenter Hof: Neu ist, dass sie wieder einen täglich wechselnden Mittagstisch mit regionalen Spezialitäten einführen. Mit ihrem Betrieb wollen sie neue Arbeitsplätze in Küche und Service schaffen. Nun warten sie darauf, möglichst bald starten und viele Gäste begrüßen zu können. „Wir hoffen, dass nach Corona alle Nachholbedarf haben“, so Ingo Mencel. Selenter Hof in Selent, Kieler Straße 24, Tel. 04384/1800, E-Mail: selenterhof-mencel@t-online.de, Öffnungszeiten: mittwochs bis sonntags von 11 bis 14.30 und 17 bis 21 Uhr.

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