Genervte Schönkirchener: Raser in Baustelle gefährden Radler

Sogar beim Ortstermin ist sofort erkennbar, was Anwohner seit Anfang August vor ihren Haustüren in der Schönberger Landstraße zwischen Pahlblöken und Einmündung Augustental ängstigt und ärgert. Eigentlich ist der rund 200 Meter lange Baustellenabschnitt seit Anfang August für Autofahrer gesperrt. Nur Anlieger dürften mit maximal zehn km/h die schmale Schneise durch das Meer der Baustellenbaken entlang schleichen. Stattdessen brettern dort aber permanent Autofahrer durch, die laut Kennzeichen keine Anwohner sind, dafür aber insbesondere Radfahrer stark gefährden. Polizei und Ordnungsamt kennen das Problem, sehen aber keine Abhilfemöglichkeit. "Fast ein Wunder, dass noch nichts passiert ist": „Da schauen Sie nur“, sagt Hanjo Struve und deutet auf einen schwarzen SUV mit Stern auf der Kühlerhaube und einem HH-Kürzel auf dem Kennzeichen, der mit geschätzten 60 Sachen in der Stunde durch den Bakenwald brettert. Käme dem Fahrer jetzt ein Wagen oder Radler entgegen, würde (vielleicht) nur noch eine Vollbremsung helfen oder ein Ausweichmanöver voll hinein in die rot-weißen Absperrungen. „Es ist fast ein Wunder, dass noch nichts passiert ist“, sagt Hanjo Struve und die anderen fünf Anwohner, die zum Ortstermin gekommen sind, nicken zustimmend. Erst vor etwa 14 Tagen wurde eine Radfahrerin von einem abbiegenden Auto angefahren und verletzt – zwar nicht in der Baustelle, sondern ein paar Meter davor. „Aber der Vorfall hat uns noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie schnell das mit einem Unfall gerade an so einer Stelle hier gehen kann“, ergänzt Struves Nachbar Matthias Brammann. Anwohner schlossen sich zu einer Initiative zusammen : Etwa 15 Anwohner der Schönberger Landstraße haben sich mittlerweile zu einer Art Protest-Initiative zusammengetan, laut eigener Angaben etliche Mails geschrieben an Schlönkirchens Bürgermeister oder versucht, mit dem Amt Schrevenborn über die Probleme telefonisch ins Gespräch zu kommen. „Aber bislang hat es niemand für nötig befunden, uns auch nur den Eingang unserer Mails zu bestätigen“, berichtet Matthias Brammann mit Zorn in der Stimme. Nachfrage bei Schönkirchens Bürgermeister Gerd Radisch: „Ich habe keine einzige Mail zu diesem Thema bekommen.“ Dafür könne es aus seiner Sicht nur eine Erklärung geben: „Solche Mails werden automatisch an das Ordnungsamt des Amtes Schrevenborn weitergeleitet, ich bekomme davon nichts mit.“ Auch Ordnungsamtsleiterin wusste von nichts: Wenn das so ist, müsste Ordnungsamtsleiterin Sylvia Witt von den Bürgerprotest-Mails wissen. Tut sie aber nicht, wie sie auf KN-Nachfrage angab: „Wir haben zu dem Thema keine entsprechenden Bürgermails erhalten.“ Was es hingegen „ab und zu“ gegeben habe, seien ein paar Anrufe besorgter Bürger. Komplett aus der Welt zu schaffen sei das Problem auch in den kommenden Monaten bis voraussichtlich Frühjahr 2021 ohnehin nicht: „Im Prinzip ist die Fahrt durch die Baustelle mit dem Auto zwar verboten. Wir müssen aber Anliegern während der Bauphase zur Verlegung von Versorgungsleitungen durch die Kieler Stadtwerke weiterhin Zugangsmöglichkeiten zu ihren Grundstücken gewähren“, erklärt Sylvia Witt. Missbrauch der Regelung in Schönkirchen sei "leider" nicht zu verhindern: Das Amt wisse zwar, dass diese Ausnahmegenehmigung regelmäßig missbraucht werde. Das sei vom Amt aber „leider“ nicht zu verhindern. Zuständig für die Überwachung des fließenden Verkehrs sei die Schönkirchener Polizei. Doch die winkt ab. „Wir können beim besten Willen keine Zwölf-Stunden-Überwachung der Baustelle leisten“, erklärt ein Beamter der Schönkirchener Polizeistation auf Nachfrage. Gelegentlich fänden zwar Kontrollen statt. „Doch für mehr fehlt uns einfach das Personal.“ Bis Frühjahr 2021 bleibt es in Schönkirchen wahrscheinlich wie es ist: So werden also bis Ende der Bauarbeiten im Frühjahr 2021 Anwohner und Radler wohl weiterhin damit leben müssen, dass ab 4 Uhr morgens Anliefer-Lkw Richtung Rewe-Markt ebenso durch die Baustellen-Schneise brettern wie „Anlieger“ aus Hamburg oder Lübeck. „Aber wenn irgendwann was passiert“, warnt Hanjo Struve: „Darf dann kein Verantwortlicher mehr sagen, er habe von den Gefahren nichts gewusst.“ Weitere Nachrichten aus Plön lesen Sie hier