81-Jähriger wehrt sich gegen Betrüger

Angefangen hat eigentlich alles schon zwei Wochen vorher mit einem Anruf von einem angeblichen Mitarbeiter von Lotto Engel, erzählt Schwarze. Der Anrufer weist ihn darauf hin, dass er wohl vergessen habe, den Vertrag zu kündigen. Lotto-Vertrag sollte neu abgeschlossen werden: Der laufe nun ein volles Jahr weiter, es sei denn, er schließe befristet auf drei Monate einen neuen Vertrag ab. Das würde 95,90 Euro pro Monat kosten. Der Pohnsdorfer weiß nicht, ob seine demente Frau eventuell einen Vertrag auf seinen Namen abgeschlossen hat, und stimmt zu. In dem Bestätigungsschreiben von Lotto Engel steht aber nichts mehr von einer Befristung. Schwarze sucht im Internet und findet viele Warnungen vor dem Unternehmen. Daraufhin befolgt er einen Rat der Verbraucherzentrale Niedersachsen und verschickt sofort einen Widerruf, der kurz darauf bestätigt wird. „Es wurde auch nie etwas abgebucht“, erzählt er. Gewinn von 49.900 Euro gemeldet: Am Montag, 31. August, klingelt dann wieder das Telefon. Ein Mann von der Lottogesellschaft Berlin mit einer jungen Stimme meldet sich: „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben 49.900 Euro gewonnen.“ Schwarze fragt erstaunt nach: „Ist das wahr?“ Der junge Mann erzählt dann, dass sich gleich ein Mitarbeiter aus der Verwaltung melden wird, um die Geldübergabe zu klären. Und tatsächlich kommt fünf Minuten später der Anruf. Die Firma möchte die Gewinnsumme persönlich mit dem Geldboten, einem Notar und zwei Sicherheitskräften vorbeibringen, doch dafür soll der Rentner 900 Euro zahlen. Der fragt, warum das nicht gleich vom Gewinn abgezogen werden könnte. Nein, sie dürften kein Bargeld annehmen, lautet die Antwort. Der 81-Jährige täuscht vor, dass er einen Tag braucht, um das Geld zu besorgen, und vereinbart einen neuen Anruf für Dienstag um 9 Uhr. Danach informiert er den Pohnsdorfer Bürgermeister Marco Lüth, der in der Nachbarschaft wohnt, und die Polizei in Preetz. Die bittet ihn, die 110 anzurufen, wenn tatsächlich jemand auftauchen sollte. Heinz Schwarze will die Trickbetrüger zu fassen kriegen: Um Punkt 9 Uhr am Dienstagmorgen klingelt wieder das Telefon. Nun bekommt er den Auftrag, sogenannte Steam Cards zu kaufen, die es im Supermarkt oder an Tankstellen gibt und die eigentlich für Computerspiele gedacht sind. „Spätestens da war mir endgültig klar: Das sind wirklich Betrüger. Und es war mein Ziel, sie zu fassen zu kriegen.“ Lesen Sie auch: Falsche Polizisten erbeuten Münzsammlung Zwei Stunden später will sein Gesprächspartner wissen, ob er die Karten bekommen hat. Als er bejaht, will er wissen, wie sie aussehen. „Wollen Sie mich verhören?“, fragt Schwarze. Der Mann legt auf, kurz darauf meldet sich die angebliche Notarin: „So geht das nicht, Herr Schwarze, dann müssen wir den Transport abbrechen.“ Er hört nie wieder etwas von dieser Lottogesellschaft. Geld fließt über Steam-Cards: „Die wären wohl auch nie gekommen“, vermutet Bürgermeister Marco Lüth. Denn er habe im Internet erfahren, dass die Trickbetrüger ihre Opfer auffordern, die Guthaben-Codes frei zu rubbeln und durchzugeben. In der Sekunde wäre das Geld dann auch schon weg gewesen. „Wie frech die sind und wie aggressiv die nachhaken“, meint er zu den Tätern. Lesen Sie auch: Organisierte Kriminalität - 200 versuchte Taten von Trickbetrügern in Kiel Auch in seiner Familie habe es einen Fall gegeben, erzählt er. Bei seinem Schwiegervater in Wellingdorf hätten sich zwei angebliche Telekom-Mitarbeiter angekündigt, die eine Internetstörung beseitigen wollten und dafür an den PC müssten. Der 81-Jährige habe auch Verdacht geschöpft und die Polizei informiert. Als die beiden dann tatsächlich vor der Tür des Mehrfamilienhauses standen, habe er sie hinhalten wollen, bis die Polizei eintrifft, aber sie seien schnell verschwunden. Der Bürgermeister plant nun eine Informationsveranstaltung für die älteren Bürger in Pohnsdorf. „Schade, dass wir die nicht gekriegt haben“, bedauert Schwarze. Letzte Woche rief übrigens wieder eine Lottogesellschaft an. „Da bin ich ausfallend geworden und habe den Hörer aufgeknallt.“ Weitere Nachrichten aus dem Kreis Plön lesen Sie hier. Die Masche der Trickbetrüger: Die Trickbetrüger arbeiten mit vielen Maschen. Immer wieder fallen Senioren auf den Enkel-Trick herein. Dabei gibt sich ein Anrufer als Verwandter aus, der dringend Geld für einen Wohnungs- oder Autokauf benötigt. Tipp der Polizei: den Verwandten unter der bekannten Telefonnummer selbst zurückrufen, um sich zu vergewissern. Auch die falschen Polizeibeamten haben häufig Erfolg. Bei den Anrufen geben die Trickbetrüger an, dass die Polizei Einbrecher festgenommen habe, bei denen ein Zettel mit der Anschrift gefunden worden sei. Man müsse mit einem Überfall rechnen und sollte seine Wertsachen einem Polizisten/Zivilbeamten übergeben, der gleich vorbei komme. Mancher gewährt auch einen Fremdzugriff auf seinen PC, weil angeblich der Computer gefährdet sei. Dabei werden dann private Daten ausspioniert. Das angebliche Gewinnspiel ist eine weitere Methode, bei der die Menschen zunächst einmal Kosten für Notar und Sicherheitsdienst zahlen sollen, zum Teil mit Guthaben-Karten. „Es gibt kein Gewinnspiel, bei dem man in Vorkasse treten muss“, betont Polizei-Pressesprecher Matthias Felsch. Die Polizei rät, stets skeptisch bei derartigen Anrufen zu sein. Die Tätergruppen arbeiteten oft aus Callcentern im Ausland und seien hochprofessionell, so Felsch. Sie suchten in Telefonbüchern häufig gezielt nach alt klingenden Vornamen. Wer einen solchen Anruf erhält, sollte umgehend die Polizei unter 110 informieren.

Gewinnversprechen in Pohnsdorf - 81-Jähriger wehrt sich gegen Betrüger