Gottesdienst-Verbot: Propst Ernst Faehling wünscht sich baldige Lösung

Herr Faehling, sind Sie sehr enttäuscht, dass Läden bis 800 Quadratmeter öffnen dürfen, die Kirchen aber für Gottesdienste geschlossen bleiben? Propst Erich Faehling: Natürlich haben wir eine große Sehnsucht danach, Gottesdienste zu feiern und die Kirchen zu öffnen. Wir haben zwar eine Menge anderer schöner Formate gefunden, wollen aber am liebsten möglichst bald wieder mit den Menschen persönlich zusammenkommen. Es ist paradox, dass wir uns ausgerechnet in der Zeit der Not distanzieren müssen, denn normalerweise rückt man doch gerade in solchen Situationen näher zusammen. Auf der anderen Seite müssen und wollen wir uns als Kirche solidarisch zeigen mit den Verantwortlichen, die versuchen, die Krankheit einzudämmen und im Zaum zu halten. Zwischen diesen beiden Polen liegen wir. Haben Sie schon eine Perspektive? Ich persönlich wünsche mir eine baldige Lockerung. Aber wenn wir wieder zusammenkommen können, dann natürlich unter strikter Beachtung der Hygiene-Vorgaben. Zur Lockerung des Gottesdienstverbots gibt es bereits viele Überlegungen, aber noch keine Entscheidung. Am Freitag haben die Kirchen und die Glaubensgemeinschaften mit dem Bundesinnenministerium konferiert, ähnliche Gespräche gibt es auch bei uns im Land. Bis zum 3. Mai sind die Regeln klar, was ab 4. Mai möglich ist und was nicht, dazu können wir heute noch nichts sagen. Was ich persönlich wichtig finde: Es ist beispiellos, wie der Shutdown akzeptiert worden ist. Die Herausforderungen für die Menschen sind enorm – vom Alltag an der Supermarktkasse über die Lage der Pflegekräfte bis hin zur Ausnahmesituation der kleinen Personengruppe bei Beerdigungen. Ich bin sehr berührt davon, wie solidarisch sich die Menschen gezeigt haben, ob sie nun zu Hause bleiben oder das öffentliche Leben in Gang halten. Das hat meinen allergrößten Respekt. Gibt es Überlegungen für zukünftige Gottesdienste, wie die Besucher geleitet werden? Darüber wird gerade an verschiedenen Stellen zwischen Staat und Kirche gesprochen. Auf jeden Fall muss es definierte Abstandsregeln geben. Dieser Streit, der im Moment entsteht, zwischen 800 Quadratmeter Ladenfläche und Kirche, der leuchtet mir ein, aber ich würde mir wünschen, dass wir so solidarisch beieinander bleiben wie bisher in den vergangenen Wochen. Ich glaube, die Menschen, die uns regieren, fällen damit keine Werturteile, sondern wollen vor allem Menschenströme portionieren. Daran halten wir uns, auch wenn es uns schwerfällt. Die Aktion des Kirchenkreises Plön-Segeberg, zu Ostern per Flugzeug die Botschaft „Glaube, Liebe, Hoffnung“ in den Himmel zu bringen, hat Ihnen begeisterte Reaktionen eingebracht. Haben Sie für Pfingsten auch schon etwas geplant? Das war erst einmal ein Ostergeschenk an alle Menschen. Es sind ja enorm viele kreative Aktionen in den Gemeinden entstanden wie Videobotschaften, Predigttüten zu Ostern mit Süßigkeiten und Kerzen oder Hoffnungssteine mit Botschaften. In Bornhöved gab es einen Osterbaum mit Wünschen, in Lütjenburg hingen Gebete zum Mitnehmen an einer Wäscheleine. Lesen Sie auch: Kirchen improvisieren zu Ostern Wir merken an den Klickzahlen auf der Homepage, wie oft die Gottesdienste abgerufen werden. Kantor Julian Mallek stellt Orgelvideos ein. Die Preetzer Stadtkirche hat von 9 bis 17 Uhr geöffnet, es liegen Andachten zum Mitnehmen aus. Es gibt Innenhof-Gottesdienste an den Pflegeheimen, das tägliche Turmblasen und Glockenläuten um 19.30 Uhr in der Stadtkirche. Es passieren also ganz viele Dinge. Ich weiß, dass die Pastoren auch sehr viel seelsorgerlich telefonieren. Für Pfingsten haben wir derzeit noch nichts geplant, aber wir haben diese Woche eine Telefonkonferenz dazu. Ich denke, da wird es dann eine Rolle spielen. Was ist Ihr größter Wunsch? Meinen ganz normalen Reflex werde ich noch eine ganze Zeit zurückhalten müssen: Wenn ich jemanden sehe, neige ich dazu, ihm oder ihr die Hand zu geben. Diese direkte Nähe sollten wir aber wohl noch lange unterlassen. Sich begegnen, gemeinsam singen und beten – das werden wir leider ebenfalls noch lange mit Sicherheitsabstand tun müssen. Der wichtigste Punkt ist: Sehr viele sehnen sich nach Gottesdiensten. Wir bleiben aber trotzdem in der solidarischen Spur, um Ansteckungen zu vermeiden. Wir hoffen auf eine baldige schrittweise und mit Augenmaß gestaltete Lockerung. Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Lesen Sie auch: Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein So viele bestätigte Corona-Fälle gibt es in Schleswig-Holstein Die Lockerungen ab dem 20.4. im Detail Corona: Shopping mit Mundschutz Fitnessstudios schwitzen um die Existenz KN-Bühne: Diese Künstler aus der Region treten vom 21. bis 26. April auf Kiels OB Kämpfer fordert von Bund klarere Regeln zum Corona-Umgang Ministerpräsident bittet in Coronakrise um Geduld Preis für Drogen steigt in Krise: Kalter Entzug für Süchtige Alltagsmasken: Das müssen Sie beachten Kein Tourismus: Stadtmarketing Eckernförde hat ein Riesenloch Masseninfektion in Pflegeheim in Stormarn: sechs Tote Unterricht in SH: Laut Prien auch sonnabends denkbar Durch Corona: Betrug im Online-Handel nimmt zu Neue Zahlen bestätigen: Virus vor allem für Ältere gefährlich So sollen die Abi-Prüfungen ab Dienstag laufen Baltops-Manöver findet wie geplant statt Diese Strafen sieht der Bußgeldkatalog in SH vor Besser geschützt: 15 Tipps für Senioren in der Corona-Krise Schutz vor Corona: Diese Desinfektionsmittel wirken Coronavirus: Was passiert bei einer Quarantäne Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Mehr Nachrichten aus dem Kreis Plön lesen Sie hier.

Gottesdienst-Verbot - Propst Faehling hofft auf baldige Lösung