Heikendorf: Senioren suchen Ort der Begegnung

Erik Volmar kümmert sich im Heikendorfer Seniorenbeirat um die Arbeitsgemeinschaft „Wohnen im Alter“. Bereits im vergangenen Jahr beschäftigte er sich mit den Wünschen und Bedürfnissen der älteren Dorfbewohner und führte Datenerhebungen durch. Das Ergebnis ist für ihn erschreckend: „Fast die Hälfte aller Einwohner sind 60 Jahre und älter, mehr als 1300 Menschen sind über 80 Jahre alt.“ Damit Senioren in Heikendorf nicht vereinsamen, müssten nach Ansicht von Volmar mehr Angebote zur Mobilisierung von Geist und Körper her. Dass der Bedarf da sei, hätte auch seine Umfrage ergeben. Dort wünschten sich viele Teilnehmer mehr Kontaktpflege im Alter, regelmäßige „zwanglose“ Treffen etwa in einem Gemeinschaftsraum der Gemeinde, Spiele-Nachmittage, Gesprächskreise oder ein Klön-Café. Nach Ansicht von Volmar bedarf es in Heikendorf zusätzlich zu den bestehenden Angeboten von Vereinen oder Wohlfahrtsorganisationen einer Seniorenbegegnungsstätte. „Wir haben keine Zeit zu verlieren. Der graue Esel könnte eine sinnvolle Option sein.“ Unterstützung vom Computertreff: Unterstützung für sein Vorhaben bekommt Erik Volmar von Ekkehard Boldt und Hans Paulsen vom Computertreff Heikendorfer Senioren, die seit Anfang 2020 mit ihren rund 30 Vereinsmitgliedern und Laptops nicht nur wegen Corona quasi auf der Straße stehen. Die von ihnen genutzten Räumlichkeiten in der ehemaligen katholischen Kirche wurden gekündigt. „Wir haben der Gemeinde schon geschrieben, aber keine Antwort erhalten“, sagt Hans Paulsen. Seine Truppe, deren Teilnehmer zwischen 70 und über 100 Jahren alt seien, könne sich mit eigenen Laptops und Smartphones flexibel an neue Räumlichkeiten mit vorhandenem WLAN anpassen. Auch im grauen Esel, der zwar nicht barrierefrei, aber immerhin zentral gelegen sei. VHS für Gäste offen: Von diesem Bonus profitiert seit vielen Jahren bereits die Heikendorfer Volkshochschule (VHS), die das Gebäude am Schulredder als Hauptsitz, Büro und Veranstaltungsort nutzt. Während der Corona-Pandemie sind die meisten Räume zwar leer, doch VHS-Leiter Karsten Wendt sieht mit seinem Angebot von über 200 Kursen und bis zu 3000 Teilnehmern pro Jahr optimistisch nach vorne. „Wir nutzen normalerweise fünf Räume, die in einem hervorragenden Zustand sind“, sagt Wendt. Viel Platz für fest etablierte Einrichtungen bliebe nicht, aber Gäste für gewisse Zeiträume seien grundsätzlich willkommen. Bürgermeister skeptisch: Grauer Esel nicht barrierefrei: b die Senioren im grauen Esel allerdings gut aufgehoben seien, bezweifelt Heikendorfs Bürgermeister Tade Peetz (CDU) aufgrund der mangelnden Barrierefreiheit. Auch auf lange Sicht mache ein Konzept für eine Seniorenbegegnungsstätte an dieser Stelle wegen der bevorstehenden Planungen für einen Lidl-Discounter und der gesamten Überplanung der Ortsmitte wenig Sinn, so Peetz. „Es könnte bessere Möglichkeiten geben, wenn man sie neu schafft.“ Doch Tade Peetz zweifelt auch an der Dringlichkeit eines solchen Großprojekts. „Aus meiner Sicht ist Heikendorf mit seinen Angeboten schon sehr gut auf Senioren eingerichtet.“ Lesen Sie auch: Filial-Schließung in Schönkirchen: Bürgermister legt sich mit Volksbank an Selbst die Vorsitzende des Seniorenbeirats, Ingrid Schlenz, sieht derzeit – anders als Mitglied Erik Volmar – im Hinblick auf Angebote für Ältere keinen „akuten Mangel“. Sie befürchtet außerdem, dass weitere Angebote schwer durch ehrenamtliches Personal zu besetzen seien. Allerdings schließt Ingrid Lenz nicht aus, das Projekt Seniorenbegegnungsstätte in Heikendorf auch auf Vorstandsebene zukünftig stärker zu verfolgen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass wir da aktiver werden.“