Heikendorfer Bürger sorgen sich: Schießereien von Rechten im Wald?

Hakenkreuz-Schmiererei an der Gemeindebücherei, ein Banner mit fremdenfeindlichem Spruch („Kehrt in die Heimat zurück! Sie braucht euch!") auf einem Kinderspielplatz am Künstlermuseum, nächtliche „Schießübungen“ mit halbautomatischen Waffen: Eine Gruppe Heikendorfer Bürger beobachtet schon seit Jahren solche Aktionen der rechten Szene mit Sorge. Eine klare Positionierung der Gemeinde gegen solche Umtriebe fehle allerdings. Auch nach der jüngsten Gemeindevertretung, bei der nach so einer Positionierung gefragt wurde, blieben nach Auffassung der Initiative aber klare Positionen aus. Bürger beobachten Umtriebe schon seit Jahren: Dirk Kohnert ärgert sich schon lange über dieses große Schweigen in seiner Heimatgemeinde. Doch nach dem jüngsten Vorfall, als Unbekannte vor ein paar Wochen ein Hakenkreuz auf die Bücherei-Glastüre genau über dem dort angebrachten „Refugees Welcome“-Plakat schmierten, „ist es jetzt endlich Zeit für eine Positionierung der Gemeinde“, erklärt der promovierte Ökonom und ehemalige Vize-Direktor des Giga-Leibniz-Instituts für Afrika-Studien in Hamburg. Also nutzte Dirk Kohnert die Fragestunde in der Gemeindevertretung, um genau danach zu fragen: „Warum hat die Gemeinde zu diesem und zu den anderen Vorfällen der rechten Szene noch nicht öffentlich Stellung bezogen?“ "Die Schmiererei ist skandalös": Dazu erklärte Bürgermeister Tade Peetz (CDU), jetzt beziehe er öffentlich Stellung: „Die Schmiererei ist eine skandalöse Geschichte und auf das Schärfste zu verurteilen.“ Niemand in der Gemeinde könne so eine Tat gutheißen. Thomas Kussin, Leiter der Hauptverwaltung ergänzte: Die Polizei sei inzwischen informiert worden, damit werde die Tat verfolgt. Von den Fraktionen äußerte sich niemand zu Kohnerts Frage. Beate Geier, erst vor ein paar Tagen nach 40 Jahren als Leiterin der Gemeindebücherei aus ihrem Amt verabschiedet, gab sich mit der Antwort von Thomas Kussin aber nicht zufrieden, sie hakte nach: Ob die Anzeige auch wirklich an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet würde. Schließlich handele es sich bei dem Hakenkreuz um ein strafbares Offizialdelikt. Thomas Kussin musste passen: Ob die Staatsanwaltschaft eingeschaltet werde, entziehe sich seiner Kenntnis. Auf KN-Nachfrage präzisierte Kussin später: Der Fall liege mittlerweile bei der Bezirkskriminalinspektion Kiel. Lesen Sie auch: Prozess gegen Heikendorfer Panzer-Besitzer beginnt nicht vor Herbst Schießereien bereiten die größten Sorgen: Dirk Kohnert und seinen fünf Mitstreitern stand nach der Fragestunde die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: „Bürgermeister und Gemeindevertretung haben uns auflaufen lassen und keine grundsätzliche Position bezogen – nur zum jüngsten Hakenkreuz-Fall.“ Dabei bereiteten ihm und seinen Mitstreitern die nächtlichen Schießereien jeweils zwischen 1 und 4 Uhr in Waldstücken bei Kitzeberg sowie zwischen Mordhorstweg und Korügen sehr viel größere Sorgen als das Hakenkreuz. Dass das keine harmlosen Knallereien, sondern Schießübungen mit halbautomatischen Waffen sind, da ist sich Kohnert ganz sicher. „Ich war bei der Bundeswehr und weiß genau, wie sich das Feuer solcher Waffen anhört.“ Zweimal schon seien solche Vorfälle in den vergangenen Jahren bei der Polizei angezeigt worden, geschehen sei aber nichts. Amt Schrevenborn und Bürgermeister "wissen nichts" zu Schießübungen: Auf KN-Nachfrage erklärte Tade Peetz, warum er sich in seiner Stellungnahme in der Gemeindevertretung nur zum Hakenkreuz-Fall äußerte: „Von den angeblichen Schießereien habe ich bislang noch nie etwas gehört.“ In aller Regel sei dafür die Ordnungsbehörde des Amtes Schrevenborn zuständig. Doch auch die musste auf KN-Nachfrage passen: „Wir wissen dazu nichts“, erklärte Hauptverwaltungschef Thomas Kussin. Das Ordnungsamt habe weder Kenntnisse zu den Schießübungen noch zum fremdenfeindlichen Banner auf dem Kinderspielplatz im vergangenen Jahr. Dirk Kohnert und seine Mitstreiter wollen sich aber nicht entmutigen lassen. „Wir werden die Szene weiter beobachten und darauf hinarbeiten, dass ihre Straftaten nicht unter den Teppich gekehrt werden.“ Weitere Nachrichten aus Plön lesen Sie hier