Hotel Strandräuber in Schönberg wird 50: Als noch per Postkarte reserviert wurde

Das Hotel Strandräuber in Kalifornien feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Grund genug für das Gründerpaar Ernst und Anne-Lene Meyer, einmal auf die Anfänge zurückzublicken – als Zimmerreservierungen noch per Post eingingen. Bevor aus dem Haus am Deichweg von 1872 eine Pension wurde, lebte dort die Fischerfamilie Meyer mit ihren Kindern. Eines davon war Ernst Meyer. Keiner seiner sieben Geschwister habe das baufällige Haus behalten wollen, erzählt der 75-Jährige. Er selbst jedoch hatte eine Vision, riss das Haus 1969 ab und baute es neu. Mit sechs Zimmern fing alles an: Zusammen mit seiner Frau Anne-Lene Meyer aus Husum, die er 1968 geheiratet hatte, eröffnete er Ostern 1970 eine Pension mit sechs Zimmern unter dem Namen Seemöwe. Viele aus ihrem Familien- und Bekanntenkreis waren skeptisch, aber das junge Paar hielt an der Idee fest und fackelte nicht lange. Tatsächlich seien die Anfänge schwierig gewesen, sagt Anne-Lene Meyer. „Wir hatten keine Ahnung, wie man eine Pension führt. Aber wir hatten viel Selbstvertrauen und haben einfach angefangen.“ Mit viel Fleiß, Eigeninitiative und Aufmerksamkeit hätten sie in den Pensionsbetrieb hineingefunden. Übernachtung kostete damals 13 Mark: 13 Mark habe anfangs eine Übernachtung gekostet, Dusche und Toilette seien noch auf dem Flur gewesen, und gefrühstückt hätten die Gäste zu Beginn mit im Wohnzimmer der Familie Meyer. Und weil es natürlich noch kein Internet gab: Die Zimmerreservierungen, berichtet die 70-Jährige, seien damals noch per Postkarte eingegangen, und die Buchungen habe sie auf einem großen Papierkalender mit dem Lineal eingetragen. Persönliche Führungen für Urlauber: Auch bestand eine große Nähe zu den Urlaubern, wie es heute kaum noch vorstellbar ist. „Wir haben Kegel- und Grillabende mit den Gästen gemacht oder sind mit ihnen an die Nordsee gefahren“, berichtet Ernst Meyer. Und schließlich: Die Gäste seien wiedergekommen. Die Herzlichkeit, die Urlauber in der Pension erfuhren, führte sie wohl immer wieder zurück. Als Meilensteine während der 50 Jahre nennen die Meyers die baulichen Erweiterungen: 1979 kam der erste Anbau, mit dem es dann einen neuen Aufenthaltsraum gab, 1987 folgte die zweite Etage. Besonders habe die Meyers eine Ehrung im Jahr 1994 als „Familienfreundliche Pension“ nach einem bundesweiten Wettbewerb gefreut. Ein Gericht in der warmen Küche: Auch das Gastro-Angebot vergrößerte sich schrittweise. „Irgendwann kamen die ersten Anfragen, ob es auch Kaffee und Kuchen gebe“, erinnert sich Anne-Lene Meyer zurück. „Also habe ich angefangen, Kuchen zu backen.“ Eine warme Küche sei in den 80ern gekommen. „Es gab ein Gericht, und wer mitessen wollte, konnte sich in eine Liste eintragen.“ Heute gibt es neben dem Aufenthaltsraum und dem Wintergarten noch die Strandbar vor dem Hotel mit heute 65 Betten, das sich noch immer weiter entwickelt. 2017 übernahmen der jüngste Sohn von vier Kindern, Thorsten Meyer, und seine Frau Kim-Sarah Meyer-Hinrichs (34), gelernte Altenpflegerin, den Betrieb. Aus der Möwe wurde ein Räuber: Aus der Pension Seemöwe wurde das Dreisterne-Hotel Strandräuber. „Uns war wichtig, dass der Betrieb in der Familie bleibt und die Tradition fortgeführt wird“, sagt der 39-Jährige, der zuvor beim Citti-Markt in Kiel im Vertrieb arbeitete. Denn die Familie sei die „starke Säule“ des Betriebes, „den ihr mit viel Herzblut aufgebaut habt“, würdigt Meyer die Leistung seiner Eltern. „Diese Erfolgsgeschichte können wir nun weiterschreiben.“ Währenddessen haben Ernst und Anne-Lene Meyer nun mehr Zeit für Sport, Hobbys und den Besuch der Tochter in der Schweiz. Die Gästebücher haben sie aufbewahrt, sagen sie, von Anfang an. Freundschaften zu Urlaubern bis heute: Zu vielen langjährigen Pensions-Gästen hätten sie noch heute persönlichen Kontakt – wenn sie wieder einmal im Urlaub in Kalifornien sind. Nur schickt man sich heute zur Verabredung natürlich keine Postkarte mehr, sondern eine Whatsapp-Nachricht. Mehr aus dem Kreis Plön lesen Sie hier.