Auch nachdem sich im Mai mit Dr. Christian Fieber ein neuer Arzt für Schönkirchen fand, bereitet die Praxis der Bedarfsplanung Bürgermeister Gerd Radisch Bauchschmerzen. Die Nähe zu Kiel ist für die Gemeinde dabei ein Problem.
Denn die Gebiete, in denen die Kassenärztliche Vereinigung die Ärztedichte misst, haben nichts mit den Gemeindegrenzen zu tun, in denen die meisten Bürger denken.
Überversorgung auf dem Papier
So zählt Schönkirchen zum Mittelbereich Kiel – ebenso wie die Landeshauptstadt und Kommunen wie Heikendorf, Schönberg oder Preetz. Für das gesamte Gebiet liegt der Versorgungsgrad bei 111,9 Prozent, ist also mehr als ausreichend.
Ab einem Wert von 110 Prozent wird der Planungsbezirk für weitere Zulassungen gesperrt. Ärzte können sich dann dort nur niederlassen, wenn sie einen bestehenden Kassensitz übernehmen, also einen anderen Arzt ablösen.
Doch nachdem Ende 2017 ein Schönkirchener Arzt seine Zulassung altersbedingt zurückgegeben hatte und sich nicht um eine Nachfolge in seiner Praxis kümmerte und eine Ärztin, die eine andere Praxis im Augustental übernommen hatte, ihren Sitz nach Mönkeberg verlegte, waren zwei Kassensitze und damit alle bis auf die der Praxis Ratjen/Scharpenberg im Kätnersredder aus Schönkirchen verschwunden.
Sitzverlegung als Hintertürchen
Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein weist darauf hin, dass sie selbst bei der Bedarfsplanung an detaillierte Vorgaben aus dem Sozialgesetzbuch gebunden ist. „Wir können ja keinen Arzt zwingen, irgendwo zu praktizieren“, sagt KVSH-Specher Marco Dethlefsen.
Die Kommunen hätten stattdessen die Möglichkeit, Anreize wie niedrige Mieten für Praxisräume oder eine Bushaltestelle vor der Tür zu schaffen. Denn einen Sitz innerhalb desselben Mittelbereiches verlegen, das geht.
Mittlerweile hat sich die Lage etwas entschärft, weil mit Dr. Christian Fieber ein Arzt das Hintertürchen der Sitzverlegung genutzt hat. Nachdem er in die Praxis von Dr. Martin Schardt in Kiel-Dietrichsdorf eingestiegen war, machten die beiden eine überörtliche Gemeinschaftspraxis daraus und betreiben nun zwei Praxen.
Für seinen Partner und ihn ist der zweite Standort allerdings auch ein echter Kraftakt. „Finanziell ist das ein Wagnis. Und es hat uns durch die Regeln der KV viel Papierkram, lange Vorbereitung und diverse Beratungsgespräche gekostet“, sagt Schardt.
Ziel: Fünf Ärzte für Schönkirchen
Für Bürgermeister Gerd Radisch ist das Versorgungsproblem aber noch nicht gelöst. „In Schönkirchen leben mehr Menschen als beim Landesamt für Statistik berechnet wurden. Wir gehen auf die 6.800 Einwohner zu“, sagt er.
Sein Ziel sei es daher, in Zukunft mindestens fünf Hausärzte in der Gemeinde zu haben. „Dann wären wir in den nächsten zehn Jahren gut versorgt.“