In Schwentinental ist Volker Sindt (SPD) neuer Rathauschef auf Zeit

Herr Sindt, darf ich Sie so ansprechen? Oder muss es jetzt mit neuem Titel „Herr Bürgermeister“ heißen? Ich denke, mein Name reicht mir. Bekannt genug ist er ja auch in Schwentinental. Außerdem hat er mir 65 Jahre lang gute Dienste geleistet. Insofern kann jetzt alles so bleiben wie es war. Ist der Job eigentlich anstrengend? Wie viel Zeit müssen Sie investieren? Zwischen zwei und vier Stunden pro Tag sind es schon. Zu meinen Aufgaben gehören Termine wie zum Beispiel demnächst beim Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer zur Zusammenarbeit der Landeshauptstadt mit den Umlandgemeinden. Mit dazu gehören auch die regelmäßigen Runden mit Amtsleitern. Zudem müssen Gremiensitzungen vorbereitet, Verträge oder Sitzungsvorlagen unterschrieben werden. Manchmal sind auch Entscheidungen zu fällen, die keinen Aufschub dulden. Was sind denn das für Entscheidungen? Bei unvorhersehbaren Ereignissen wie Bränden, schweren Unfällen oder anderen Katastrophen müssen Entscheidungen sowie Absprachen zu Hilfestellungen schnell getroffen und koordiniert werden. Volker Sindt (65) ist seit rund 34 Jahren in Schwentinental politisch aktiv – zunächst als bürgerliches Mitglied in der Raisdorfer Gemeindevertretung (1986 bis 1995). Seit 1995 amtiert der Volljurist (Schwerpunkt Verwaltungsrecht, später Wohnungs- und Mietrecht) als Fraktionschef der SPD. Dieses Amt hat er in der Schwentinentaler Stadtvertretung nach wie vor inne. 34 Jahre lang bekleidete Sindt Führungsfunktionen bei Haus&Grund in Kiel als Justiziar, Geschäftsführer, Verlagsleiter oder Chefredakteur der von Haus&Grund herausgegebenen Zeitung. Haben Sie nicht manchmal Angst, solchen Herausforderungen in Extremsituationen vielleicht nicht gewachsen zu sein? Angst nicht, Respekt schon. Natürlich kann das im Ernstfall herausfordernd sein. Aber ich bin über Jahrzehnte hinweg mit der Stadt, ihrer Verwaltung und Politik in Schwentinental bestens vertraut. Außerdem gehörte eine gewisse Entscheidungsfreudigkeit sowie Personalführung auch in meiner beruflichen Laufbahn bei Haus&Grund in Kiel dazu. Bei ihrem Arbeitgeber wurden sie nach 34 Jahren in diversen Funktionen erst vor ein paar Wochen in den Ruhestand verabschiedet. Als Rentner könnten Sie doch jetzt mit Ihrer Frau auf Reisen gehen, schöne Bücher lesen oder Rosen züchten. Jetzt sitzen Sie aber schon wieder an einem Schreibtisch. Wieso? Zunächst einmal halte ich es für eine Ehre, so ein Amt ausüben zu dürfen. Schließlich wird man dafür ja auch vereidigt – sozusagen zu einem Wahlbeamten. Außerdem ist es für mich eine schöne Gelegenheit, der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Denn in Schwentinental habe ich über Jahrzehnte hinweg vieles erlebt, einiges erreicht und manches durchgemacht. Ehre hin oder her: Viele Arbeitgeber dürften sich ziemlich schwertun, Beschäftigte ohne Lohnkürzungen für so ein Ehrenamt in dem dafür oft erforderlichen Zeitumfang freizustellen. Das stimmt leider. Ich hatte zwar das Glück, dass mein Arbeitgeber damit nie ein Problem hatte. Aber grundsätzlich ist es schon so, dass es keinen Anspruch gibt, während einer Dienstzeit so ein Ehrenamt auszuüben. Ich finde: Es sollte eine Verpflichtung der Arbeitgeber geben, Mitarbeiter in einem gewissen Zeitrahmen freizustellen. Zumindest sollte es beim Nachweis der ehrenamtlichen Arbeit später ein paar Rentenpunkte mehr geben. Denn das Funktionieren unserer Demokratie hängt ganz entscheidend davon ab, dass Bürger sich ehrenamtlich engagieren. Wenn Sie denn schon in Ihrem wohlverdienten Ruhestand arbeiten, zeigt sich die Stadt denn dafür wenigstens erkenntlich? Mit anderen Worten: Was verdient eigentlich ein amtierender erster stellvertretender Bürgermeister in Schwentinental? Ehrlich gesagt, kann Geld nun wirklich kein Anreiz für so ein Amt bilden. Was anderes wäre es natürlich, wenn ich wie ein hauptamtlicher Bürgermeister bezahlt würde. Dann hätte ich so um die 3000 Euro für die 14 Tage. Da es sich aber um ein Ehrenamt handelt, gibt es dafür lediglich eine Aufwandsentschädigung in Höhe von 35 Euro pro Tag. Fassen wir mal zusammen: Das Amt macht Ihnen Spaß, wird aber nicht so gut bezahlt. Sie sind noch fit, politisch sehr erfahren. Da drängt sich doch die Frage auf: Wann kandidiert Volker Sindt für das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters in Schwentinental? Das wird schon sehr bald passieren (grinst breit über den Überraschungseffekt). Aber im Ernst: Vor etwa 20 Jahren habe ich in der Tat mal mit dem Gedanken gespielt, ein Bürgermeisteramt zu übernehmen. Das hätte mir schon Spaß gemacht. Aber dann unterbreitete mir Haus&Grund ein tolles Angebot. Das konnte ich nicht ausschlagen. Und im Nachhinein bereut habe ich den Wechsel in ein Rathaus auch nie. Und jetzt, wo Sie Zeit genug hätten, reizt Sie das Bürgermeisteramt nun nicht mehr? Das will ich so nicht sagen. Aber es würde gar nicht gehen. Laut Gesetz bin ich mit 65 Jahren jetzt zu alt dafür. Mit dem Erreichen der Altersgrenze endet sozusagen die Bewerbungsfrist für ein Bürgermeisteramt. Und ich finde das auch richtig so. Irgendwann muss auch mal Schluss sein. Weitere Nachrichten aus Plön lesen Sie hier