Infotafeln in Lammershagen: Naturschönheiten und düstere Kriegsgeschichte

Auf vier Tafeln erfährt der Betrachter anhand von zahlreichen Fotos und Kartenausschnitten Wissenswertes über die erdgeschichtliche Entstehung des zweitgrößten Sees in Schleswig-Holstein und seine Unterwasserlandschaft, über die artenreiche Tierwelt im und am Wasser sowie über weitgehend unberührte Uferzonen, die als feuchte Bruchwälder Wildnissen ähneln. Auf einer weiteren Tafel gibt es Fotos und Informationen zu einem historisch bedeutendem und noch erhaltenen Ensemble reetgedeckter, denkmalgeschützter Fachwerkhäuser im Ort Bellin. Rolle während des Nazi-Regimes wird nicht ausgespart: Doch da die Gemeinde Lammershagen und der Ort Bellin neben landschaftlichen Schönheiten und geschichtsträchtigen Gebäuden auch eine „dunkle Seite“ hat und eine bedeutende Rolle während des Nazi-Regimes gespielt hat, ist auch diesem Thema eine Tafel gewidmet. Dort erfährt man vom Seefliegerhorst, der 1937/38 am Selenter See gebaut wurde, von Zwangsarbeitern in der Landwirtschaft und in der nach Bellin verlagerten Außenstelle der Kieler Anschützwerke oder von Kriegsgefangenen, die in den Baracken des Fliegerhorstes, auf Bauernhöfen oder in Zeltlagern interniert waren. Lesen Sie auch: Camping im Trend: Unterwegs mit Zelt, Pott und Pann Initiiert wurden die Infotafeln von der Gemeinde Lammershagen, genauer gesagt von Henning Thiessen, Mitglied der Gemeindevertretung, und Bernd Oelke, dem Lammershagener Bürgermeister. Schon lange hätten sie die Idee gehabt, Einheimischen und Gästen die Besonderheiten des Ortes und des Selenter Sees mit Bildern, Karten und kurzen Texten etwas näherzubringen, erzählte Bernd Oelke. Henning Thiessen konnte viel Fachwissen beisteuern, denn als Biologe und Hobbyfotograf hatte er früher im Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) schon zahlreiche Informationsschilder für Naturschutzgebiete entwickelt. „Außerdem haben mich meine Aufenthalte in Skandinavien inspiriert. Dort weisen viele Informationstafeln auf landschaftliche oder geschichtliche Besonderheiten hin. Darin sehe ich eine Wertschätzung der eigenen Region und auch einen Willkommensgruß für Gäste“, erläuterte Thiessen. Auswahl von Fotos, Fakten und Texten: Die Vorarbeit sei jedoch deutlich aufwendiger gewesen, als zunächst gedacht, berichtet er. Vor allem die Auswahl der unzähligen Fotos, der Fakten und Texte hätte viel Zeit in Anspruch genommen, denn man wollte die Tafeln nicht überfrachten. Auch die Suche nach Fördermitteln sei langwierig gewesen. „EU-Fördermittel zu beantragen, habe ich schnell aufgegeben, denn das war viel zu kompliziert“, so Thiessen. Mithilfe des Amtes Selent/Schlesen und der Marius-Böger-Stiftung sowie finanzieller Unterstützung des LLUR, des Bundes sowie der Gemeinde Lammershagen konnten die von einem Planungsbüro aus Nortorf (Kreis Rendsburg/Eckernförde) und einer Zimmerei aus Dellstedt (Kreis Dithmarschen) hergestellten Schilder schließlich realisiert werden. Mehr aus dem Kreis Plön lesen Sie hier.