Kalübbe: Geflügelbauer Banck kämpft ums Überleben

Die landesweite Stallpflicht für sämtliches Geflügel macht Jens Banck zu schaffen. Der Geflügelbesitzer macht sich Sorgen um seine Tiere und sein Geschäft. „Sie Saison beginnt bei uns mit dem Martinstag“, erzählt der 57-Jährige. „Da kam der Teil-Lockdown.“ Die daraus resultierende Absage des Weihnachtsmarktes auf Gut Stockseehof sei für ihn ein herber Einschnitt. „Gut Stockseehof ist für unser dafür extra produziertes Geflügelsauerfleisch im Glas ein wichtiger Absatzmarkt.“ Weniger Umsatz durch Shutdown: Hof Langenseden ist auf Direktvermarktung angewiesen. Der Shutdown der Gastronomie trifft die Blancks daher nicht. „Aber wir sind abhängig von Abnehmern ab Hof“, erklärt Birgit Blanck. Mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept, zwei festen Verkaufstagen und erweiterten Öffnungszeiten dürfen Kunden nun immer dienstags und sonnabends im saisonalen Hofladen ihre Bestellungen abholen. Durch telefonisch koordinierte Abholtermine würden sich keine Warteschlangen bilden, so Jens Banck. Die Stammkunden hielten Birgit und Jens Banck die Treue. Durch familiäre Coronafälle seien einige Kunden von ihrer Bestellung zurückgetreten – sie bräuchten keinen Weihnachtsbraten mehr. Seit 30 Jahren bedienen die Blancks mit ihrem artgerecht gehaltenen Geflügel eine Kundschaft, die Wert auf die Haltungsform und natürliche Fütterung legt. 250 Gänse, 50 Puten, 250 Enten und 100 Hähnchen leben auf sechseinhalb Hektar Wiesenfläche mit Apfelbäumen. Stallpflicht und keine Entschädigungshilfen: Die Stallpflicht für Freilandgeflügel dauert noch bis zum 9. Dezember. „Die Maßnahme verstehe ich schon“, meint Jens Banck. „Aber so kann es nicht weitergehen. Tut es Not, in ganz Schleswig-Holstein die Stallpflicht auszurufen, obwohl es so wenig Fälle von Geflügelpest gibt?“, fragt sich der Landwirt. „Vor vier Jahren waren wir hier Beobachtungsgebiet“, erinnert sich Birgit Banck. „Damals haben wir von jedem Geflügelstück, was geschlachtet werden sollte, eine Speichelprobe gezogen und ich habe diese nach Neumünster ins Landeslabor gefahren. Jeden zweiten Tag.“ Seien die Proben unbedenklich gewesen, haben Bancks schlachten dürfen. „Das war ein kostspieliger Aufwand“, so die 54-Jährige. „Den hat uns niemand ersetzt.“ Keulungskosten würden erstattet werden, ansonsten gibt es keine Entschädigungshilfen. Lesen Sie auch: Geflügelpest: Kann ich noch bedenkenlos Ei und Gänsebraten essen? Bancks hoffen, dass die Geflügelpest in diesem Winter glimpflich ausgeht und in ihrer Nähe kein Fall auftritt. Auch die Novemberhilfen des Bundes ständen ihnen nicht zu. „Hier muss der Gesetzgeber nachbessern“, fordert Jens Banck. „Freilandhalter bekommen sowieso zu wenig Unterstützung. Die Leute wollen artgerechte Haltung, unterstützt werden jedoch immer die großen Stallmäster. Das ist existenzbedrohend.“ Tiere leiden in den Ställen: Die Tiere litten in den Ställen, wenn sie es gewohnt seien, den ganzen Tag im Freien zu laufen und zu fressen, sorgt sich Jens Banck. Der Zutritt der Ställe ist Außenstehenden verboten. Die landesweit geltende Allgemeinverfügung zur Festlegung von Biosicherheitsmaßnahmen in Geflügelhaltungen sieht eine Schuhdesinfektion, Schutzkleidung und Desinfektion der Gerätschaften vor. „Die permanente Aufstallung ist nicht artgerecht. Damit können wir uns nicht anfreunden“, sagt Jens Banck. „Die Geflügelpest vor vier Jahren war schon hart. Das müssen wir nicht ewig weitermachen.“