Kein Gast in Sicht Corona-Krise trifft Ostseebad Hohwacht

Über genau 2499 Betten für Urlauber verfügt die kleine Gemeinde mit ihren nur rund 850 Einwohnern. Doch kein Urlauber legt sich hier schlafen. Sie sind alle leer. Bürgermeister Karsten Kruse sorgt sich vor allem um die kleinen Privatvermieter. Rentner, die sich mit den Einnahmen aus der Zimmervermietung einen Teil ihres Lebensabends verdienen. Im Gegensatz zu den gewerblichen Unternehmen sitzen sie nicht unter dem Rettungsschirm des Staates und erhalten ein Ausfallgeld. Kruse: „Das ist eine kritische Sache“. Hohwacht: Weniger Einnahmen, schlechter Gemeindehaushalt: Er rechnet mit einer „Schieflage“ des Hohwachter Gemeindehaushalts als Folge der Corona-Krise. Die Gemeinde gleicht nämlich den Haushalt des Kurbetriebes aus. Und das Defizit dürfte dieses Jahr besonders hoch werden. Kruse ist Inhaber einer Fischräucherei und direkt vom Fernbleiben der Urlauber betroffen. Er dürfte zwar für einen Außerhausverkauf öffnen. Aber für wen, wenn keiner da ist? Zu Ostern will er öffnen und seinen Räucherfisch auch in die Haushalte liefern. Er rechnet aber nur noch mit zehn Prozent der Einnahmen wie sonst zu Ostern üblich. Hotelschließung in Hohwacht: Versicherung zahlt nicht im Corona-Fall: Carsten Anders ist der Besitzer des Hotels Hohe Wacht, das erste Haus am Platze. Die 254 Betten waren zu Ostern eigentlich alle ausgebucht. Nun bummeln die 75 Mitarbeiter Überstunden ab oder nehmen Urlaub. Ein kleiner Teil reinigt gründlich das Haus, bringt kleine Dinge auf den neuesten Stand. Doch Anders wird für sie einen Antrag auf Kurzarbeit stellen. Er rechnet für den April mit Umsatzeinbußen von bis zu 250 000 Euro. Das Corona-Virus trifft das Unternehmen hart. „Wir waren besonders gut gebucht für dieses Jahr.“ Das Hotel hohe Wacht verfügt sogar über eine Betriebsausfall-Versicherung. Doch die zahlt im Corona-Fall nicht, wie Anders zu seinem Missfallen erfuhr. Lesen Sie auch: Neubau von vier Apartmenthäusern soll Tourismus stärken Normalerweise kommt Gastronom Gerold Rothe in der Osterzeit mit seinem Team des Restaurants Seaside kaum zum atmen. Das ist dieses Jahr anders. Seine Angestellten sollten eigentlich am wieder 1. April beginnen. Jetzt bleiben sie arbeitslos gemeldet, bis er wieder richtig öffnen darf. Zusammen mit seiner Frau organisiert er am Wochenende einen Außerhausverkauf am Restaurant und einen Lieferservice. „Es ist nicht doll, aber es passiert wenigstens etwas.“ Man reiche die Speisen über einen Außentresen oder bringe sie den Leuten ins Haus, die einen Gang vor die Tür wegen des Virus scheuen. Von einer akuten Not will er nicht sprechen. Die Gemeinde stundet ihm unbürokratisch die Pacht. Geld, das er aber später zahlen muss. „Ich hoffe, dass sich die Lage bis Juni wieder beruhigt hat, dass wir wieder in die Gänge kommen.“ Wann sind wieder Konzerte in Hohwacht erlaubt? Gäste, Zweitwohnungsbesitzer und Musiker: Das sind die Personengruppen, die Grit Wenzel in den letzten Wochen am Telefon hatte. Die Chefin der Hohwachter Bucht Touristik sitzt in der verschlossenen Tourist-Info in Hohwacht, die nur telefonisch erreichbar ist. Die Gäste und die Zweitwohnungbesitzer wollten wissen, ob sie nach Hohwacht anreisen durften. Soweit verständlich. Und die Musiker? Die wollten wissen, ob ihr Auftritt in Hohwacht stattfindet. Wenzel organisiert nämlich über das Jahr zahlreiche Konzerte. Viele von ihnen dürften ausfallen und auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. „Bis zum 15. Mai ist alles abgesagt.“ Vorerst. Und spätere Konzerte? „Ich weiß nicht, ob das noch etwas wird.“ Wenzel hofft, im, Juli wieder Urlauber begrüßen zu können. „Ich bin von Beruf her Zweckoptimist. Da müssen wir durch.“ Aber auch ein Zweckoptimist bleibt Realist. Die derzeitige Corona-Lage werde keine einmalige sein, fürchtet Wenzel. Mehr Nachrichten aus dem Kreis Plön lesen Sie hier.

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