Klausdorf: Wie Sven Ehrig den Sprung vom TSV Klausdorf zum THW Kiel schaffte

Sportliche Familien mag es so einige geben im TSV Klausdorf. Aber so eine enge, umfassende Verbindung zu Verein und (Handball-)Sport wie sie Familie Ehrig seit vielen Jahren pflegt, dürfte ziemlich einmalig sein beim TSV. Sportlich bislang am weitesten gebracht hat es der Jüngste: Sven unterschrieb im vergangenen Sommer mit gerade mal 19 Lenzen seinen ersten Profi-Vertrag beim Rekordmeister THW – und heimste als Kadermitglied sogar den Titel Championsleage-Sieger ein. So ganz unbeschwert war der Schritt in die Welt des Profi-Leistungssports aber offenbar nicht. Zwei Wochen lang behielt Sven Ehrig die Unterschrift unter den Zweijahresvertrag beim THW erst mal für sich. Seine Brüder weihte er ein, die Eltern nicht. „Ich musste das erst mal verdauen und sortieren. Ist ja schließlich ein großer Schritt, seinen Traum wahr zu machen“, erzählt der Fast-Zweimetermann und Jugend-Nationalspieler. Vater kennt als Ex-THW-Torwart Anforderungen an Profi-Sportler: Die eher zurückhaltende Reaktion des Herrn Papa auf den Karriereschritt der Sohnes („....muss ja jeder selber wissen, was er tut. Trotzdem herzlichen Glückwunsch meinerseits...“) kommt nicht von ungefähr. Schließlich weiß Thorsten Ehrig als Ex-THW-Torwart (1989 bis 1996) ganz genau, was junge Profisportler erwartet – zu seiner Zeit sowieso, als er trotz Training und Bundesliga-Spielen weiter seinem Job bei den Kieler Stadtwerken nachging. Und das hieß oft: morgens um vier vom Auswärtsspiel zurück, Kurzfrühstück. Um sechs Uhr Dienstbeginn im Büro. Dann die alltägliche Tretmühle: Training, Büro, Training. Am nächsten Tag alles von vorn. „Aber ich wollte mir unbedingt die Unabhängigkeit bewahren, jederzeit aufhören zu können“, erinnert sich Thorsten Ehrig. Sven Ehrig studiert neben seinem Job als junger THW-Profi: Diese Einstellung hat er seinem Sohn offenbar mit auf den Lebensweg gegeben. „Eine schwerere Verletzung reicht oft schon. Dann ist es plötzlich vorbei mit dem Profi-Dasein“, sagt Sven und Papa nickt. Also startete der jetzt 20-Jährige ein Fernstudium mit Fachrichtung Architektur, „sicherheitshalber“. Seine ebenfalls mit Handbällen in den Wiegen aufgewachsenen älteren Brüder machen es ähnlich: die Zwillinge Jan und Finn studieren Betriebswirtschaft, lassen dabei aber natürlich nicht vom Lieblingssport: Jan spielt mittlerweile bei der HG Hamburg-Barmbek (zweite Liga), Finn beim dänischen Club Fursø (dritte Liga). Lesen Sie auch: Hausarzt fordert mehr Aufklärung bei Corona-Impfung Natürlich sind sie stolz auf ihren jüngeren Bruder, der als Jugendlicher dem Trainingsfleiß der Geschwister nacheiferte. „Allerdings hat sich das für uns nicht wirklich ausgezahlt“, feixt Finn: „Günstiger an THW-Tickets kommen wir jetzt trotzdem nicht.“ TSV Klausdorf ist für die Ehrigs wie eine Zweitfamilie: Was die Familie außer der gemeinsamen Handball-Leidenschaft ebenfalls eint, ist ihre Verbundenheit zum TSV Klausdorf. Alle Kinder machten hier ihre ersten Erfahrungen mit dem Sport, bevor sie in andere Clubs wechselten. Vater Thorsten fungiert im TSV als technischer Leiter und Trainer, Mutter Sabine arbeitet in der Geschäftsstelle. „Ist schon so ähnlich wie eine Zweitfamilie“, erzählt die 53-Jährige, die in ihrer Jugend natürlich auch Handball in ihrem Verein in Kappeln spielte, bevor böse Verletzungen an Meniskus und Fuß weitere Sportambitionen der damals 18-Jährigen endgültig zunichte machten. Trotzdem ist Handball nach wie vor allgegenwärtig. Im Verein oder privat. So sitzen die Ehrigs manchmal alle zusammen, um sich Spiele im Fernsehen anzuschauen. „Der Vorteil ist, dass uns keiner mehr die Regeln erklären muss“, witzelt Thorsten Ehrig. Handballspiele im TV sind oft Pflichttermine: Wenn der THW spielt, ist so ein familiärer TV-Handball-Termin ohnehin Pflicht. „Das lassen wir uns doch nicht entgehen“, da sind sich die Zwillinge – wie wahrscheinlich sonst meistens auch – absolut einig. Genießen müsse man das, wenn der eigene Bruder mit dabei ist. Und seinen Traum leben darf , der vor vielen Jahren im TSV Klausdorf seinen Anfang nahm.