Historische Orgel ist ein Klangwunder

Das Hauptwerk der Renaissance-Orgel stammt aus dem Jahr 1573, erzählt die 59-Jährige, die seit sieben Jahren in der Klosterkirche tätig ist. Das Instrument wurde vom Lübecker Orgelbauer Hans Köster gebaut, 1686 von Ahasverus Schütze erweitert und 1767 von Johann Daniel Busch ergänzt. An der Orgel lassen sich auch romantische Werke spielen: „So lassen sich neben Musik aus Barock und Renaissance auch romantische Werke spielen – Mendelssohn geht zum Beispiel ganz fantastisch“, erklärt sie. Das Instrument wurde 1999 von der Firma Marcussen in Apenrade restauriert, schreibt die Gesellschaft der Freunde des Klosters Preetz auf ihrer Homepage: „Am 1. Juni 2000 weihte Bischof Ludwig Kohlwage in Anwesenheit der Priörin Irmela Gräfin Brockdorf-Ahlefeldt, des Klosterprobsten Albrecht Graf Brockdorf-Ahlefeldt und der Ministerpräsidentin Heide Simonis das Kulturdenkmal von nationalem Rang ein.“ Eine Preetzer Besonderheit sind die großen Prospektpfeifen der Pedaltürme. Die Pfeifen sehen aus wie Metall, sind aber aus Holz. Klosterorgel in Preetz hat 29 Register: Die Klosterorgel habe 29 Register mit Tremulant, mit dem ein Tremolo erzeugt werden kann, und Zimbelstern, der sich wie ein Glockenspiel anhört. „Die Register haben einen ganz speziellen Klang“, berichtet Gabriele Schenkel begeistert. „Bis heute entdecke ich immer wieder neue Kombinationen, das macht es spannend.“ Außerdem könne man Register, die sonst kombiniert würden, auch solistisch verwenden. „Ich bin fasziniert, was die jahrhundertealte Orgel an Klangwundern birgt“, so die Klosterorganistin, die ihr Wissen auch mit Orgelunterricht auf Jamaika weitergibt. Im Sommer begleitet sie jeden Sonntag den Gottesdienst in der Klosterkirche. Im Winter finden die Andachten nicht im ungeheizten Gotteshaus statt, sondern im wärmeren Konventsaal. Normalerweise. Doch wegen der Corona-Pandemie werden die auf eine halbe Stunde verkürzten Gottesdienste nun auch in den kalten Monaten in der Klosterkirche gefeiert. Gabriele Schenkel kann sich dann mit Heizstrahlern wärmen, die Besucher unter ihr müssen sich in warme Decken wickeln. Kälte macht dem Instrument nichts aus: „Die Kälte macht dem Instrument nichts aus“, betont sie. Ganz im Gegenteil: „Es rettet sämtliche Kunstschätze im Kloster, dass hier nicht so schnell hochgeheizt wird.“ So sei die Orgel keinen starken Temperaturschwankungen ausgesetzt. Lesen Sie aus unserer Orgelserie auch: Kirchenorgel in Giekau - Satter Klang im romantischen Stil O rgel der Marienkirche Schönkirchen - Schrille Misstöne bei der Einweihung Aber sie müsse regelmäßig gespielt werden. „Die Mechanik muss bewegt werden.“ Deshalb sei sie sonst im Winter, wenn es keine Gottesdienste gebe, regelmäßig zum Üben hier. Falls der Strom einmal ausfallen sollte, gebe es auch noch altes Schwungrad. „Das müssten aber zwei Leute anschubsen.“ Im Herbst können Besucher der eigenen Musik von Gabriele Schenkel lauschen: Dann stellt die Klosterorganistin in einer Uraufführung ihre Komposition „Planetarium“ vor. Die Sängerin Andrea Gegner aus München wird dazu Gedichte vortragen und Vokalisen singen. In der Uraufführung geht es um die Planeten: Schenkel will musikalisch die Planeten vorstellen. „Bei der Erde hört man den abrupten Corona-Stillstand heraus“, verspricht sie. Das Endstück „Universum“ hat sie bereits fertig und auch schon gespielt. Ansonsten wird sie viel improvisieren. „Es gibt nur eine grobe Struktur, alles Weitere – wie auch die Planeten, die veränderlich sind und ihre Konstellation ändern – ist zu 90 Prozent improvisatorisch.“ Sie hoffe, dass auch die Orgelnacht in diesem Jahr stattfinden kann, die sie zusammen mit ihrem Mann Roman Reichel, Kantor in Probsteierhagen, seit mehreren Jahren auf die Beine stellt. Wie im vergangenen Jahr soll sie auf zwei Tage verteilt werden: am 17. Juli in Preetz, am 18. Juli in Probsteierhagen. Das Instrument dort ist eine der ältesten Barockorgeln. Ist das Instrument in der Klosterkirche ihre Traumorgel? Sie erinnert sich an ein Konzert in Speyer – an einer Orgel mit 122 Registern und fünf Manualen. Sie hat auch schon an dem Instrument in Ansbach gespielt, wo Bach lange gewirkt hat. „Wahnsinn, was die Orgel alles an berühmten Komponisten erlebt hat.“ Traumorgel mit schönem Klangbild: Aber wenn sie wählen müsste, würde die Entscheidung zugunsten der Orgel im Kloster ausfallen. „Eine Orgel muss am Klang erkennbar sein. Nicht so schrill, nicht zu dumpf, mit einem schönen und einheitlichen Klangbild – das macht für mich eine Traumorgel aus.“

Klosterkirche Preetz - Historische Orgel ist ein Klangwunder