Kreis Plön: Ärger über rücksichtslose Waldbesucher

Eigentlich freut sich Betriebsleiter Felix Hagedorn vom Gut Schrevenborn in Heikendorf über jeden Waldbesucher, der die Schönheit des Forstes und der heimischen Tier- und Pflanzenwelt, in der es neben reichlich Wild auch Füchse und Dachse gibt, zu schätzen weiß. Doch in letzter Zeit beobachtet er immer öfter, dass weniger sensible Spaziergänger querfeldein laufen und sich in den abgelegeneren Winkeln neue Trampelpfade bilden. Die Zahl der Waldbesucher, so Hagedorn, habe in der Corona-Zeit extrem zugenommen. Manche laufen auch auf seinen Feldern herum, wo der Winterweizen in der vegetativen Phase steht, obwohl in Schleswig-Holstein ein strenges Betretungsverbot für landwirtschaftliche Flächen gilt. „Wenn einer damit anfängt, dann macht das leider ganz schnell Schule“, weiß er. Immer wieder Müll, aber kaum noch Wild: Bei seinen Rundgängen sieht er seit einigen Monaten Pfade abseits der Hauptwege stetig wachsen, immer wieder Müll, aber kaum noch Wild. „Normalerweise haben wir starke Damwildbestände, aber die sind spürbar zurückgegangen“, so Hagedorn. Die Einstände hätten sich verschoben, das Wild suche sich andere Ruhegebiete. Für den jungen Gutsherren, der sich seit 2018 als Betriebsleiter um Schrevenborns Land- und Forstwirtschaft kümmert, ist das ein Alarmzeichen. „In unseren Wäldern ist es ein ganzes Stück unruhiger geworden.“ Lesen Sie auch: Schneeballschlacht und Rodelspaß im Lockdown: Was ist erlaubt und was nicht? Konkret merkt er das auch, wenn parkende Autos an den Hauptwirtschaftswegen die Einfahrt für seine landwirtschaftlichen Maschinen versperren. „Das kostet Geld und vor allem Nerven.“ Auch bei der Selbstwerbung von Brennholz ist die Zunahme von uneinsichtigen Waldbesuchern zu spüren. Erst vor ein paar Tagen, berichtet Hagedorn, habe ein Kunde seinen Vertrag mit der Begründung gekündigt, dass er trotz Absperrung nicht mehr für ausreichend Sicherheit sorgen kann, weil Spaziergänger querbeet laufen und Grenzen missachten. Auch Müll, herrenlose Hunde-Kotbeutel und Vandalismus nehmen zu. „Wir sind keine Kommune und sammeln das ungern ein“, sagt Felix Hagedorn. Sorge um die Seeadler: Ähnliche Problematiken mit Waldbesuchern schildert Revierförster Martin Friedrich von der Försterei Rönnerholz in Pohnsdorf, die für knapp 1200 Hektar Waldflächen des Adeligen Klosters in Preetz nordwestlich der Kreisstadt zuständig ist. Mountainbiker, Rennradfahrer, nicht angeleinte Hunde und Spaziergänger machen dem Förster die Arbeit zunehmend schwer. So gelte, laut Friedrich, für Spaziergänger (ohne Hund) zwar kein allgemeines Wegegebot, allerdings sollten Menschen abseits der Wege auch nicht mit anderen Gesetzen in Konflikt geraten. Beispielsweise indem sie die Brut- und Setzzeiten missachten. „Bei unseren Seeadlern im Revier beginnt die Balz bereits ab Ende Januar“, berichtet Martin Friedrich. Revierförster bringt bei illegalem Freizeitverhalten jeden Fall zur Anzeige: Das Fahrradfahren sei grundsätzlich nur auf Forstwegen gestattet, die ganzjährig mit einem Fahrzeug zu befahren sind. Doch gerade Mountainbiker, so der Förster, nutzen oft Rückegassen oder Wildwechsel für ihren Sport. „Das ist schlichtweg verboten“, so Friedrich. Da er eine deutliche Zunahme dieser illegalen Freizeitnutzung beobachte, spreche er keine Verwarnungen mehr aus. „Wir bringen jeden Fall zur Anzeige.“ Der Revierförster hofft künftig auf mehr Verständnis von Waldbesuchern, die in der Corona-Pandemie zur Abwechslung von ihren eigenen vier Wänden verstärkt die Natur aufsuchen. „Wenn jeder Rücksicht nimmt und sich an die gesetzlichen Vorgaben hält, steht dem Erholungssuchenden die ganze unbeschwerte Schönheit unserer Wälder offen, während sich Tier und Pflanze ungestört in ihren Habitaten entwickeln können.“