Kreis Plön: Mehr Einbürgerungen dank Brexit

2017 waren nach offiziellen Angaben unter 50 eingebürgerten Personen erst zwei Briten gewesen, schon ein Jahr später war deren Zahl auf sechs geklettert. Der drohende Austritt Großbritanniens aus der EU hat offensichtlich für neuen Schub gesorgt. „Auch das ist Deutschland“, betonte Landrätin Stephanie Ladwig während der Feier. „Ihre originale Einbürgerungsurkunde haben Sie ja schon im Laufe des vergangenen Jahres erhalten. Aus Datenschutzgründen können wir das nicht hier durchführen. Auf Ihre Persönlichkeitsrechte nehmen wir große Rücksicht und Formalien gehören dazu.“ Motive der Neubürger im Kreis Plön so unterschiedlich wie die Lebensgeschichten: Vordergründig sei eine Einbürgerung nämlich ein sehr bürokratisches Verfahren, in dem zahlreiche Anträge gestellt und bearbeitet, Nachweise erbracht und geprüft werden müssten. Dann würden neue Dokumente ausgefertigt bis schließlich die Einbürgerungsurkunde überreicht werde, die nach der Vorlage beim dann zuständigen Einwohnermeldeamt zur Ausstellung des Personalausweises und des Reisepasses führe. Hinter diesen verwaltungstechnischen Abläufen steckten aber in erster Linie menschliche Schicksale und grundsätzliche Entscheidungen, so Ladwig. Und die individuellen Motive, deutscher Staatsbürger werden zu wollen, seien so unterschiedlich wie die jeweiligen Lebensgeschichten. „Einige von Ihnen sind schon seit Kindheitstagen hier. Andere kamen als Arbeiter, als Führungskräfte, als Wissenschaftler. Manche sind vor Gewalt und Unterdrückung geflohen, wieder andere folgten der Liebe.“ Und einigen drohte schlicht und ergreifend der Brexit. So komme ein Drittel der anwesenden Neubürger aus Großbritannien, stellte Ladwig fest. Die weiteren zehn vertretenen Nationalitäten seien Armenien, Dänemark, Finnland, Kosovo, Marokko, Mexiko, Rumänien, Russland, Schweden und Vietnam. „Hier in Plön kommt die Welt zusammen – das finde ich persönlich ausgesprochen spannend“, so Ladwig. Büffeln für den Einbürgerungstest: Zu der großen Briten-Fraktion zählen die gebürtigen Engländer William Gent aus Stolpe und Jacqueline Brandt aus Laboe. Gent lebt seit 25 Jahren in Deutschland, arbeitet als Tischler in einer Plöner Bootswerft und ist aktiver Feuerwehrmann in Stolpe. „Ich bin Engländer. Ich fühle deutsch. Ich lebe in Europa. Bis zu diesem blöden Brexit-Referendum hat sich die Frage der Staatsbürgerschaft gar nicht gestellt“, ärgert sich Gent über die Entscheidung, auf die er und viele Auslandsbriten keinen Einfluss hatten. „Wenn man England fünf Jahre verlässt, verliert man das Wahlrecht“, erläutert Jacqueline Brandt, die 1981 der Liebe wegen nach Laboe zog und dort eine Familie gründete. Während die Kinder und Enkel beide Staatsangehörigkeiten haben, sei sie vor einem Jahr von dem Ämtern darauf aufmerksam gemacht worden, dass sie sich um eine Aufenthaltsgenehmigung und eine Arbeitserlaubnis kümmern müsse. „Dass ich fast vierzig Jahre hier lebe, spielte auf einmal keine Rolle mehr“, so Brandt. Und für den Einbürgerungstest habe sie ganz schön büffeln müssen. Vor allem die vielen Fragen zur DDR seien nicht einfach gewesen, sagt Ehemann Werner Brandt, der beim Probetest im Vergleich zu seiner Frau deutlich mehr Fehler gemacht habe. Familie als Beweggrund: Die Plönerin Alexandra Kunzendorf (32) zog 2011 aus Rumänien nach Deutschland, studierte Betriebswirtschaft, arbeitet bei einer Bank und gründete eine Familie. „Das ist mein bester Grund, deutsch werden zu wollen“, stellte sie mit Blick auf den zweijährigen Sohn fest. Und auch der Kosovare Shenoll Tokaj, der als Geiger und Chorleiter mit dem Plöner Shanty-Chor Windjammer für die musikalische Untermalung der Einbürgerungsfeier mitgestaltete, bekannte vor allem „der Liebe wegen“ deutscher Staatsbürger geworden zu sein. Mehr Nachrichten aus dem Kreis Plön lesen Sie hier.

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