Kreis Plön: Zwischen Winterfreuden und Frühlingsgefühlen

Sie fahren Skateboard und Mountainbike – Jugendliche wie Louisa Kieberg und Clemens Fortkort. Wenn das Wetter es zulässt, treffen sie sich zu gemeinsamen Rollrunden im Skatepark Wakendorf in Preetz. Plötzlicher Schnee hielt sie nicht davon ab, mit ihren Fullys spektakuläre Runden zu drehen. Auf dem Skateboard stehen sie im Winter kaum, meistens sei es zu kalt und zu nass, erzählt Louisa (15). Skaten gehe halt nicht bei jedem Wetter. Mit ihren Fullys, das sind vollgefederte Mountainbikes mit Front-Federgabel und gefedertem Hinterbau, klappt das schon eher. „Aber bei Schnee zu fahren, ist nicht optimal“, erklärt Clemens (14). Die Truppe checkt erst einmal das Terrain. „Ganz schön glatt.“ Sie sehnten sich nach dem Frühling, berichten die Jugendlichen – so richtige Winterfreuden kämen bei ihrem Sport nicht auf. Während es im Gelände darauf ankommt, als Erster die Ziellinie zu überqueren, geht es im Skatepark um Geschicklichkeit. Louisa und Clemens haben sich warm gefahren und zeigen eindrucksvolle Tricks auf den Schanzen. Beide kommen extra aus Plön, um die Skatebahn in Wakendorf zu nutzen. Der Schnee ist für sie nur ein lästiges Intermezzo – der Frühling beginnt, wenn sie wieder auf ihren Skateboards stehen können. In Richtung der Schneefront zum Schönberger Strand: Winterfreude oder Frühlingsgefühle? Auf diese Frage gibt es bei Familie Don-Rahmanovic aus Kiel eine klare Antwort: „Wir suchen den Schnee“, sagt Almir Rahmanovic. Eigens dafür seien sie in Richtung der Schneefront zum Schönberger Strand. Fehlanzeige. Doch sie wissen: Auch ohne Schnee gibt es dort eine Menge zu entdecken und Spaß für die ganze Familie. „Wir haben besondere Steine und Meerglas gefunden“, erzählt Anisa. „Es ist schön, danach in der warmen Stube zu sitzen“, sagt die Achtjährige. Gemeinsam mit ihren Schwestern Alena und Elisa im Alter von zehn und 13 Jahren ist sie auf winterlicher Entdeckungstour. „Wir können hier schön Abstand halten, es ist Platz genug“, sagt Nicole Don. Man müsse sich als Eltern immer etwas einfallen lassen, weil die Kinder durch Corona vieles nicht machen könnten. Zum Beispiel haben sie ein Portfolio mit dem Titel: „Erlebnisse aus der Corona-Zeit“, berichtet der Vater. Dem wollen sie nun auch das für die Kieler Nachrichten entstandene Foto von ihrem winterlichen Strandausflug hinzufügen. Auch bei Andrea und Rainer Gibson aus Raisdorf fiel die Wahl nicht schwer: „Wir genießen die Winterluft am Schönberger Strand. Dazu gehört bei uns auch das Frühstück bei Fischer Ehlers und ein Strandspaziergang“, sagt Andrea Gibson. Landpartie endete in Plön: So einfach sind die kleinen Freuden in der Corona-Pandemie. Ein heißer Kaffee und eine warme Waffel im Stehen und Gehen bilden für Lesley Fedders und Xaver Liesenfeld den krönenden Abschluss eines Ausflugs nach Plön. „Bei diesem sonnigen Wetter mussten wir einfach einmal raus und etwas anderes sehen“, erzählen die beiden Kieler. Die Landpartie startete das Paar mit einem gemütlichen Spaziergang entlang des Strandwegs am Seeufer bis zur Prinzeninsel. Für den Rückweg wählten die Wanderer eine Route durch das historische Schlossgebiet und die Altstadt. „Wir kennen das Waffelhuus und wollten uns einen Coffee to go holen, um uns aufzuwärmen“, sagt Lesley Fedders. Und die Waffel in der Tüte sei auch eine schöne Leckerei, schwärmt Liesenfeld. Die Idee, an den Wochenenden eine kleine Karte mit Außer-Haus-Süßigkeiten und Getränken anzubieten, hatte Waffelhuus-Inhaber Dennis Dieler. „So können wir trotz des Lockdowns öffnen, bleiben im Gespräch und im Geschäft.“ Dat Waffelhuus ist derzeit freitags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Tulpen-Tipps aus Heikendorf: Draußen schneit es, drinnen duftet es bereits nach Frühling. Tulpen sind in diesem Winter bei Floristin Kathrin Klühn aus Heikendorf besonders gefragt. Kaum haben die winterlichen Tannen-Gestecke ausgedient, startet bei ihr die Tulpensaison. „Die Menschen wollen als Ausgleich zum tristen Winterwetter etwas Farbe in der Wohnung haben“, weiß die Floristin. In diesem Jahr spürt sie trotz des eingeschränkten Verkaufs durch den Corona-Lockdown (Abholservice nur nach telefonischer Bestellung an den Vormittagen) eine große Nachfrage. „Viele Kunden verschenken Sträuße an Freunde oder Familie.“ Wer seine Liebsten nicht sehen kann, der versorgt sie eben mit etwas duftenden Frühlingsgefühlen aus der Vase. Damit die frischen Tulpen möglichst lange halten, hat Kathrin Klühn vier Tipps parat: Möglichst wenig Wasser in die Vase füllen, damit die Tulpen sich nicht zu sehr strecken. Das Wasser nie wechseln, sondern nur nachgießen. Die Tulpen zu Hause einmal gerade anschneiden, damit die vom Transport angetrockneten Stielenden keine Luftblasen bilden und so das Wasser schlechter aufnehmen können. Und den Strauß über Nacht an einen kühlen Ort stellen. „Dann halten die Tulpen gut eine Woche lang.“ Für ein stimmungsvolles Ambiente am Abend empfiehlt die Floristin, eine Kerze neben dem Strauß anzuzünden. „So genießen wir das bei uns zu Hause. Das ist schön gemütlich.“ Startschuss für die Gesangszeit der Vögel ist gefallen: Und noch ein Hauch von Frühling: Das Zwitschern der gefiederten Sänger löst bei uns angenehme Gefühle aus. Das milde Wetter und die länger werdenden Tage geben den Startschuss für die Gesangszeit. Meisen, Kleiber, Gimpel und Ringeltauben seien die ersten Sänger im Jahr – die Spechte beginnen jetzt zu trommeln, erklärt Ornithologe Bernd Koop. Jedoch fangen die meisten Vogelarten um diese Jahreszeit, bis auf Seeadler, Kolkrabe und Uhu, noch nicht mit dem Brüten an. Der morgendliche Vogelgesang dient in erster Linie der Revierabgrenzung und der Werbung um einen Brutpartner. Die Vögel seien zunächst nur auf der Suche nach einem geeigneten Brutplatz. „Das eigentliche Brutgeschäft beginnt erst, wenn das Wetter richtig stimmt“, erklärt Koop. Wenn Graugänse an den Brutplätzen auftauchen, legen diese noch nicht – es ist eine Reaktion auf die immer milderen Winter. Lesen Sie auch: Bungs-, Strezer- und Pilsberg Wanderung: Die drei höchsten SH-Gipfel an einem Tag Viele Vögel singen, weil sie stimmlich ihr Revier gegen Nahrungskonkurrenten abstecken. So zwitschern Rotkehlchen und Zaunkönig schon seit Herbst. „Normal singen bei den Singvögeln nur die Männchen und verteidigen das Revier gegen das Nachbarpaar“, erklärt Koop. „Bei Rotkehlchen und Zaunkönig verteidigen Männchen und Weibchen singend ihre Winterreviere, das sind reine Nahrungsreviere.“ Wer da keine Frühlingsgefühle bekommt. Von Signe Hoppe, Astrid Schmidt, Dirk Schneider und Nadine Schättler