Kritik am Gesundheitsamt im Kreis Plön: Keine Isolation für infiziertes Kind

Der Hintergrund: In einem Kindergarten wurde im vergangenen Jahr eine Mitarbeiterin positiv auf das Virus getestet. Viele Eltern ließen daraufhin ihre Kinder auf Corona untersuchen. Kayser machte bei der Fünfjährigen den Rachen-Nasen-Abstrich, der sich später als positiv herausstellte. Äußerst verwundert erfuhr er, dass das Gesundheitsamt der Mutter erlaubt hatte, weiterhin zur Arbeit zu gehen. Sie ist tätig in einer Klinik in Kiel. Auch habe es keine Beschränkungen für das Kind gegeben. Kayser: „Es war für die Familie aber klar, dass sie sich selbst in Isolation begeben.“ Auch der Arbeitgeber der Frau hielt das für die beste Lösung – aus Sicherheitsgründen. Der Kinderarzt Kayser steht im Kontakt mit seinen Berufskollegen im Kreis Plön, die sich ebenfalls verwundert über das Vorgehen des Gesundheitsamtes zeigten. Kreis: "Es gab Kontaktbeschränkungen" : Der Kreis bestätigt den Heikendorfer Fall, stellt ihn aber etwas anders dar. „Es gab bisher einen Fall, in dem wir ein Betretungsverbot für die Kita sowie Kontaktbeschränkungen statt einer Isolation ausgesprochen haben“, heißt es in einer Mitteilung. In mehreren Telefonkonferenzen mit dem Land bestand und bestehe Konsens darüber, dass Betretungsverbote für die Kita sowie Kontaktbeschränkungen für die Familie eines positiv getesteten (Klein-)kindes das mildere und dennoch ebenso gut geeignete Mittel in dieser Altersgruppe seien, heißt es dort weiter. Kinderarzt: "Das Vorgehen ist nicht Konsens auf Landes- und Bundesebene": Dem widerspricht Kinderarzt Kayser entschieden, der dazu auch ein einstündiges Telefonat mit dem Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Josef Weigl, geführt hatte. Weigl, ein Facharzt für Infektionsmedizin, gibt den Kurs in Sachen Corona in seiner Behörde vor. Kayser stellt klar: „Das Vorgehen des Kreises Plön ist nicht Konsens auf Landes- oder Bundesebene.“ Weigl habe ihn auf eine niederländische Studie verwiesen. Dort wurden 54 Familien mit 116 Kindern untersucht. Für den Heikendorfer Kinderarzt eine viel zu kleine Gruppe, um ein derart schwerwiegendes Vorgehen durch das Gesundheitsamt des Kreises Plön zu rechtfertigen. Lesen Sie auch: Dr. Josef Weigl: eine kontrollierte Durchseuchung wäre besser Er sage nicht, dass Weigl am Ende Unrecht haben könnte. Aber erste Studien dürften nicht dazu dienen, daraus die Gesundheits-Richtlinien zu machen. Das sei zu unsicher. „Dr. Weigl prescht voraus.“ Niemand zwinge das Plöner Gesundheitsamt außerdem dazu, keine Isolation auszusprechen. Lesen Sie auch: Impfzentrum Schönberg: Die ersten sind schon geimpft In einer Antwort auf Fragen der Kieler Nachrichten verweist der Kreis Plön zusätzlich auf entsprechende Datensätze und Studien in Schottland, Dänemark, Irland und Australien, die das Vorgehen des Gesundheitsamtes rechtfertigten. Timo Kayser weist zudem die Behauptung des Kreises zurück, es hätte Kontaktbeschränkungen für die gesamte Familie in Heikendorf gegeben. Das sei nicht der Fall gewesen, habe ihm die Familie bestätigt. Nachbarkreise Ostholstein und Rendsburg-Eckernförde isolieren Kinder: Wie handhaben es die Nachbarkreise? Das Gesundheitsamt des Kreises Rendsburg-Eckernförde sondert auch Kinder unter zehn Jahren weiter ab. „Auch Kinder unter zehn Jahren sind prinzipiell ansteckungsfähig für eine Infektion mit SARS-CoV-2“, teilte der Leiter des Gesundheitsamtes in Rendsburg, Prof. Dr. Stephan Ott, mit. „Wir können in diesem Punkt auch auf eigene Erfahrungen aus den letzten Wochen und Monaten zurückgreifen. Unser Vorgehen entspricht auch den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts.“ Ähnlich sieht man es im Kreis Ostholstein. Man ordne auch für infizierte Kinder im vorpubertären Alter eine Isolation an, so eine Sprecherin der Kreisverwaltung in Eutin.