Laboer Orgel: Eine Diva von nordischer Klarheit

Nach dem Charakter der Laboer Seifert-Orgel gefragt, muss Kantor Eckhard Broxtermann nicht lange überlegen: „Jede Orgel hat ihren eigenen Charakter – wie ein Wein. Das Laboer Instrument hat eine nordische Klarheit, anders als das Verspielte, was man von süddeutschen Orgeln kennt“, beschreibt der 56-Jährige „sein“ Instrument. Und: Eines der 21 Register der Laboer Orgel ist einzigartig. „Es ist die Laue Bö, die keine andere Orgel hat. Es ist nicht nur ein Wortspiel in Verbindung mit Laboe, sondern es gibt auch einen schwingenden Ton – wie eine Windbö an einem lauen Sommerabend an der Ostsee“, erklärte Broxtermann. Seine Orgel sei auch „eine kleine Diva“, die gut behandelt werden wolle. „Bei zu tiefen oder zu hohen Temperaturen gibt es schon mal Verstimmungen“, berichtete der Kirchenmusiker. Orgel nimmt Form der Kirche an: Einzigartig ist auch die Bauart. Jede Orgel wird nicht nur klangtechnisch, sondern auch baulich an das Gotteshaus angepasst. So nimmt das Instrument mit seinen 1158 Pfeifen die Form des zeltartigen Daches des Baus der Anker-Gottes-Kirche von 1971/72 auf. „Die Klangfarbe reicht vom Barock über die Romantik bis in die Moderne. Sie nimmt die Leichtigkeit des Gebäudes mit seinem Zeltdach und den bunten Lichtbändern auf“, beschreibt Broxtermann die Einzigartigkeit des Instruments. Für ihn ist die Orgel ein „technisches Meisterwerk“, gebaut für viele Jahrzehnte und Jahrhunderte. „Zur Orgel gehört natürlich Musik, aber auch Physik, Elektrik und naturwissenschaftliches Verständnis“, erklärte Broxtermann. Lesen Sie auch: Klosterkirche Preetz: Historische Orgel ist ein Klangwunder Zu den Besonderheiten der Laboer Seifert-Orgel gehört auch die Entstehungsgeschichte. Bei ihr handelt es sich um ein noch recht junges Instrument im Vergleich zu vielen anderen im Kreis Plön. Viele Jahre musste die Laboer Anker-Gottes-Kirche mit einem behelfsmäßigen Instrument auskommen. Der frühere Kantor Dietwulf Olwig ließ nicht locker und konnte in fast zehn Jahren eine groß angelegte Spendenaktion ins Leben rufen. Da wurde gelesen, gemalt, gestrickt, gesammelt und natürlich musiziert, bis schließlich rund 155.000 Euro zusammengekommen waren. Der Rest wurde über ein zinsloses Darlehen finanziert. Am dritten Advent 2006 wurde die Laboer Orgel mit einem Konzert eingeweiht. Zusammenwirken von Klang und Raum: In diesem Jahr feiern die Laboer den 15. Geburtstag der Seifert-Orgel. Broxtermann freue sich über die Entscheidung des Landesmusikrates, die Orgel auf diese Weise einmal in den Fokus zu rücken. Und damit natürlich auch Berufe wie den des Organisten, des Orgelbauers und des Intonateurs. „Die Orgel spielt“, heißt es oft, wenn das Instrument durch das Zusammenwirken von Klang und Raum ihre besondere Faszination ausübt. Denn die Orgel ist zwar zu hören, doch den Organisten sieht man nicht. Lesen Sie auch: Kirchenorgel in Giekau: Satter Klang im romantischen Stil Broxtermann, der selbst als 13-Jähriger keinen größeren Wunsch hatte, als das Orgelspiel zu erlernen und zu beherrschen, will seine Liebe zur Orgel in Werkstatt-Konzerten, in der Schule und in Veranstaltungen wie Orgel für Kids an junge Menschen weitergeben. Und vielleicht finden durch die Aufmerksamkeit, die diesem Instrument des Jahres gewidmet wird, junge Musiker ihr Interesse daran. „Oder jemand, der schon immer mal mit der Orgel als Instrument geliebäugelt hat, fasst den Mut und probiert sich aus. Es muss ja nicht unbedingt ein Beruf daraus werden“, sagte Broxtermann.