Lebrade: Pastor Michael Miller geht in den Ruhestand und zieht Bilanz

Miller hat schon im Sommer das Pastorat in Lebrade verlassen und ist in das Haus in Kossau gezogen. Er bleibt also in der Gemeinde. Vor 37,5 Jahren sah das anders aus. „Zu Anfang habe ich mich hier sehr fremd gefühlt“, erinnert er sich. Heimweh habe er gehabt. Wollte zurück nach Hamburg. Doch es kam anders. Lebrade war seine erste Stelle als Pastor und seine letzte. Fünf "Tschüs-Gottesdienste" im November: Der Abschied nach so vielen Jahren fällt durch Corona nun anders aus als jemals gedacht. Die offizielle Verabschiedung ist nicht öffentlich. Aber fünf Gottesdienste im November wurden zu „Tschüs-Gottesdiensten“. Um möglichst viele Besucher noch einmal zu sehen. Denn zurzeit dürfen nur 44 Personen in die Lebrader Kirche – statt guter 300. 37,5 Jahre Pastor in Lebrade. Der jüngste Gemeindebrief „Landpost“ hat zusammengerechnet: Das sind 538 Taufen, 597 Konfirmationen, 301 Trauungen und 627 Beerdigungen. Zur Kirchengemeinde gehören neben Lebrade (mit Lebrade, Rixdorf, Kossau und Buchholz) auch die Gemeinden Rathjensdorf (Rathjensdorf, Theresienhof, Tramm, Neu-Tramm, Seekamp, Steinritzen, Eulenkrug), Lehmkuhlen (Lepahn, Marienwarder, Gut Lehmkuhlen, Hohenhütten, Lassabek) und Mucheln (Sellin, Tresdorf, Baumrade, Buchholz, Neuhege und Seeberg). "So mancher hat mich Baupastor genannt": Als Miller am 1. Juni 1983 seinen Dienst in der Kirchengemeinde beginnt, hatte er sein theologisches Studium in Hamburg und sein Vikariat in Altona hinter sich. Noch in seiner Studienzeit hatte er überlegt, was er werden wolle: Pastor oder Klavierspieler. Der Pastor hat gesiegt. Kaum angekommen im Kreis Plön, wurde er auch noch Bauleiter, denn die Lebrader Kirche sollte grundrenoviert werden. „So mancher hat mich damals Baupastor genannt“, schmunzelt er. Damals wurden unter dem Putz historische Malereien entdeckt. Miller musste Gelder für die Restaurierung beantragen und beschaffen. Viel Arbeit. „Richtig Fuß gefasst in der Gemeinde habe ich beim Aufbau der Spielstube Arche Noah“, sagt Miller. Das war 1989. Das einstige Wohnhaus der Gemeindeschwester wurde dafür umgebaut. Von 30 Ehrenamtlichen, in rund 1500 Arbeitsstunden. Michael Miller mittenmang. „Das war sehr anstrengend. Aber klasse“, schwärmt er noch heute. 2014 wurde die Arche Noah wegen zu weniger Kinder dann wieder geschlossen. Lesen Sie auch: Totensonntag - ein wichtiger Tag für Hinterbliebene Pastor Miller war in all der Zeit nicht nur in Lebrade aktiv. Er war viele Jahre auch Vorsitzender des Vorstandes der Kirchenkreisverwaltung in Preetz, er war sechs Jahre stellvertretender Propst – und er war und ist immer noch begeistert von der Zen-Meditation. Das begann schon in seiner Jugend. Es ist die Stille, eine bestimmte Weltwahrnehmung, die ihn fesselt. Er lernte Prof. Seiichi Yagi aus Japan kennen, der sein Meditationslehrer wurde. Der Umgang mit inneren Bildern bereicherte Millers seelsorgerischen Gespräche und die Arbeit mit Meditation, die er weit über die Gemeindegrenzen hinaustrug. Unzählige Meditations-Runden leitete er. Das ganze Jahr badet Pastor Michael Miller im See: Zurück nach Lebrade. „Ich mag das Verbindliche hier“, sagt er. Das passe zu ihm. Viele Familien hat er kennengelernt (und bei denen zu Hause sogar seinen Stammplatz), Freundschaften geschlossen. Und die Lebrader haben „ihren Pastor“ kennengelernt und wundern sich auch nicht mehr, wenn sein Wagen auch im Winter am Plußsee parkt. Michael Miller badet, und zwar ganzjährig. „Meistens zehn Minuten lang“, erzählt er. Zugefroren war der See in den vergangenen Wintern nicht. Lesen Sie auch: Christiane Coenen gab den Vorsitz im Frauenpolitischen Beirat ab Mit 65 Jahren und neun Monaten geht er zum 1. Dezember in den Ruhestand. Zeit für Meditation, Musik – ach, und Motorradfahren. Und was macht er zukünftig sonntags um 10 Uhr? „Hin und wieder werde ich zum Gottesdienst in Lebrade bei meiner Nachfolgerin Angela Jahn gehen“, sagt er. Ansonsten: „rumvagabundieren“. Er freut sich darauf, Gottesdienste von Kollegen in der Umgebung zu besuchen. Da war nie Zeit für. Noch weniger als für das Klavierspielen…