Lütjenburg "Weihnachten fällt auf keinen Fall aus"

Wie sind Sie zu ihrem Job als Weihnachtsmann gekommen? Sarina Ginnut: Durch Zufall. Ich wurde angesprochen von Rolf Scheff, dem 2. Vorsitzenden des TSV Lütjenburg, ob ich nicht einmal die Weihnachtsmann-Vertretung im Soldatenheim machen könnte. Für die Kinder, deren Väter im Auslandseinsatz waren, habe ich Hokuspokus gemacht, Geschenke verteilt, Polonäse getanzt, gesungen, Gedichte mussten sie mir vortragen. So ist die Geschichte ins Rollen gekommen. Sie wollten den lustigen Weihnachtsmann. Was zeichnet einen guten Weihnachtsmann aus? Ein Weihnachtsmann muss für alles Verständnis haben. Für die Kleinen und für die Großen. Durch Corona ist das in der heutigen Zeit noch wichtiger. Bevor ich morgens losgehe, habe ich immer meinen Sack voll mit Naschis. Ich halte auch mal den Verkehr an mitten auf der Kreuzung. Das darf auch nur ich, weil ich einen roten Mantel habe. Die Polizei hat mich dabei schon mal angehalten. Der Beamte sagte aus dem Bus heraus: „Wir sind auf der Suche nach dem falschen Weihnachtsmann.“ Da habe ich gesagt: „Bitte, fahren sie weiter. Ich bin der echte und habe noch Termine.“ Da kam der Polizist mit dem Handy heraus und hat mit mir ein Selfie gemacht. Wie oft sind sie als Weihnachtsmann unterwegs? Weil ich berufstätig bin, mache ich das nach der Arbeit oder am Wochenende. Ich war immer ziemlich ausgebucht, ob es der Kleingartenverein war oder Privatleute. Ich könnte das das ganze Jahr machen. Das ist kein Stress. Es macht Spaß. Ich fühle mich manchmal selbst wie der Weihnachtsmann. Es gibt nur einen echten und das bin ich. Gibt es Menschen, die Angst vor Ihnen haben? Auf dem Weg zu einer Veranstaltung in Kiel gehe ich die Treppen im TSV-Sportheim hinunter, und es steht eine ältere Dame mitten im Flur. Sie hat sich so erschrocken. Die zitterte, als sie mich in voller Montur gesehen hat. Sie schaute nach oben und wollte sich eigentlich nach dem Tennisverein erkundigen. Ich hatte wirklich Angst, dass die mir da zusammenklappt. Ich sagte dann: „Ich bin nicht der Sensenmann. Ich bin der echte Weihnachtsmann. Geht es Ihnen gut?“ Dann musste sie auch lachen. Wie sieht der Arbeitsalltag des Weihnachtsmanns in der Lütjenburger Innenstadt aus? Auf dem Marktplatz bringe ich die Älteren über die Straße oder die Kinder. Ich halte dafür auch den Verkehr an. Das sage ich aber zu den Kindern, dass das nur der Weihnachtsmann darf. Wenn die Busse anhalten, mache ich meinen Sack auf und es gibt Naschis für die Busfahrer. . Ich gehe in den Blumenladen oder in die Wäscherei und sage: „Ich hab die Macht. Ich hab den roten Mantel.“ Ich kann die Welt nicht retten, aber ich kann sie bunter machen. Die Leute brauchen das. Glauben die Kinder in Zeiten von Smartphones und Internet noch an den Weihnachtsmann? Die Kinder kommen mit Bildern zu mir. Eines hat dazu geschrieben: „Lieber Weihnachtsmann! Kannst Du mir bitte meine Geschenke bringen. Ich bemühe mich auch jetzt besonders in der Schule gut beim Lesen.“ Manchmal sagen die Kinder: „Weihnachtsmann, warum habe ich Dich Weihnachten denn nicht gesehen?“ Da sage ich immer: „Auch wenn du mit Weihnachten nicht siehst. Ich verspreche Dir, ich packe deine Geschenke unter den Tannenbaum.“ Es ist mir wichtig, mir die Zeit für die Kinder zu nehmen. Ich höre ihnen einfach zu, ohne auf die Uhr zu schauen. Und die Erwachsenen? Ich durfte auf dem Marktplatz auch Rubbellose verteilen. Ich kenne die Leute in Lütjenburg. Aber nicht jeder ist immer so nett. Zu einigen habe ich gesagt: „Wenn Sie sich bemühen, dieses Jahr besser zu sein und zu den Menschen gut, dann bekommen Sie heute ein Los.“ Da hieß es schon mal: „Wie können Sie so etwas machen?“ Dann sag ich: „Ich bin der Weihnachtsmann. Ich kenne sie. Sie sind nicht immer nett. Also bemühen Sie sich bitte.“ Können Sie noch ein Erlebnis mit Erwachsenen erzählen? Ich arbeite in einem Hotel. Als ich als Weihnachtsmann unterwegs war, hielten Hotelgäste mit dem Auto an und ließen die Seitenscheibe herunter. Ich habe sie sofort erkannt. Ich habe gesagt: „Der Weihnachtsmann wünscht ihnen schöne Weihnachten. Sie sind in dem Hotel XY und haben die Zimmernummer XY.“ Da waren die so verwirrt und fuhren weiter. Ist schon einmal die Rute zum Einsatz gekommen? Im Wahlkampf hat eine Partei einen Weihnachtsmann auf den Marktplatz geschickt und Werbezettel verteilen lassen „Wir sind für Euch da“. Er trug ein tolles Kostüm. Aber als Weihnachtsmann verkleidet, darf man nicht für seine Politik werben. Da war ich sauer. Politik soll jeder machen, wie er möchte. Aber nicht als Weihnachtsmann. Da habe ich gekocht. Da gab es was mit der Rute. Was fällt in Corona-Zeiten weg? Viele haben angerufen und gefragt, ob ich Heiligabend noch losgehe. Alles geht los. Ich habe da kein Problem mit Corona. Man kann die Bescherung draußen am Feuerkorb machen. Zur Not sitze ich sogar auf dem Dach. Gerade jetzt haben es die Kinder wegen Corona schwer. Ich habe meine Maske immer mit, dass wir alle geschützt sind. Heiligabend habe ich genug zu tun. Bilder können auch gemacht werden – mit Corona-Abstand. Die Auftritte in den Kindergräten finden nicht statt. Weihnachten fällt nicht aus? Auf keinen Fall.