Modellregion: Städte und Gemeinden im Kreis Plön wollen sich nicht bewerben

Bei den Modellregionen handelt es sich um ein wissenschaftliches Projekt zur Klärung, ob in einer Kombination aus ausreichendem Testen und teilweiser Öffnung von Außengastronomie die Ansteckungszahlen in den Griff zu bekommen sind. Die Modellregionen sind für einen Zeitraum von zunächst vier bis sechs Wochen ausgelegt. Vielleicht werden im Kreis Einzelbewerber zugelassen, beispielsweise Hoteliers oder Kulturschaffende. Der Kreis prüft derzeit, ob sie die rechtlichen Voraussetzungen erfüllen und klären die Gesundheitsaspekte. In Plön hat Bürgermeister Lars Winter zum Thema Modellregion eine klare Meinung. „Das kann eine kleine Stadt wie Plön nicht leisten. Ganz zu schweigen von der Frage, ob es die richtige Zeit ist, diese Öffnungen vorzunehmen“, verkündete er. Für die Stadt würde eine Beteiligung bedeuten, dass eine entsprechende Teststrategie aufgebaut werden muss. „Derzeit testen wir an drei Tagen bis zu 300 Personen“, sagt Winter. Wäre Plön Modellregion, kommen vielleicht pro Tag 1000 Besucher – die getestet werden müssen. Das kostet nicht nur Personal. Außerdem bräuchte es einen Sicherheitsdienst mit bestimmt vier oder fünf Personen, der die Einfahrt nach Plön kontrolliert und ob alle getestet sind. Nicolas Tiede hat mehr als 100 Unterschriften für eine Bewerbung gesammelt: „Zu teuer, zu aufwendig und nicht der richtige Zeitpunkt“, fasste Winter während der Sitzung des Stadtentwicklungs- und Planungsausschusses (SteP) zusammen. Zumindest ein Gastronom sieht das völlig anders. Nicolas Tiede von der Cocktailbar Kunkels hatte in Plön 100 Unterschriften in Betrieben, Hotels, bei Gastronomen und Vereinen gesammelt und sie am Mittwochabend an Bürgermeister Lars Winter übergeben. „Wir fordern Sie auf, dass sich die Stadt als Modellregion bewirbt“, sagte er. Ob das dann klappt und wann geöffnet werden könne, stünde auf einem anderen Blatt. „Es ist schon klar, dass wir nicht nächste Woche alles öffnen können“, sagte Tiede. Aber der Branche fehle eine Perspektive. Virtuelle Gesprächsrunde am Dienstagabend: Bewerbungsschluss für Modellregionen ist am Mittwoch, 7. April. Es ist zu spät, um bis dahin ein fertiges Konzept zu erarbeiten. Von der Politik habe die Verwaltung auch keinen Auftrag bekommen. „Niemand der Ratsleute ist auf mich zugegangen, das zu prüfen oder vorzubereiten“, sagte Winter. Einen entsprechenden Beschluss von der Ratsversammlung bis zum 7. April wird es folglich nicht geben. Aber eine Gesprächsrunde. Dienstagabend schalten sich per Video Nicolas Tiede, Bürgermeister Winter, die Fraktionsvorsitzenden und die Bürgervorsteherin zusammen. Darauf bestand SteP-Ausschussvorsitzender Gernot Melzer. Etwas ändern dürfte die Runde kaum noch. Auch in den sozialen Medien wird das Thema heiß diskutiert und der Plöner Bürgermeister für seine Worte gelobt. Er hatte dort geschrieben: „Ich bin zu vielem bereit der städtischen Wirtschaft zu helfen. Aber man muss auch mit Augenmaß und gesundem Menschenverstand an die Sache herangehen. Das tue ich. Deswegen wird es aus der Verwaltung heraus keinen Antrag auf eine Modellregion Stadt Plön geben.“ Das erfuhr Zustimmung. „In einer Zeit, wo ein neuer Lockdown diskutiert wird, über weitgehende Öffnungen zu sprechen ist wirklich kontraproduktiv, auch wenn uns allen langsam die Nerven durchgehen“, schreibt eine Plönerin. „Mag sein, dass der Kreis Plön bundesweit der Kreis mit der geringsten Inzidenz ist. Er sollte sich aber nicht mit Lockerungsgeschrei als der Kreis mit der bundesweit geringsten Intelligenz hervortun... Lockerungen passen gerade echt schlecht in die epidemiologische Lage“, ein anderer Nutzer. Schwentinental kommt als Modellregion nicht in Betracht: Auch Schwentinental hat sich mit dem Thema befasst: Die Stadt kommt im Grundsatz zwar nicht als Modellregion infrage. Aber: „Unabhängig davon prüfen wir gerade, ob wir unter Beachtung der entsprechenden Regeln unser Lehrschwimmbecken in Klausdorf schnellstmöglich wieder öffnen können – sogar in den Sommerferien“, erklärt Bürgermeister Thomas Haß. Schließlich seien die Schwimmkurse für Kinder monatelang ausgefallen und damit entsprechende Schwimm-Defizite bei den Kindern entstanden. Als Modellregion komme Schwentinental jedoch nicht in Betracht. Dafür fehle der Stadt die Infrastruktur für Tourismus und Gastronomie. Außerdem hätten die Sportvereine eine Beteiligung abgelehnt. Begründung: Die damit verbundenen Auflagen seien zu hoch und die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Vereine deshalb damit auch total überfordert. Lesen Sie auch: Luca App ist jetzt "scharf" gestellt Zu einer Modellregion Tourismus sagt Bürgermeister Björn Demmin in Preetz: „Der Tourismus spielt bei uns nicht die erste Rolle, aber wenn der Kreis den Hut aufsetzt, würden wir mitmachen.“ Bisher sei aber niemand aus der Gastronomie oder anderen Betrieben mit diesem Wunsch an ihn herangetreten. Nur der Betreiber des Kinos könnte sich vorstellen, sich mit einem Modellprojekt im Bereich Kultur zu bewerben, und müsste sich dafür mit Stadt und Kreis ins Benehmen setzen. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir das konstruktiv begleiten.“ Beispielsweise wäre es möglich, die erforderlichen Schnelltests aus dem Topf der Wirtschaftsförderung zu unterstützen. Auch Schönberg wird keinen Antrag stellen: Schönberg wird keinen Antrag als Modellprojekt stellen, erklärt Bürgermeister Peter Kokocinski. Seit einer Woche sei er mit dem Thema beschäftigt und habe mit anderen Bürgermeistern und dem Kreis sowie Partnern aus dem Bereich Tourismus gesprochen. „Die Auflagen und Voraussetzungen, die vom Land verlangt werden, sind so hoch, dass die meisten Kommunen nicht in der Lage sind, das sicherzustellen“, bedauert er. Dazu gehörten unter anderen die ordnungsrechtliche Sicherstellung, dass die Regeln eingehalten werden, sowie die wissenschaftliche Begleitung und die Notwendigkeit, ausreichend Testkapazitäten zur Verfügung zu stellen. Die Probstei habe aber erst seit Montag eine Test-Station in Laboe, zurzeit arbeite er daran, dass auch in Schönberg eine dazu komme. „Das reicht aber nicht für Tausende von Touristen“, so Kokocinski. Es sei frustrierend, weil Gastronomie und Beherbergungsbetriebe in den Startlöchern stünden. Man habe aber auch eine Verantwortung den Bürgerinnen und Bürgern gegenüber und wolle nicht die Ansteckungsrate erhöhen, wenn Gäste aus Gebieten mit hohen Inzidenzwerten kämen. asr/küp/SR