Mönkeberg: Mit Weltkriegs-Altlasten verseuchte Ölpier kostet 3,3 Millionen

Das wird teuer: Ende 2019 flatterte der Gemeinde Mönkeberg ein Schreiben des Kreises Plön ins Haus. Es war die Aufforderung, eine Sanierung der sogenannten Ölpier zu bezahlen, die das Budget der defizitären Gemeinde buchstäblich sprengt. Eine Summe von rund 3,3 Millionen Euro steht im Raum. Von Kriegsaltlasten befreit werden muss die sogenannte Ölpier, ein gut 1,8 Hektar großes Grundstück, das Mönkeberg 1999 vom Bund per Vertrag überschrieben wurde – kostenfrei, aber ausdrücklich unter Ausschluss aller Haftungsansprüche. Das wird nun zum Problem. Denn auf der Ölpier lastet eine schwere Hypothek: Das Areal ist verseucht, sowohl an Land als auch wasserseitig. Giftiges Schweröl steckt im Boden. Sachverständige nahmen dort sechs Jahre lang Proben, inspizierten das Gelände genau, fanden Schadstoffe, die krebserregend sind. „Nun sind alle Untersuchungen abgeschlossen“, berichtet Mersmann. 2,2 Millionen kostet Erneuerung der Spundwand in Mönkeberg: Die Empfehlung der Fachfirma, an die sich die Gemeinde halten will, laute: „Der Boden muss ausgetauscht werden.“ Besonders teuer wird dabei die Erneuerung der alten Spundwand, die Mersmann zufolge schon seit Jahren abgängig sei. Dies allein soll etwa 2,2 Millionen Euro verschlingen. Rund 1,1 Millionen könnte der Rest kosten. Mönkeberg kann das nicht allein stemmen. Die Gemeinde und die Verwaltung des Amtes Schrevenborn trommeln daher für Unterstützung. In einem Brief an Innenminister Hans-Joachim Grote beschreibt Mersmann ihre weitere Handlungsfähigkeit als „gefährdet“. Werner Kalinka und Melanie Bernstein mit im Boot: Aktiv mit im Boot sind schon die Bundestagsabgeordnete Melanie Bernstein und der Landtagsabgeordnete Werner Kalinka (beide CDU). Hoffnung macht ein EU-Förderantrag, den Mönkeberg gerade noch rechtzeitig stellen konnte. „Wir mussten wirklich sportlich arbeiten, um die Frist einzuhalten“, sagt Mersmann. 50 Prozent der Ausgaben könnten damit gefördert werden. Es handelt sich um EU-Mittel des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). Über die Bewilligung würde voraussichtlich im Sommer 2020 entschieden, erklärt Kalinka. Bis Ende 2021 müsste die Sanierung dann aber auch umgesetzt sein. Woher stammt das Schweröl im Boden überhaupt? Auf Ölberggelände hatte die Reichsmarine im Zweiten Weltkrieg ein Treibstofflager betrieben. Aus Bunkern auf dem Ölberg wurden Treibstoffe für Kriegsschiffe über eine Leitung in Richtung Kieler Förde transportiert. Die etwa 1,8 Hektar große Ölpier besteht aus künstlich aufgeschüttetem Boden, der von einer Spundwand eingefasst ist. 1933 erwarb die Reichsmarine das Gelände am Ölberg, 1936 begann sie damit, dort Bunker zu bauen, in denen Öl für Kriegsschiffe lagerte. Von 1939 bis 1945 war das Treibstofflager auf der Ölpier in Betrieb. Zur dortigen Infrastruktur gehörten Kleinbahngleise, oberirdische Behälter, gemauerte Lagerflächen, ein Pump- und Heizhaus und eine Ölleitung vom Ölberg. Nach 1945 war das Grundstück Eigentum der Bundesrepublik, 1999 wurde es unentgeltlich an Mönkeberg überschrieben. Deutsches Reich ist der Verursacher der Schäden an der Ölpier: Verursacher der Bodenschäden ist damit das Deutsche Reich – Mönkeberg als heutiger Grundstückseigentümer muss aber die Zeche zahlen. Überhaupt noch nicht klar ist, wie viel die wasserseitige Beseitigung der Verschmutzung kosten wird. Zuständig ist dafür nicht die Gemeinde, sondern die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Dirk Lansmann vom WSV teilte am Dienstag auf Anfrage mit, man werde sich darüber erst in den kommenden Wochen abstimmen. Welche Arbeiten im Wasser genau vorgenommen werden müssen, wie schwierig sie seien, wie lange sie dauern könnten – all das ließ der Sprecher am Dienstag unbeantwortet. Wie wahrscheinlich es sei, dass bei den Arbeiten Blindgänger gefunden werden könnten, beantwortete er vage: „Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass mit Weltkriegsbomben zu rechnen ist. Ergebnisse liefern zu gegebener Zeit die Abstimmungen mit dem Kampfmittelräumdienst.“ Lesen Sie auch: So verlief die Bombenentschärfung am Kieler Holsteinstadion Ölpier in Mönkeberg ist ein Filetstück an der Förde: Geografisch gesehen könnte die Ölpier kaum besser liegen. „Es ist eines der letzten Filetstücke direkt am Wasser auf der Sonnenseite der Förde“, schwärmt Mersmann. Seit Jahren wartet die Gemeinde darauf, ihr brachliegendes Kleinod touristisch nutzen zu können. Es liegt nur wenige hundert Meter entfernt von Mönkebergs Badestrand. Gern würde Mersmann dort Ferienwohnungen bauen lassen, auch ein Restaurant wäre denkbar. Dafür müssten potenzielle Investoren aber erst einmal viel Geld in die Hand nehmen. Zurzeit ist die Ölpier noch nicht einmal mit dem Auto zu erreichen, sondern nur zu Fuß. Mehr aus dem Kreis Plön lesen Sie hier.

Sanierung in Mönkeberg - Weltkriegs-Altlasten: Verseuchte Ölpier kostet 3,3 Millionen Euro