Mütze, Schal, Handschuhe: So lernen Schüler in Heikendorf

„Wir befinden uns im freien Fall. Irgendwie ist kein Netz für uns aufgespannt“, zitiert Brigitte Peschties, Rektorin an der Grund- und Gemeinschaftsschule Heikendorf einen Kollegen, mit dem sie erst kürzlich über die aktuelle Corona-Situation gesprochen hat. Der Austausch unter den Lehrern an der Schule sei gut, fast täglich diskutiere man über die neuen Inzidenzzahlen vom Kreis Plön und was sie für den Schulbetrieb bedeuten. Auch nach Kiel blicke man mit Sorge, so Peschties, weil viele ihrer Schüler aus der Landeshauptstadt kommen. „Die Stimmung hat sich verändert. Das ist deutlich spürbar“, sagt sie. Ähnlich wie der Kollege, den die Rektorin zitiert, hätten sich viele andere Lehrer mit Sorge angesichts des erhöhten Infektionsgeschehens geäußert. Alls 20 Minuten wird gelüftet: Dass es draußen kälter geworden ist, belastet den Schulbetrieb zusätzlich. Lehrer und Schüler lüften in den Klassenzimmern alle 20 Minuten. Und zwar auf Durchzug. In der Klasse 10b der Grund- und Gemeinschaftsschule flattern die Zettel bei jedem neuen Windstoß vom Tisch, der Spuckschutz vom Lehrerpult landet mit einem Knall auf dem Fußboden. „Das ist wie ein Tanz auf dem Vulkan“, meint Klassenlehrer Jürgen Kock. Wenn der Wind den Regen durchs offene Fenster drückt, muss er seinen Laptop schnell in Sicherheit bringen. Lesen Sie auch: So läuft es an den anderen Schulen im Kreis Schülern fällt das Lernen schwerer als sonst: Die Schüler sitzen in dicken Jacken, teilweise mit Mützen, Schals und Handschuhen an ihren Tischen und versuchen dick eingepackt auf ihren Tablets zu recherchieren. Einige Mädchen haben sich zusätzlich in warme Decken gehüllt. „Das Lernen ist auf jeden Fall schwerer als sonst“, sagt Sarah (16), die in der ersten Reihe an der geöffneten Tür im Luftzug sitzt und deswegen ihre Beine fester in die Decke hüllt. Tischnachbarin Nadine (15) meint: „Es ist ein bisschen eng mit der Jacke. Aber es geht.“ Schon nach kurzer Zeit ruft jemand aus den hinteren Reihen: „Können wir die Fenster nicht wieder zu machen?“ Rektorin lobt diszipliniertes Verhalten der Schüler: Rektorin Brigitte Peschties findet, dass ihre Schüler sich in der Corona-Pandemie vorbildlich verhalten und Hygieneregeln beachten. „Unsere Kinder sind toll. Selbst die Kleinsten machen das mit der Maske sehr gut.“ Doch der Wunsch nach Normalität sei groß. Und die Sorge vor einer Ansteckung treibe nicht nur einige Lehrer, sondern auch Eltern um. „Wir bekommen viele Anrufe und Nachfragen. Unsere Verantwortung ist groß und das belastet uns sehr.“ Kielerin wartet seit über elf Tagen auf das Ergebnis in der Corona-Warn-App Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Aktuelle Statistik: So viele Corona-Infizierte gibt es in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Plöns Schulrat hält Hygiene-Maßnahmen für ausreichend: Wesentlich entspannter ist dagegen die Einschätzung von Plöns Schulrat Stefan Beeg. „Im Kreis Plön ist die Lage, gemessen an der bundesweiten Entwicklung, relativ stabil“, sagt er. Alle Beteiligten hätten eine gute Routine in Bezug auf das Lüften sowie die geltenden Hygieneregeln entwickelt. Allerdings erkennt Beeg auch einen „zunehmenden Beratungsbedarf“ sowohl vonseiten der Schulen und Lehrer, als auch aufseiten der Eltern. Dennoch hält er die bestehenden Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus an den Schulen im Kreis Plön für ausreichend. Lesen Sie auch: Wie eine Corona-Patientin mit Langzeitfolgen kämpft Auch verfrühte Weihnachtsferien, über die auf Bundesebene bereits diskutiert wurde, sind seiner Meinung nach überflüssig. „Bei uns in Schleswig-Holstein ist der letzte Schultag ohnehin am 18. Dezember. Die Weihnachtsferien noch früher beginnen zu lassen, ist in meinen Augen nicht zielführend. Berufstätige Eltern sind darauf angewiesen, dass die Kinder in der Schule betreut werden.“ Sollten die Ferien weiter nach vorne verlegt werden, müsste zunächst geklärt sein, wie die Kinder während dieser Zeit betreut werden.