Musikkorps in Lütjenburg: Dieser Konzertort passte

Eigentlich sollte das Marinemusikkorps nur die Begleitmusik spielen bei einer großen geplanten Diskussion in Hohwacht mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr. Die musste wegen der Pandemie abgesagt werden. Doch Bürgervorsteher Siegfried Klaus und Soldaten der Flugabwehrraketengruppe 61 aus Todendorf hatten eine Idee. Wenn das Marinemusikkorps schon einen Termin in der Region hat, warum bitten wir sie nicht zu einem Benefizkonzert unter freiem Himmel? Die Bundeswehr kehrt für kurze Zeit zurück: Als Ort wählte man die Freifläche vor dem neuen Seniorencentrum am Gojenberg. Genügend Platz, um Abstand zu halten. Und ein Ort mit Symbolcharakter für einen Auftritt der Marinemusiker. Der Chef der Todendorfer Soldaten Oberstleutnant Stefan Plagge schlug einen Bogen zur Bundeswehr-Vergangenheit in Lütjenburg. Das Seniorencentrum liegt auf dem früheren Kasernengelände, ziemlich genau da, wo die Soldaten in der Sporthalle ihre Fitness trainierten. Die Bundeswehr kehrte in Form des Musikkorps für ein Ständchen zurück an ihre alte Wirkungsstätte. Plagge zum Konzertort: „Das passt.“ Musiker sind froh, wieder auftreten zu können: Das Marinemusikkorps rückte nicht in voller Stärke an. Wegen Corona können nicht alle Musiker gleichzeitig üben. Aber auch mit kleinerem Orchester rollten die Musiker in Uniform einen sauberen, satten Klangteppich aus. Perfekt bis in die letzten Noten. Seit 2008 leitet Fregattenkapitän Friedrich Szepansky das Orchester. Man spürte, dass ein Auftritt in Corona-Zeiten etwas Besonderes ist. „Wir sind heute froh, überhaupt für Sie spielen zu können“, sagte er zu Beginn. Beethoven und einem Geburtstagskind gehörte der erste Teil: Den ersten Teil des Konzertes widmete er Ludwig van Beethoven, der vor 250 Jahren in Bonn geboren wurde. Und einer Heimbewohnerin, die an diesem Tag 80 Jahre alt wurde. Zwischen den Stücken erzählte Szepansky aus dem Leben des „Musikunternehmers, der nur einen Künstler förderte – sich selbst“. Die zweite Stunde bestritt die neugegründete Formation Meerblech, die hauptsächlich aus Blasinstrumenten besteht. Sie ließ Beethoven hinter sich und unterhielt das Publikum mit bekannten Stücken wie „Rosamunde“ oder „O Sole mio“. Alles auf hohem musikalischen Niveau. 1154 Euro für einen guten Zweck: Bürgervorsteher Siegfried Klaus war am Ende zufrieden mit dem Konzert. Als pensionierter Berufssoldat gefiel ihm besonders der Yorksche Marsch von Beethoven, das Eingangsstück beim traditionellen Zapfenstreich der Bundeswehr. Zufrieden war Klaus auch mit dem Erlös des Abends von 1154, 41 Euro. Das Geld teilen sich die Jugendfeuerwehr Lütjenburg und das Bundeswehrsozialwerk. Bürgervorsteher hätte sich mehr Besucher gewünscht: Weniger zufrieden zeigte sich Klaus mit der Resonanz. Das Konzert war auf 250 Besucher ausgelegt, knapp die Hälfte saß indessen vor dem Musikkorps. „Ich hätte mir mehr gewünscht.“ Er schätzt, dass viele wegen Corona dem Abend fern geblieben sind. Wenn die Pandemie vorbei sei, werde man das Konzert mit großer Formation wiederholen, versprach er. Woher kam die dröhnende Musik? Eine Szene sorgte für einige Minuten für Irritationen. Vom Freizeitgelände nebenan dröhnte laute Musik, die das Konzert zum Teil störte. Jeder ging zunächst davon aus, dass Jugendliche die Gäste ärgern wollten. Eine ganz falsche Annahme. Wie sich herausstellte, übte dort die Zumba-Gruppe des TSV Lütjenburg, weil sie noch nicht in eine Halle darf – wegen Corona. Sie drehten ihre Musik leiser.