Nach Ansturm in Heikendorf: Impftermin-Hilfe nur noch telefonisch

Insgesamt 112 Anmeldungen verzeichnete Erik Volmar (78) nach der zweistündigen Aktion in der Gemeindebücherei, für die es anschließend in der Amtsverwaltung Schrevenborn Kritik durch besorgte Einwohner hagelte, die die Abstände nicht gewahrt sahen. Zahlreiche Senioren hatten sich in und vor der Bücherei in eine Warteschlange gestellt. Bis zu 40 Personen wurden zeitgleich hereingelassen. „Wir werden das Angebot in diesem Format nicht wiederholen können“, sagt Amtsdirektor Ulrich Hehenkamp. Denn nach der aktuellen Corona-Bekämpfungsverordnung seien Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern grundsätzlich verboten. Mit wenigen Ausnahmen, zu denen die Hilfsaktion des Seniorenbeirats und seinen Mitstreitern nicht zähle, so Hehenkamp. Das habe das Kreisordnungsamt auf Nachfrage bestätigt. „Das Hygienekonzept in der Gemeindebücherei wurde par excellence eingehalten. Aber wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele Menschen kommen.“ Tade Peetz lobt Anliegen und bedauert Umstände: Auch Ingrid Schlenz, Seniorenbeiratsvorsitzende, sieht zumindest die geltenden Abstands- und Hygieneregeln durch die Hilfsaktion nicht verletzt. „Wir haben nachgemessen. Alle Stühle standen mit 1,60 Meter Abstand“, sagt sie. Viele Besucher hätten die gute Organisation mit FFP2-Masken, Händedesinfektion und zwei tatkräftigen Einweisern gelobt, so die Vorsitzende. Doch für Ulrich Hehenkamp ist klar, dass es aufgrund des Veranstaltungsverbots laut Verordnung zukünftig anders ablaufen muss. „Die Aktion war grenzwertig.“ Das sieht auch Heikendorfs Bürgermeister Tade Peetz (CDU) so, der die Umstände bedauert: „Das Anliegen der Senioren ist hochlobenswert, weil es für eine wichtige Sache ist.“ Am Freitag, 15. Januar, und am Montag, 18. Januar, können alle über 80-jährigen Heikendorfer ihre Daten jeweils zwischen 10 und 11 Uhr über das Telefon anmelden. Um Warteschleifen zu vermeiden, sitzen vier Senioren an den Telefonen bereit. Unter diesen Nummern sind sie zu erreichen: Ingrid Schlenz, Tel. 0431/242681, Erik Volmar, Tel. 0431/243236, Peter Wilde, Tel. 0431/243102 und Klaus Witkiewicz, Tel. 0431/237985. Ingrid Schlenz: "Wir machen weiter": Doch das Engagement der Freiwilligen wird nicht nur durch rechtliche Vorgaben getrübt. Von den 112 Anmeldungen konnten nur zwei Senioren erfolgreich vermittelt werden. „Wenn das so weitergeht, sind wir im April noch mit unseren Daten beschäftigt“, meint Ingrid Schlenz. Ans Aufgeben denkt die Vorsitzende noch lange nicht. „Wir machen mit vereinten Kräften weiter.“ Denn bei vielen Älteren habe sie eine Resignation festgestellt. „Die wollen sich impfen lassen, um zumindest mal wieder eine Freundin oder einen Freund zu treffen. Doch wenn sie nicht dran kommen, lässt die Impfbereitschaft nach.“ Mehr Leute am Rechner sollen Erfolg vergrößern: Auch Erik Volmar, der als Initiator die Buchungshilfe für Impftermin e ins Rollen gebracht hatte, sorgt sich um eine zunehmende Frustration unter den Senioren. Deswegen will er jetzt verstärkt dafür sorgen, dass die Älteren unbürokratische Hilfe bekommen. „So geht es nicht weiter. Dieses Verfahren ist kompliziert und fehlerhaft“, meint Volmar, der sich und seine Mitstreiter als erfahrene Computerspezialisten sieht und die Aufgabe daher trotz vieler Hürden nicht scheut. Lesen Sie auch: Impfzentrum Schönberg: Gute Bilanz nach einer Woche Um zukünftig eine bessere Erfolgsquote zu erzielen, hat Erik Volmar weitere Unterstützer ins Boot geholt. „Wir werden bei der nächsten Impfterminvergabe mit weitaus mehr Leuten an den Rechnern sitzen.“ Da sich das Projekt von jetzt an auf das Homeoffice begrenze, seien auch Helfer dazugekommen, die bisher das Risiko einer Ansteckung scheuten.