Plön: CAU plant Forschungsprojekt im Klärwerk mit Algen und Bioreaktor

Diese Algen sollen nicht nur das Klärwasser reinigen, durch das Projekt soll auch noch der Kleine Plöner See renaturiert und außerdem Wärme erzeugt werden, mit der man Plön versorgen könnte. Die Zeichen stehen gar nicht so schlecht. Versuchsanlage lief zwei Monate zu Jahresbeginn: Die erste Testphase ist beendet. Zu Beginn des Jahres stand in Plön ein kleiner, mobiler Algenreaktor. Die Versuchsanlage lief zwei Monate. Die Vision ist, das Forschungsprojekt mit einem zehnmal so großen Mikroalgen-Bioreaktor auf dem Gelände Tweelhörsten zwischen B76 und Kleinem Plöner See anzusiedeln. Vielleicht schon im kommenden Jahr. Bei einer Führung über die Kläranlage für Kieler Studenten hatte Professor Rüdiger Schulz den Klärwerksleiter Andreas Laatsch angesprochen, dass es hier ja viel Platz gebe. Ob er Interesse an etwas Neuem hätte. „Ich habe gesagt, dass wir für alles offen sind“, erinnert sich Laatsch. Das war 2018. Und die Saat für das Algenprojekt war gesetzt. Algen filtern viel Kolibakterien, Phosphate und Stickstoffe heraus: Zusammen mit Jürgen Schäffner, Vorstand der Stadtwerke, erklärt er jetzt, was die Universität gerne in Plön erforschen möchte. Algen könnten eine ganze Menge aus dem Klärwasser herausfiltern. Dazu gehören bis zu 99 Prozent Kolibakterien, Phosphate, Stickstoffe wie Nitrat. Aber auch Rückstände von Medikamenten und auch Pestizide sollen reduziert werden. Ganz neu ist das nicht, aber kein Verfahren arbeitete bisher wirtschaftlich. Die Algen betreiben mit dem Sonnenlicht Photosynthese, nehmen die Nährstoffe auf, und werden dann herausgefischt. Das Wasser wird dadurch gereinigt. Und wie soll dadurch der See renaturiert werden? Wie es der Zufall will, ist die tiefste Stelle des Kleinen Plöner Sees gleich beim Klärwerk um die Ecke. 30 Meter sind das. Je wärmer es im Jahr wird, desto sauerstoffärmer wird der See. Im Sommer beginnt hier schon ab zehn Metern die anaerobe, also sauerstofflose Zone. Sie bedeutet das Aus für Fische und andere Lebewesen. Anschließend wird gekühltes, sauerstoffreiches Wasser in den See geleitet: Das Klärwasser wird auf vier Grad herunterkühlt und ist durch die Photosynthese mit Sauerstoff übersättigt. Das gereinigte Wasser wird dann in den See eingeleitet, kalt und voller Sauerstoff. Das könnte wie ein Lebenselixier sein. Doch es gibt noch mehr Ziele des Projekts. Durch die Sonneneinstrahlung werde auch noch Wärme erzeugt. Wohin damit? Schäffner und Laatsch visionieren, dass damit die Wärmeversorgung der Stadt ergänzt werden könnte. Eine Win-Win-Situation für alle Seiten. Anlage könnte 2021 auf dem Klärwerksgelände gebaut werden: Zunächst soll es noch weitere Testläufe mit dem kleinen Reaktor geben – im Sommer und eventuell auch im Winter, um sicherzustellen, dass die Photosynthese bei den Algen auch in der dunklen Jahreszeit funktioniert. Und wenn alles klappt, könnte die Anlage 2021 im hinteren Bereich des Klärwerksgeländes gebaut werden. Das Forschungsprojekt wäre so ausgelegt, dass ein Drittel des Plöner Klärwassers mit den Algen behandelt wird. „Eine Anlage in der Größe gibt es noch nicht“, so Laatsch. 700000 Liter Wasser würden pro Tag durch die Anlage geschleust. Ein Leuchtturmprojekt am Kleinen Plöner See. Ersetzt Algenanlage eine vierte Klärstufe? In der Plöner Kläranlage wird das Abwasser bisher mit mechanischen, biologischen und chemischen Prozessen gereinigt und in den Kleinen Plöner See eingeleitet. Nicht nur das Abwasser aus Plön, sondern auch aus Ascheberg, Bösdorf, Rathjensdorf, Bosau, Dersau, Dörnick, Wittmold und Stocksee. Eine vierte Klärstufe ist in Schleswig-Holstein noch nicht vorgeschrieben – anders als zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen. Das Forschungsprojekt würde klären, ob die Algenanlage eine vierte Klärstufe ersetzen kann, oder ob sie sie unterstützen würde. Auf die Studenten wartet eine Menge Arbeit, aber auch bundesweite Aufmerksamkeit. Und die könnte Plön noch ein bisschen berühmter machen… Mehr aus Plön lesen Sie hier.

Forschungsprojekt - Algen-Experimente im Klärwerk