Plön: Konzertreihe JazzApart des Kulturforums nimmt wieder Fahrt auf

JazzApart startete vor einem Jahr, nach nur zwei Konzerten kam Corona. Die Pause ist beendet. Das Ulf Meyer/Martin Wind-Quartett groovte, improvisierte und begeisterte am Sonnabend in der Jugendstilschwimmhalle. Gleich zweimal, wegen Corona, dafür aber nur jeweils eine gute Stunde lang. Engagiertes Organisationsteam hat viele Helfer: „Endlich wieder Musik hier“, sagte Christian Melzer. Und dafür legt sich das Organisationsteam auch gerne ins Zeug. Thomas Meyer delegiert. Mit seinem gebrochenen Arm kann er nicht mit anpacken. Das machen seine Frau Barbara Wolf-Meyer und Christian Melzer. Zum Team gehört auch Irmgard Böhler. Und eine Menge Helfer, die mit aufbauen, Stühle rücken, Programme und Adresszettel verteilen, den Ausschank übernehmen, zwischen den Konzerten desinfizieren. Es war eher Zufall, dass Thomas Meyer das Quartett engagieren konnte. Bei einem Telefonat mit Martin Wind hörte er, dass ein Konzert im Jazzclub Montmatre in Kopenhagen abgesagt worden ist. „Dann spielt doch in Plön.“ "Das Konzert ist ein wichtiges Signal": Statt 200 Zuschauer passen laut Hygienekonzept nur noch 50 ins Kulturforum. Aber die kommen, beide Konzerte sind ausverkauft. Und Thomas Meyer blickt optimistisch in die Zukunft und ins Programm. „Das Konzert ist ein wichtiges Signal“, sagt er. Das Signal: Es geht weiter! Für die ausgefallenen Konzerte mit Martin Tingvall und mit den Brüdern Julian und Roman Wasserfuhr sind Ersatztermine gefunden (4. September und 10. Oktober 2021). Mit dem Eva-Kleese-Quartett und dem Lisa-Wulff-Quartett steht Meyer in Verhandlungen. Eine Konkurrenz zur Gesellschaft zur Förderung des traditionellen Jazz in Plön ist JazzApart übrigens nicht. „Der Jazzverein spricht ein ganz anderes Publikum an“, sagt Meyer. Shooting-Star der Jazzszene: „Mir macht das einen riesigen Spaß“, erzählt der pensionierte Lehrer aus Duisburg, der vor dreieinhalb Jahren nach Plön zog. Sein Anspruch: „arrivierte Leute nach Plön zu holen“. Und es sind wirklich große Namen. Im Quartett am Sonnabend spielt Billy Test mit. Er ist der neue Pianist der WDR-Bigband, ein Shooting-Star der internationalen Jazzszene. Seine Finger jagen über die Tasten des Steinway-Flügels, auf die leiseren Töne versteht er sich ebenso gut. Nach einer Stunde Platz machen fürs neue Publikum: Die dänische Schlagzeuglegende Alex Riel (80) musste coronabedingt seinen Auftritt absagen. Stattdessen setzte sich Heinz Lichius (Braunschweig) ans Schlagzeug und enttäuschte die Zuhörer nicht. Gitarrist Ulf Meyer aus Flensburg, der seit vielen Jahren mit Martin Wind zusammenarbeitet, nannte es „ein sinnliches Erlebnis“, endlich wieder gemeinsam und vor Publikum zu spielen. Die Spielfreude kam an. Das Publikum war begeistert. Auch wenn nach gut einer Stunde schon wieder Schluss war, um Platz für die nächsten Besucher zu machen. Thomas Meyer weiß warum: Man muss das Konzert intensiv erleben. „Viele Sachen ergeben sich ja auch erst, wenn man spielt“ Martin Wind kommt aus Flensburg, lebt aber seit 25 Jahren in New York und unterrichtet dort an zwei Universitäten. Der Kontrabassist absolvierte in Hamburg zwei Corona-Tests, inklusive Quarantäne in der Zwischenzeit, bis feststand: Er darf auf die Bühne. Fünf Konzerte mit dem Quartett absolvierte er in der vergangenen Woche. „Vor dem ersten in Flensburg haben wir zweieinhalb Stunden gemeinsam geprobt“, erzählt er. Die Jazzer sehen es locker. „Viele Sachen ergeben sich ja auch erst, wenn man spielt“, so Wind. Er studierte übrigens in Köln Klassik, hat das Diplom als Orchestermusiker am Musikkonservatorium erworben. Zu seiner Klangpalette gehört deshalb wohl auch der Bassbogen, der im Jazz eher ungewöhnlich ist. Martin Wind setzt ihn gekonnt ein. Stehlampe ist das Maskottchen: Zufriedene Musiker („dass alle Konzerte ausverkauft sind, glaubt mir in New York niemand“), ein zufriedenes Publikum, zufriedene Organisatoren. So gehen Konzerte im Corona-Jahr. Vielleicht liegt es auch an dieser urigen Stehlampe auf der Bühne. „Sie ist vom Flohmarkt und unser Maskottchen“, verrät Thomas Meyer. Den blauen Lampenschirm mit Henri-Matisse-Motiven hat seine Frau geschaffen. „Auf Dauer werden wir aber JazzApart nicht ohne Sponsoren anbieten können“, erzählt er und sucht deshalb jetzt Förderer.