Plön: Stadt sucht Platz für eine neue Obdachlosenunterkunft

Die Häuser 9 und 11 in der Plöner Gartenstraße sehen heruntergekommen aus. Sie sind es auch. Gebaut wurden sie 1954. Hier möchte wohl niemand gerne wohnen. Auch die nicht, die es tun. Es sind unfreiwillige Obdachlose. Wo wäre Platz für sie? Zum Beispiel in einem neu zu bauenden Haus in der Breslauer Straße. Oder vielleicht in der Stettiner Straße? Die Häuser sind "abgängig": In der Gartenstraße gibt es 21 sogenannte Schlichtwohnungen. Hier wohnen Frauen, Männer, auch eine sechsköpfige Familie. Im Keller befindet sich eine Notunterkunft für Durchreisende. 19 Wohneinheiten haben nur ein Waschbecken und WC, nur in den beiden größten gibt es eine Dusche. Je Wohnblock gibt es im Keller eine Gemeinschaftsdusche. Vor mehr als 20 Jahren wurde die Hausfassade zur Bundesstraße wärmegedämmt und das Dach neu eingedeckt. Mehr nicht – in immerhin fast 70 Jahren. Im Fachjargon werden die Häuser als „abgängig“ bezeichnet, sie müssen abgerissen werden. Eine Sanierung lohnt sich nicht mehr. 15 Quadratmeter, Bett, Schrank, Tisch, Stuhl, Pantryküche: Wie könnte es weitergehen? Die Stadt plant nach jetzigem Stand, ein neues Gebäude auf rund 480 Quadratmetern zu bauen, mit zwei Vollgeschossen, ohne Keller, für rund 30 Kleinst-Wohneinheiten, die durch Verbindungstüren optional für Paare oder Familien zusammengeschlossen werden können. Ein Zweckbau. Je Wohneinheit sind das 15 Quadratmeter, mit Bett, Schrank, Tisch, Stuhl, Pantryküche, Fernsehanschluss. Je zwei Wohneinheiten sollen sich WC und Dusche teilen. Mindestens zwei behindertengerechte Unterkünfte sind vorgesehen sowie eine Durchreisendenunterkunft für mindestens zwei Personen. Parkplatz plus ehemaliger Spielplatz in der Breslauer Straße: Platz wäre in der Breslauer Straße gegenüber den Häusern 17/19. Eine Fläche, auf der sich einmal ein Spielplatz befand, plus ein Parkplatz für rund 20 Autos. Der Eigentümer wäre bereit zu verkaufen. Die Verwaltung würde gerne eine Bauvoranfrage stellen, um die Möglichkeiten auszuloten. Im Ausschuss für Gesellschaftliche Angelegenheiten, Umwelt und Tourismus (GUT) wurden die Pläne vorgestellt und riefen sofort Jörg Schröder (Linke) auf den Plan, der in der Breslauer Straße wohnt. „Ich bin ein bisschen entsetzt. Schon jetzt gibt es dort viel zu wenig Parkplätze“, sagte er. Doch damit lief er ins Leere, fand kein Verständnis. Lediglich Jens-Uwe Seligmann (CDU) warnte, dass Konflikte auf die Stadt zukommen könnten. Temporäre Unterbringung in der Stettiner Straße? Thure Koll stellte eine Idee der CDU-Fraktion vor, eine Alternative: Abriss der Häuser in der Gartenstraße, dann Neubau an gleicher Stelle. Zwischenzeitlich könnten den Menschen ohne festen Wohnsitz Obdach in der Stettiner Straße 30-36 gewährt werden, wenn die Eigentümerin, die Plöner Gewerbliche Baugenossenschaft, zustimmt. Diese beiden Blocks werden gerade „leergewohnt“ und sollen 2023 abgerissen werden. „Es tut sich ein einmaliges Zeitfenster auf“, so Koll. Anschließend baut die Plöner Gewerbliche dort neue Wohnblocks. Doch das Zeitfenster sei zu kurz, wie Bürgermeister Lars Winter erläuterte. „Wir brauchen für die Gartenstraße eine Bauleitplanung. Damit dauert es drei bis vier Jahre, bis die neuen Wohnbauten dort stehen“, sagte er. So lange stehen die Häuser in der Stettiner Straße aber nicht mehr. Chance nicht verspielen, das ganze Quartier neu zu gestalten: Winter hofft eher in der Gartenstraße auf Sozialbauwohnungen statt einer neuer Obdachlosenunterkunft. „Der Autohof Ehm würde sein Grundstück zur Verfügung stellen“, sagte er. „Wenn wir kein Gesamtkonzept machen, verspielen wir eine Chance.“ Das ganze Quartier könnte neu gestaltet werden. Lesen Sie auch: Neues Pflaster für den Marktplatz? Mechtilde Gräfin von Waldersee (CDU) schlug vor, die Flüchtlinge aus der Lütjenburger Straße 23 dezentral in Wohnungen der Wankendorfer Baugenossenschaft unterzubringen. Dann könnten die Obdachlosen in die Lütjenburger Straße, während die Gartenstraßen-Häuser abgerissen und neu gebaut werden. Über den dringenden Handlungsbedarf für die Wohnungslosen war sich der Ausschuss einig. Allerdings hat der GUT nicht über Bauvoranfragen zu entscheiden – das ist Aufgabe des Stadtentwicklungs- und Planungsausschusses. Und so empfiehlt der GUT dem SteP, über die Bauvoranfrage Breslauer Straße zu beraten. Die Verwaltung möge aber auch nach weiteren geeigneten Standorten suchen und Gespräche mit Wohnungsbaugenossenschaften führen. Zehn Ausschussmitglieder stimmten dafür, Jörg Schröder dagegen.