Plön: Stillleben von D. G. Waerdigh fürs Kreismuseum ersteigert

Als Julia Meyer von dem angebotenen Gemälde im Wiener Auktionshaus Dorotheum erfahren hatte, war ihr klar, dass dieses Stillleben an seinen Entstehungsort und damit in das Kreismuseum zurück gehörte. Sie setzte alle Hebel in Bewegung, sprach sich mit potenziellen Mitbietern ab und gewann Jürgen Hansen von der Marius-Böger-Stiftung als Unterstützer. Man wollte pokern. Schätzpreis lag bei 15.000 bis 20.000 Euro: Mit Spannung beobachteten Julia Meyer und Jürgen Hansen die Auktion, in der das Gemälde für einen für den Museumsverein utopischen Startpreis aufgerufen wurde. Laut Internetrecherche lag der Schätzpreis bei 15.000 bis 20.000 Euro. Die Plöner hatten Glück – auf das Gemälde wurde nicht geboten und „fiel durch die Auktion durch“. „Darauf hatte ich gehofft!“, sagt Julia Meyer. „D.G. Waerdigh ist in der Kunstwelt nicht so bekannt. Nur knapp 40 Gemälde von ihm sind in öffentlichen Sammlungen bekannt. Das Salonstück reicht zwar in der Qualität an die Stillleben holländischer Meister des Goldenen Zeitalters heran, aber ein unbekannter Künstler wird von Sammlern nicht unbedingt gekauft.“ Plötzlich tauchte ein unbekannter Mitbieter auf: Im Nachverkauf konnte Julia Meyer dann selbst ein Gebot abgeben. Auch hier wurde es spannend, da ein unbekannter Mitbieter das Feld betrat. Immer wieder telefonierten Jürgen Hansen und Julia Meyer miteinander und stimmten sich ab. Schließlich bekam der finanziell durch die Marius-Böger-Stiftung unterstützte Museumsverein den Zuschlag, und das Gemälde befindet sich nun wieder an seinem Ursprungsort im barocken Palais des Kreismuseums Plön, wo es vor 243 Jahren gemalt worden ist. „Wir freuen uns riesig, dieses Glanzstück in unserer Sammlung begrüßen zu dürfen und bedanken uns bei der Marius-Böger-Stiftung, die den Erwerb ermöglicht hat“ so Julia Meyer. Datiert ist das Gemälde auf 1777: Das Bild zeigt einen reich gedeckten Tisch. Kunstvoll arrangiert präsentieren sich in einem Korb auf einem Eichentisch Weintrauben und Pfirsiche, eine halbierte Honigmelone in einer silbernen Schale. Pflaumen, Birnen und ein aufgeschnittener Granatapfel verteilen sich über geraffte Tücher mit Spitzen- und Fransenborten. Ein großer Taschenkrebs liegt rücklings auf einem Silbertablett. Weinranken umspielen dieses Stillleben und ein Eichhörnchen erfreut sich an der Spitze des Arrangements an den an einem Zweig hängenden Haselnüssen. Das Gemälde ist in Öl auf Holz gemalt, datiert auf 1777. Schon früh für den Herzog tätig gewesen: Dominicus Gottfried Waerdigh war Kunstmaler, wurde 1700 in Hamburg geboren, studierte in Holland Werke bedeutender Meister. 1734 kam er nach Hamburg zurück. Bereits nach dem Tod des letzten Plöner Herzogs Friedrich Carl im Jahre 1761 waren unter den Schulden, die aus der königlichen Kasse zu bezahlen waren, auch 442 Reichsthaler, die Waerdigh zu fordern hatte. „Wofür das Geld genau war, wissen wir nicht“, sagt Julia Meyer. Denn Waerdigh war nicht nur Maler, sondern auch Kunsthändler. In den herzoglichen Gemächern im Plöner Schloss hängen noch heute über den Türen vier Supraportengemälde mit Ansichten des Schlosses, die Waerdigh für die Gemächer Friedrich Carls gemalt hatte und die 1743 abgerechnet worden sind. Schon damals war er also für den Herzog tätig. Lesen Sie auch: Heimatkunde auf 304 Seiten und einer CD 1766 kaufte Waerdigh den Prinzessin-Hof. Waerdigh starb am 20. April 1789 in Plön und seine Leiche wurde in der Johanniskirche beigesetzt. Dieses Begräbnis zeigt die besondere Stellung, die er hier gehabt haben wird, so Julia Meyer.