Preetz baut komplett neues Klärwerk

„Es steht Großes an“, kündigt Bürgermeister Björn Demmin in seiner Funktion als Vorsitzender des Abwasserzweckverbandes (AZV) Preetz-Stadt und -Land an. In der Verbandsversammlung im Dezember sei der Beschluss für den Neubau gefasst worden. „Es macht keinen Sinn mehr, am offenen Herzen herumzudoktern“, erklärt er. Das Projekt werde über die Gebühren finanziert. „Es wird bei der Schmutzwassergebühr einen spürbaren Anstieg geben.“ Altes Klärwerk war immer wieder erweitert worden : Die jetzige Anlage sei seit der Eröffnung 1956 Stück für Stück gewachsen, erzählt Betriebsleiterin Claudia Röttger. Inzwischen gebe es für manche Komponenten gar keine Ersatzteile mehr. Sie müssten deshalb durch Spezialanfertigungen ersetzt werden. „Zum Glück gibt es viele Firmen in Preetz, die uns immer wieder unter die Arme greifen mit Maßanfertigungen und sofort einspringen, wenn etwas ausfällt.“ Lösung mit Plön scheiterte an den Kosten : Der angedachte gemeinsame Neubau zusammen mit Plön sei an den Kosten gescheitert. „Allein das Leitungssystem würde rund zwölf Millionen Euro kosten, das ist eine Länge von 13 Kilometern mit nicht unerheblichen Höhenunterschieden“, erläutert AZV-Geschäftsführer Gerd Schuylenburg. Darin sei noch nicht einmal der Grunderwerb enthalten. Das Projekt wäre einfach zu teuer geworden. Deshalb plane man für Preetz als wirtschaftlichste Lösung direkt neben dem bisherigen Standort an der Schwentine eine neue Anlage. „Es wäre nicht möglich, im laufenden Betrieb neue Becken zu bauen“, erklärt er den Grund, warum man auf ein anderes Areal ausweichen muss. Außerdem habe die neue Fläche einen wesentlich besseren Baugrund, sodass man keine Pfahlgründung wie bisher bei einigen Bauwerken brauche. Neubau der Kläranlage im Waldstück: Der Neubau entstehe in dem kleinen Waldstück neben dem jetzigen Zugangsbereich und solle weitgehend in dem ansteigenden Gelände verschwinden. Auch der Faulturm werde wesentlich kleiner – neben den sinkenden Geruchsimmissionen ein weiterer Vorteil für die Anlieger. Die bis zu 60 Jahre alten Bäume, die sich selbst ausgesät hätten, müssten dafür gefällt werden, sollen aber in doppelter Menge im Klosterforst ersetzt werden. Mit dem Kloster Preetz, dem die rund 9000 Quadratmeter große Fläche gehöre, sei man sich schon einig. Auch die Forstbehörde habe bereits zugestimmt, betont Demmin. Die großen Buchen in der Zufahrt sollen erhalten bleiben. Der Wanderweg werde zukünftig um die neue Anlage herumgeführt. Kfz- und Sozialgebäude werden auch zukünftig genutzt: Wenn das neue, für 35.000 Einwohnergleichwerte ausgerichtete Klärwerk fertig sei, werde das alte außer Betrieb genommen. Das Ausgleichsbecken, das Kfz-Gebäude sowie das Sozialgebäude mit Umkleideräumen und Duschen sollen aber weiterhin genutzt werden. Zwei Bestandteile – die Fällmittelanlage und die Überschussschlammeindickung –werden in die neue Anlage umgesetzt. Lesen Sie auch: Stadtwerke Lütjenburg - Corona und Steuer machen Abwasser teurer Im Neubau sinke der Energiebedarf bei gleichzeitig deutlich größeren Beckenvolumen, so Schuylenburg. Das Wasser müsse nur noch einmal statt dreimal angehoben werden und laufe dann im Freigefälle durch die Anlage. Bisher könnten 20 Prozent des Strombedarfs durch Nutzung der Faulgase (Methan) gedeckt werden, zukünftig könne man über 50 Prozent selbst erzeugen. Der weitere Fahrplan sieht für 2021 die europaweite Ausschreibung der Ingenieurleistung und die weitere Planung vor, so der AZV-Geschäftsführer. Mit dem Baubeginn rechne man für 2022, die Arbeiten sollen 2025 abgeschlossen sein. Mit dem Rückbau des jetzigen Klärwerks könne man sich Zeit lassen. Zum AZV gehört derzeit neben Preetz noch Pohnsdorf, auch Schellhorn liegt am Leitungsnetz. Andere Gemeinden hatten schon mal überlegt, sich ebenfalls anzuschließen. Dazu bliebe aber nicht mehr viel Zeit, betont Schuylenburg.

Preetz baut komplett neues Klärwerk - Gebühren werden steigen