Preetzer Wildtierheim Schellhorn: Fläschchen für die Osterhasen

Die „Minis“ sollen trinken, aber die Zähnchen von Nummer eins beißen fest auf den Gummisauger, die Milch fließt nicht. Birte Heckel-Neubert ist die Ruhe selbst. Geduldig versucht sie es immer wieder, bis jedes der vier „Minis“, wie sie die zehn Tage alten Kaninchenjungen nennt, sein Fläschchen getrunken hat. Zurück im Stall unter der Wärmelampe kuscheln sich die Geschwister aneinander – heute öffnen sie zum ersten Mal die Augen. Ein junger Mann habe die Kaninchenbabys am Vortag vorbeigebracht, sein Hund hatte sie im Garten ausgebuddelt, erzählt Birte Heckel-Neubert. „Man habe ihm gesagt, er solle Reisig über den zerstörten Bau legen. Das ist natürlich fatal.“ Die Kaninchen seien schnell ausgekühlt, eins ist gestorben. „Kaninchen trinken sehr schlecht“, erklärt die „Hasen- und Kaninchen-Mama“ von Schellhorn. „Es ist schwierig, sie an das Gummi zu gewöhnen. Das Weibchen hat einen Duftstoff an den Zitzen, deshalb ist die Handaufzucht schwierig.“ Hase mit gebrochenem Bein: Im vergangenen Jahr hat Heckel-Neubert 120 Tiere versorgt. Von Ende Januar bis in den Oktober werden ihr die Fellohren gebracht. Mittlerweile hat sich ihr Einzugsgebiet offiziell vergrößert: Auch das Tierheim Uhlenkrog bringt hilfebedürftige Vierbeiner. Die ersten beiden Hasen von Anfang Februar hat sie bereits ausgewildert. Auch der „Große“ mache sich gut. Der Hase wurde Anfang März bei Tierarzt Dr. Carsten Rehder mit einem gebrochenen Bein abgegeben. „Das stand so“, sagt Birte Heckel-Neubert und zeigt einen rechten Winkel. Sie erzählt weiter, dass der Hase in der Tierklinik in Wasbek operiert wurde. Er kann bereits wieder laufen und wird bald in ein größeres Gehege umziehen. „Wir machen eine ganz langsame Reha“, sagt Heckel-Neubert zufrieden. Lesen Sie auch: Warum der Osterhase bunte Eier bringt Über die gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Tierärzten ist Birte Heckel-Neubert dankbar. Auch die Kosten der Hasen-OP wurden dem Wildtierheim nicht in Rechnung gestellt. Schmerzmittel, Antibiotika und Medikamente gegen Durchfall sowie eimerweise Milchpulver müssen sich aus Spenden finanzieren. Neben den Käfigen im Haus stehen bei Familie Heckel-Neubert acht Außengehege im Garten, das neunte ist im Bau. In Schalen zieht die Schellhornerin eine Kräutermischung aus Weizenkörnern, Luzerne und Esparsetten. Bald kann sie wieder ihren Wildacker einsäen mit Kräutern für die Hasenapotheke. Hasenbabys nicht anfassen: Ihre Notfallpatienten sind meistens Opfer von jagenden Hunden und Katzen. Unwissende Menschen würden Hasenjunge aus ihren Sassen nehmen, weil sie vermeintlich verwaist seien. Doch Hasenbabys blieben tagsüber allein und bewegten sich nicht, erklärt Heckel-Neubert. „Sie besitzen keine Witterung und sind so eigentlich geschützt. Die Mutter kommt nur nachts zum Säugen.“ Auch an Ostern heißt es für Birte Heckel-Neubert: Alle drei Stunden Fläschchen geben. Lesen Sie auch: Deutscher Jagdverband: Feldhasen-Bestand bundesweit gewachsen Bei Heckel-Neuberts älteren Vierbeinern stehen Kohlrabiblätter hoch im Kurs. „Edeka Schröder bewahrt sie mir auf und ich muss sie nur noch abholen“, freut sie sich über die Hilfe. Zurzeit fehlten ihr Kaninchendraht, Baumaterial und alte Bettwäsche zum Abhängen der Käfige. Wer Birte Heckel-Neubert unterstützen möchte: Tel. 0162-6682739. Tierpatenschaften und Spendenkontakt: www.wildtierheim.de.