Quarantäne für Familie endlich vorbei

„Es begann bei mir am 4. Januar zunächst mit Ohrenschmerzen und Migräne, also eher atypischen Symptomen. Ich fühlte mich etwas fiebrig und matt, hatte aber kein Fieber. Die ganze Zeit über nicht“, berichtet Stefani Preuß. Kurz darauf sei eine Mittelohrentzündung diagnostiziert worden. „Ich habe mich zu Hause sofort ins Bett gelegt und den Kontakt zu den anderen vermieden. Etwa fünf Tage später kam dann die Kurzatmigkeit hinzu. Als die immer heftiger wurde, begann ich mir Sorgen zu machen“, erzählt die dreifache Mutter, die als medizinische Fachangestellte in einer Praxis für Allgemeinmedizin in der Region arbeitet. Nach einem Telefonat mit ihrem Chef habe der nach dem Ende der regulären Sprechstunde zunächst eine Blutuntersuchung veranlasst, bei der zu beider Überraschung bereits Antikörper nachgewiesen wurden. Daraufhin habe der Allgemeinmediziner bei ihr einen sogenannten Multiplex-Test „in vollständiger Schutzmontur und im Freien“ durchgeführt, der nicht nur auf das Coronavirus, sondern auch auf andere Influenza-Viren ausgerichtet sei. „Das Ergebnis war positiv und ich erst mal ziemlich durch den Wind. Denn ich habe mir natürlich große Sorgen um meine 85-jährige Mutter, meinen Mann, meine drei Kinder und die Freundin des Ältesten gemacht, die alle mit im Haus leben“, sagt Stefani Preuß, die von allen Steffi genannt wird. Seit Dezember nur noch virtuelle Kontakte zu Freunden und Verwandten: „Noch am selben Tag kam der Anruf vom Gesundheitsamt. Für alle wurde eine 14-tägige Quarantäne angeordnet und ich sollte mich isolieren. Das hatte ich – vielleicht zum Glück für die anderen – ja vorher schon getan. Ich blieb also weiter im Schlafzimmer und sah die anderen nur an der Tür, wenn sie Essen oder Trinken brachten“, so die 47-Jährige. Kontakte zu Freunden oder Verwandten hätte die Familie schon seit Dezember nur noch virtuell gehabt. In sofortige Quarantäne musste also auch Andreas Preuß (51), der Bothkamper Wehrführer. Als Mitarbeiter der geologischen Abteilung des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume hatte er bereits während des Lockdowns im Vorjahr zeitweise von zu Hause aus gearbeitet. Das konnte er jetzt nahtlos weiterführen. Nach „Feierabend“ unterstützte er seine 85-jährige Schwiegermutter Hanne Runge oder Sohn Frank Ole (19) und dessen Freundin Celine (18) beim Kochen für die Familie. Auch das Brotbacken hat Vater Preuß Spaß gemacht. Die Geschwister Mila Sofie (15) und Jan Malte (17) konzentrierten sich auf den Distanzunterricht und das selbstständige Lernen. Bei trockenem Wetter ging es in den Garten: „Noch stärker als vorher war der Alltag der Familie von Videokonferenzen oder Videotelefonie bestimmt. Auch meine Mutter hat auf diese Weise Kontakt mit Verwandten gehalten“, erzählt die Bothkamperin. Dank des Glasfaseranschlusses habe das auch alles gut geklappt. „Wann immer trockenes Wetter war, zog es die jungen Leute in den Garten, zum Ball- oder Tennisspielen. Mein Mann hat derweil in der Werkstatt eine Gartenbank gebaut.“ Spiele wie „Monopoly“ oder „Kniffel“ seien auch mal wieder zum Einsatz gekommen. Lesen Sie auch: Hier investieren die Gemeinden im Barkauer Land 2021 Viel Unterstützung „von außen“ hat die Familie vor allem von Stefanis Freundin und von einem Freund ihres Sohnes bekommen, die regelmäßig eingekauft haben. „Bei einem Sieben-Personen-Haushalt kommt da schon einiges zusammen, beispielsweise haben wir insgesamt 22 Liter Milch verbraucht.“ Von zahlreichen Freunden und Bekannten habe es viele besorgte Nachfragen und gute Genesungswünsche gegeben. „Das hat gut getan.“ Noch immer Atem- und Kreislaufprobleme: Stefani Preuß ist „unglaublich froh“, dass sie niemanden angesteckt hat. „Alle Familienmitglieder sind negativ getestet.“ Sehr erleichtert ist sie, dass es ihr inzwischen wieder etwas besser geht. „Aber diese Krankheit ist alles andere als harmlos. Noch immer habe ich Atem- und Kreislaufprobleme, die ich bisher nicht kannte“, berichtet Preuß.