Rettungswache Preetz

Mit blinkendem Blaulicht steht ein Rettungswagen am Garnkorb in Preetz. Besucher des Wochenmarkts und Autofahrer starren neugierig hinüber. „Kreislaufprobleme“, erzählt Robert Klaus. Es ist der zweite Einsatz am Sonnabendmorgen für den 21-jährigen Notfallsanitäter. Sie hätten nicht genau gewusst, wo sich die betroffene Person auf dem Marktplatz befinde, aber zum Glück habe jemand an der Ampel gewunken. Einweiser helfen den Einsatzkräften : Ein Einweiser sei immer wichtig für die Besatzung der Rettungstransportwagen, betont Robert Klaus. Es komme häufiger vor, dass man die Hausnummern nicht erkenne oder jemanden im öffentlichen Raum suchen müsse. „Oft sind es nur ein oder zwei Minuten, aber die können schon entscheidend sein“, fügt Marco Hohenberg (40), Notfallsanitäter und Wachleiter der Rettungswache in Preetz, hinzu. Ein Notarzt- und zwei Rettungsfahrzeuge seien am Wochenende im Einsatz, jeweils besetzt in Zwölf-Stunden-Schichten, erläutert Hohenberg. In der Woche kämen tagsüber noch zwei weitere Wagen hinzu. Und nachts zusätzlich ein Fahrzeug, das tagsüber im Stützpunkt Ascheberg stationiert sei. 36 Rettungssanitäter und -assistenten sowie Notfallsanitäter plus sechs Auszubildende seien in Preetz tätig. Jeder Anruf unter 112 werde in der Leitstelle nach einem Abfrageschema bearbeitet und überprüft, ob es sich um einen Notfall handelt, bei dem ein Notarzt benötigt werde, oder um einen Krankentransport, erläutert Hohenberg. „Danach wird über die Meldeempfänger Alarm ausgelöst.“ "In einer Minute sind wir hier raus": Auf dem Display stehe der Text mit den wichtigsten Daten, der Einsatzort werde automatisch auf das Navi gespielt. Die Mitarbeiter steigen in die Stiefel und ziehen ihre Schutzjacke über. „In einer Minute sind wir hier raus.“ Dabei sei es ein Vorteil, dass die neue Rettungswache im Gegensatz zum früheren Gebäude ebenerdig sei. Nach dem Einsatz werde der Wagen desinfiziert, meistens noch vor der Klinik. Danach melde man das Fahrzeug bei der Leitstelle wieder als „frei“ und könne zum nächsten Einsatz starten. Bei einem Patienten mit Corona-Verdacht komme das Fahrzeug sofort in die Wache zurück und werde gründlicher desinfiziert, so Hohenberg. Einmal pro Woche gebe es außerdem eine Regeldesinfektion. In der Corona-Pandemie habe sich die neue Rettungswache bewährt, erklärt Hermann Bölting, Geschäftsführer der Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen des Kreises Plön. Es gebe ausreichend Platz und Ruheräume. Schon früh die FFP2-Masken verwendet: „Wir haben auch schon früh entschieden, bei Einsätzen FFP2-Masken zu tragen und die Patienten mit Masken zu versorgen.“ Anfangs sei man noch belächelt worden, aber nach und nach hätten alle nachgezogen. Auch auf der Wache sei früh eine Maskenpflicht eingeführt worden. Im Kreis Plön gebe es insgesamt vier Bereiche mit Rettungswachen in Preetz, Plön, Probsteierhagen und Lütjenburg sowie Stützpunkten in Seekrug und Ascheberg, erläutert Bölting. Kreisweit sei im vergangenen Jahr die Zahl der Einsätze mit dem Krankentransportwagen im Vergleich zu 2019 von 5392 auf 4878 eingebrochen. Das liege daran, dass wegen der Corona-Pandemie viele geplante Operationen verschoben worden und damit Verlegungen in andere Kliniken oder Reha-Einrichtungen sowie Fahrten zu Ärzten ausgefallen seien. Auch die Zahl der Fahrten mit dem Rettungstransportwagen bei Notfällen sei im Kreis Plön gesunken. In der Rettungswache Preetz dagegen seien die Zahlen in beiden Bereichen gestiegen, weil man anderen Wachen geholfen habe, so Bölting. Drei neue Krankentransportwagen für den Kreis Plön: Bisher würden Rettungs- und Krankentransporte mit dem gleichen Fahrzeug erfolgen, aber noch in diesem Jahr sollen drei spezielle Krankentransportwagen angeschafft werden, die nicht so viel Ausstattung benötigten. Zwei wolle man in Preetz und einen in Probsteierhagen stationieren. Die Mitarbeiter gehen routiniert an die Einsätze heran. Bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall gebe es den gleichen Ablauf, so Hohenberg. Schwieriger sei es dagegen bei Unfällen. „Da weiß man nie, was kommt.“ Fast jeder Einsatz werde nachbesprochen. „Es ist wichtig, das nicht zu nah an uns herankommen zu lassen und eine gewisse Distanz zu wahren“, meint Robert Klaus. Erinnerung an schweren Unfall: Einen Unfall wird er allerdings nicht so schnell vergessen. Im September 2020 waren auf der L 49 bei Nettelsee fünf Autos zusammengestoßen. Drei brannten vollständig aus, acht Menschen wurden verletzt. „Wir kamen gar nicht richtig ran, weil die brennenden Autos im Weg waren und wir nicht wussten, was auf der anderen Seite los ist“, so Klaus. Wenn man wie er als Erster am Unfallort sei, habe man die kommissarische Einsatzleitung und müsse entscheiden, wie viele Fahrzeuge man nachordern und ob ein Hubschrauber angefordert werden müsse oder in welche Klinik der Verletzte gebracht werde. „Da kommt man dann schon mal in Aufregung.“ Die Rettungswache am Dänenkamp in Preetz wurde im November 2019 nach 16 Monaten Bauzeit in Betrieb genommen. Der Neubau kostete rund 4,8 Millionen Euro. Dafür konnten die Rettungswache in der Mühlenstraße an der Klinik Preetz und der Stützpunkt in Raisdorf/Schwentinental eingespart werden. Das 1500 Quadratmeter große Gebäude umfasst neben der Fahrzeughalle auch Schulungs-, Ruhe-, Umkleide- und Bereitschaftsräume inklusive separater Küche sowie Büros für die Verwaltung und ein Hauptlager für medizinisches Verbrauchsmaterial. Die Rettungswache Preetz versorgt rund 40.000 Menschen vom Kieler Stadtrand über die B 202 bis nach Selent und über die B 404 bis nach Klein Barkau.