SPD Plön/Neumünster: Erste Online-Kandidatenkür ist gelungen

Am 4. November und am 14. Januar wollten die SPD-Kreisverbände ihre Wahlkreiskonferenz in altbewährter Weise mit persönlicher Präsenz abhalten. Corona machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. "Die Sicherheit unserer Delegierten geht vor", sagte der Plöner Kreisvorsitzende Norbert Maroses am Dienstag zu Beginn der abendlichen Online-Sitzung. Ungewohnte Küchenansichten im Hintergrund: 74 Delegierte aus Neumünster, dem Kreis Plön und dem Amt Boostedt-Rickling (Kreis Segeberg) waren zugeschaltet. Sie saßen in Küchen, Wohn- und Arbeitszimmern. Kai Bellstedt, Fraktionsvorsitzender im Plöner Kreistag, wählte als virtuelle Kulisse im Hintergrund eine Ansicht des Plöner Schlosses. Einblicke, die es bei einer Präsenzveranstaltung so nicht gegeben hätte. Lesen Sie auch: Die SPD hält an allen großen Projekten im Kreis Plön fest Zwei Bewerber möchten für die SPD in den Bundestag einziehen. Slenczek ist Fraktionsvorsitzender seiner Partei in Laboe. Nach seinem Zivildienst arbeitete er als Rettungssanitäter. Später sattelte er um und machte sich als Installateur- und Heizungsbau-Meister selbstständig. Aus gesundheitlichen Gründen gab er sein Geschäft auf. Er leitet heute für die Johanniter in Kiel die Fachbereiche Ausbildung, Fahrdienst und Rettungsdienst. Seit 2002 engagiert er sich bei den Sozialdemokraten. "Ich will kein Selbstdarsteller, sondern Sprachrohr der Bürger sein": In seiner zehnminütigen Bewerbungsrede versprach er im Falle seiner Wahl, im Bundestag mehr die Basis und weniger Lobbyisten vertreten zu wollen. Er beklagte, dass die SPD zu wenig Präsenz zeige im Wahlkreis. "Habt ihr den Bundestagsabgeordneten wahrgenommen?", fragte er in die virtuelle Runde. Ökologie und Ökonomie müsse man zusammen betrachten. Bei der Digitalisierung sei Deutschland noch ein Entwicklungsland. Er wolle in Berlin kein Selbstdarsteller, sondern ein Sprachrohr der Bürger sein. "Russland ist mehr als nur Putin": Kristian Klinck führt die SPD-Fraktion in seiner Heimatstadt Preetz. Er ist Lehrer für Wirtschaft, Politik und Latein an einem Gymnasium. Seit 18 Jahren ist er in der Partei. Vor einem Jahr habe er sich entschlossen, SPD-Bundestagskandidat zu werden. Deutschland brauche eine starke SPD vor allem für die Sozialpolitik. Klinck schnitt auch außenpolitische Themen an. "Russland ist mehr als nur Putin." Russland sei ein potenzieller Partner der EU. Trotz der "Medienmanipulation" sei der Gesprächsfaden aber nicht abgerissen. Lesen Sie auch: SPD fordert mehr Tempo beim Bau von Hein Schönberg Der SPD-Politiker sprach sich für öffentlichen Wohnungsbau aus. Ein Sechstel der Wohnungen in Neumünster gehörten einem öffentlich-rechtlichen Wohnungsbauunternehmen. "Stark", fand Klinck das. Der Bundeswehr-Reservist forderte, dass man sich an die Seite derjenigen stellen müsse, die das Recht in Deutschland durchsetzen. Ohne Vorbehalte müsse man "rechtstreue Polizisten" unterstützen. Lesen Sie auch: Corona hemmt die Kür der Kandidaten Und wie stehen die Bewerber zur Großen Koalition? Slenczek will das Wahlergebnis abwarten, hält aber auch die Rolle als starke Opposition für nicht unattraktiv. Klinck findet die Große Koalition in der jetzigen Krise "ganz gut". In normalen Zeiten sieht er sie aber zurückhaltend. Es hänge aber davon ab, wie viele eigene Punkte man in einer Koalition durchsetzen könne. Lesen Sie auch: CDU schickt wieder Melanie Bernstein ins Bundestagsrennen Technische Pannen blieben bei der Videokonferenz aus. Ein Redner musste erst sein Mikrofon anschalten, bevor er sprach. Ein anderes Mal gab es ein kurzes Nebengeräusch von irgendwo her. Ansonsten lief alles rund. Tritt Slenczek oder Klinck für die SPD an? Diese Fragen entscheiden die Delegierten per Briefwahl. Einsendeschluss ist der 5. März um 14 Uhr. Um 18 Uhr des Tages kommt die Online-Runde erneut zusammen, um das Wahlergebnis zu erfahren.