Sammler im Kreis Plön: Das Einhorn-Zimmer von Preetz

Ein kleiner Zirkus, der vor Jahren in Preetz Halt machte, hatte mit Plakaten geworben, auf denen zwei Einhörner zu sehen waren. "Da bin ich dann morgens zu den Artisten hin und habe an deren Wohnwagen geklopft, ob sie nicht noch so ein Plakat übrig hätten", sagt Jens Vogt. "Die hatten noch ganz müde Augen, aber am Ende haben sie mir ein Plakat überlassen." Auf diesem Wege sind so einige Stücke in die Einhorn-Sammlung von Ruth Arp gelangt. Auch einem Grachten-Kapitän in Amsterdam, auf dessen Mütze ein Einhorn-Aufdruck zu sehen war, konnte nach einiger Beharrlichkeit das Kleidungsstück abgeschwatzt werden. Die meisten Objekte seien aber Geschenke von Freunden gewesen oder Mitbringsel von Reisen. Vor über 30 Jahren, lange bevor das Einhorn als Motiv zum Hype wurde, begegnete Ruth Arp dem Fabelwesen erstmals bewusst in einer Apotheke im Wendland. "Die hatte das Einhorn als Emblem. Tatsächlich gibt es viele Einhorn-Apotheken. In dieser Speziellen habe ich mir bei dem Apotheker einige Blöcke seiner Kassenzettel mitgenommen, auf denen das Einhorn zu sehen war. Und seitdem findet mich das Einhorn quasi überall, ich muss gar nicht danach suchen." Das Einhorn-Motiv gibt es vom Wandteppich bis zur Glasflasche: So entdeckte sie die Tiere etwa auf alten Wandteppichen in Paris, auf Wappen in Italien oder auf Glasflaschen in England. "Das Einhorn hat ja etwas Zartes, Unschuldiges, Märchenhaftes an sich. Das fasziniert mich schon", sagt Arp. Sie verbindet das seltene Tier aber auch mit der Thematik Artenschutz. "In dem Film `Das letzte Einhorn´geht es darum, dass dieses eine Fabeltier womöglich das letzte seiner Art ist und es beginnt die Suche nach den andere. Es zeigt einem, wie ich finde, dass wir die Artenvielfalt schätzen und schützen müssen." Obwohl sich in ihrem Einhorn-Zimmer die Figuren, Bücher, Bilder, Spiele oder Kissen der Fabelwesen türmen, würde Ruth Arp zu einigen neuen Stücken nicht nein sagen. "Aber ich möchte keine Plastik-Einhörner, wie es sie jetzt überall gibt." Ein richtiges Lieblingsstück hat sie nicht, ihr sei die ganze Sammlung in ihrer Vielfalt lieb und teuer. Eine bemalte Fliese sei jedoch eins der besonderen Stücke. "Da waren wir auf Sizilien in einem Ort, in dem es eine lange Treppe den Berg hinauf bis zu einer Kirche gibt. Die Treppe war mit unzähligen unterschiedlichen Fliesen verziert - und eine Fliesenreihe hatte das Einhorn als Motiv", sagt Arp. Und ihr Mann ergänzt: "Nun hat diese Treppe vielleicht eine Fliese weniger." Auch die damaligen Schüler malten ihrer Lehrerin Einhörner: Ruth Arp, früher Lehrerin in Preetz, zeigt auch gerne die Briefe ihrer Schüler, die sie ihr zum Abschied geschenkt haben - viele davon natürlich mit Einhörnern bemalt. "Das sind alles so schöne Erinnerungen", sagt sie. Wenn sie die Stücke aus dem Zimmer wieder hervorholt, kommen auch die Gedanken an die Reisen zurück. "Ich versinke dann manchmal richtig in der Einhorn-Welt." Ein echtes Einhorn könne man übrigens nur fangen, wenn es zu einer Jungfrau kommt und sein Horn in ihren Schoss legt, als Vertrauensbeweis - so die Legende. Dass dies jemals geglückt sei, habe aber selbst die Sammlerin aus Preetz noch nicht gehört. Lesen Sie auch aus der Serie "Sammler im Kreis Plön": Familie Böhrens' Gespür für Glas sowie Gabriele König und ihre Puppenstube sowie Frauke Lorenzens Fossilien-Schatz Mehr aus dem Kreis Plön lesen Sie hier.