Schönberg: Erstmals Funde aus der Bronzezeit

Grabungsleiterin Mirjam Briel freut sich: „Mit so umfangreichen und auch sehr eindeutigen Befunden konnten wir vorher nicht rechnen“, erklärte die Archäologin vor Ort. Auf dem Gelände des geplanten Neubaugebietes in Schönberg hinter den Kleingärten hatten sie und ihr Team zwei große Flächen sichern können, auf denen unterschiedliche Befunde unter anderem auf Siedlungstätigkeit in der ausgehenden nordischen Bronzezeit (etwa 800 bis 550 vor Christus) hinweisen. Das macht die Funde außerdem landesweit bedeutsam, im Kreis Plön sind es die ersten. Scherben, Keramiken und Abbrüche von Feuerstein: „Die beiden Flächen unterscheiden sich sehr in der Art ihrer vorgeschichtlichen Nutzung," erklärt Briel. Alle ihre Erkenntnisse gewinnen die Archäologen aus den Pfostengruben, die Ablagerungen darin und vereinzelte Funde wie Scherben, Keramiken oder Abbrüche von Feuerstein. „Nichts ist so dauerhaft wie ein Pfostenloch“, meint Briel. Lage, Tiefe, Verfärbung der Bodenschichten und Abbrüche erzählen eine Jahrtausende alte Geschichte. „Wir können anhand der unvollständigen Siedlungsstrukturen eindeutig nachweisen, dass die Menschen dort gelebt, gearbeitet und gegessen haben“, so Briel weiter. Ein vollständiger Hausgrundriss aus der Bronzezeit: Auf dem rund 8000 Quadratmeter großen Areal im unteren Bereich des Gebietes in Richtung Fiefbergen wurden rund 320 sogenannte Pfostengruben und 40 Siedlungsgruben nachgewiesen. Hinzu kommen rund 20 Kilogramm Keramik, diverse Feuerstein-Artefakte und vereinzelt verbrannte Tierknochen. „Wir können mit Sicherheit sagen, dass wir einen vollständigen Hausgrundriss aus der Bronzezeit nachgewiesen haben. Dazu kommen zahlreiche unvollständige Pfostenreihen, bei denen es sich um mutmaßlich zeitgleiche Siedlungsstrukturen handelt. Dies ist landesweit bedeutsam, weil Norddeutschland nach wie vor nur wenige Siedlungsbefunde aus der Bronzezeit gesichert sind. Für den Kreis Plön ist es die erste nachgewiesene Bronzezeit-Siedlung“, erklärt Briel. „Die Form des Hausgrundrisses mit ihren abgerundeten Firstenden ist charakteristisch für die Bronzezeit. Bestätigt wird die Datierung durch die typisch spätbronzezeitliche Keramik, die aus den benachbarten Gruben geborgen wurde“, berichtet die Archäologin weiter. Diese Häuser hielten nur etwa wenige Jahrzehnte lang, dann wurden daneben oder leicht versetzt neue gebaut. „Deswegen überlagern sich die Grundrisse, und es ist nicht einfach, ein bestimmtes Haus zu identifizieren.“ Keine Anzeichen der jüngeren Epoche: Auf „etwas jüngere Häuser“ weisen laut Briel sehr lange Mittelpfostenreihen (Firstpfosten) hin. „Das deutet darauf hin, dass dort lange, mehrschiffige Häuser standen, wie sie typisch für die vorrömische Eisenzeit und die römische Kaiserzeit sind“, erläutert die Fachfrau. Auch im oberen, etwas kleineren Bereich direkt angrenzend an die Kleingärten fand das Grabungsteam Hinweise auf eine Besiedlung in der späten Bronzezeit, aber keine Anzeichen der jüngeren Epoche. Unterschied: Die Befunde ergaben keine Häuser, sondern eine Art Werkstellen. „Wir fanden dort lediglich Kochsteingruben, Abfallgruben und Feuerstellen, auch Schlackereste von Bronze, was darauf hindeutet, dass dort Bronze verarbeitet wurde. Wir gehen davon aus, dass beide Gebiete zusammengehören, die Siedlung aber nach Leben und Arbeiten getrennt war, wie heute ja auch“, berichtete Briel. Lesen Sie auch: Efeu: Der Mythos von der Schädlichkeit Der spannenden Ausgrabung folgt für Mirjam Briel nun die akribische Untersuchung der Funde nach Machart und Verzierungen. Anhand der Scherben können die Archäologen Gefäßformen und -herstellung nachvollziehen und darüber die Funde zeitlich einordnen. „Alle Ergebnisse werden dokumentiert und in eine digitale Datenbank eingetragen, sodass man jederzeit darauf zugreifen kann. Noch ist nichts geplant, aber es kann auch sein, dass die Funde einmal in einer Ausstellung gezeigt werden“, so die Archäologin.