Schönberg: Mehr Platz für die Tafel

Gerd Husen ist gelernter Tischler. Gemeinsam mit seiner Frau Käthe Moltzen engagiert er sich für die Schönberger Tafel, und da kommen seine handwerklichen Fähigkeiten gerade recht. Denn die Tafel kann sich ihren lang gehegten Wunsch nach mehr Platz erfüllen und ihre Raumkapazität verdoppeln. Wie der Zufall es wollte, war der Nachbar der gemieteten Räume im Gewerbegebiet ausgezogen, und der Eigentümer war bereit, der Tafel auch die jetzt freigewordene Fläche zu vermieten. Auch Amt und Gemeinde hatten sich bereiterklärt, die dann anfallende Summe mehr zu zahlen, und so waren die Weichen gestellt. „Viel Geld ist natürlich nicht da, und so haben wir alle selbst mit angepackt“, erklärte Elke Boller. Gerd Husen baute stabile Arbeitstische, die nun in den neuen Vorbereitungsraum gestellt werden. Der wird zum Lager, sodass viele neue Regale gebraucht werden, die Husen mit Bruno Klaperski gemeinsam zusägt. Elke Boller, Bettina Helm und Käthe Moltzen gehen den Männern mit Hammer, Säge und Zollstock zur Hand, Marion Schmidt und Erika Klaperski räumen die im einstigen Ausgaberaum vorhandenen Regale leer, die dann im neuen Ausgaberaum wieder aufgebaut werden können. Kühltruhen für die Tafel von oben einsehbar: Eine besondere Freude hatten die Ehrenamtler erlebt, als sie von der Flensburger Tafel zwei Kühltruhen erhalten hatten. „Die sind von oben einsehbar wie im Supermarkt, sodass wir genau wissen, was noch vorhanden ist und was wir schon ausgegeben haben“, erklärte Elke Boller. Und vor allem: „Wir können sie jetzt auch endlich unterbringen“, freut sich die Tafel-Leiterin. Denn bislang habe man Spenden an Tiefkühlkost meist ablehnen müssen, weil es keine Lagermöglichkeit gegeben hatte. Das ist nun vorbei. Auch die Enge beim Herrichten und Bearbeiten der Frischwaren wie Obst, Gemüse, Salat und Ähnliches gehört der Vergangenheit an. Dank der neuen Räume gibt es nun reichlich Platz. Die Ausgabe zieht in den neuen Raum und wird modernisiert. Soll heißen: Es werden vier Stationen gebildet, an denen jeweils Mitarbeiter die Kunden bedienen. Die gehen, anders als bisher, durch den Laden, ähnlich dem Einkauf im Supermarkt. Auch soll ein „Non-Food-Bereich“ mit Spielzeug und Ähnlichem eingerichtet werden. „Wir haben uns viele Tafeln angesehen, wo die Ausgabe bereits so gehandhabt wird“, sagte Boller. Sie leitet seit zehn Jahren die Tafel, die 2005 in Trägerschaft der Johanniter mit Unterstützung der Gemeinde Schönberg und des Amts Probstei eröffnet worden war. Frauen in der Ausgabe wurden beschimpft: Aktuell werden über 400 Menschen, darunter rund 160 Kinder, mit den Waren des täglichen Lebens versorgt. Lebensmittelspenden gebe es reichlich, ebenso wie neuerdings Hilfe. 33 ehrenamtliche Mitarbeiter, darunter sieben Fahrer, sorgen für den reibungslosen Ablauf. Der allerdings gestaltet sich mitunter schwierig, vor allem durch die vielen verschiedenen Nationalitäten. „Die Menschen kommen oft schon Stunden vor Beginn der Ausgabe, auch weil sie sich hier treffen“, berichtet Boller. Dabei gebe es schon mal Streit untereinander oder gar Beschimpfungen der Frauen in der Ausgabe, weil sie sich ungerecht behandelt fühlen. Lesen Sie auch: Bürgerpreis für Probsteier Tafel „Wir teilen die Waren nach Größe der Familien ein. Das versteht nicht jeder. Wir waren teilweise schon richtig traurig“, erzählt Boller. Dagegen hatten sie gemeinsam eine Lösung gesucht und vor zwei Wochen jedem Kunden ein Schreiben, auch auf Arabisch und Türkisch, überreicht, in dem sie die Arbeitsweise der Tafel erläuterten. „Wir arbeiten in unserer Freizeit ohne Bezahlung für Sie. Das machen wir sehr gern und deshalb sind wir traurig, wenn wir von einigen von Ihnen beschimpft werden“, steht da zu lesen. Und: „Wir bitten Sie um Freundlichkeit und Menschlichkeit.“ Das zeigte Wirkung. „Die nächste Ausgabe war viel ruhiger, ein Mann ist zu uns gekommen und hat gefragt, ob das alles stimmt, was wir geschrieben haben“, erzählt Boller. Doch zum Glück überwiege die positive Seite dieses Ehrenamts, betonte sie. Dank der neuen Räume wollen die Helfer auch überlegen, ob die reine Ausgabe von Lebensmitteln um Angebote der Beratung in sozialen und Rentenfragen erweitert werden könnte. Mehr aus dem Kreis Plön lesen Sie hier.

Schönberg - Mehr Platz für die Tafel