Schönkirchen: Ingmar Jonsson ist der einzige Jobcoach an einer Schule

Denn Ingmar Jonsson kann sich ausschließlich um Jugendliche des Schulzentrums kümmern und muss nicht wie die meisten seiner Kollegen mehrere Schulen versorgen. Das Coaching-Modell an einer Schule gibt es im Kreis Plön bislang nur in Schönkirchen. Ingmar Jonsson dürfte bestes Verständnis dafür haben, wenn Jugendliche erst mal überhaupt keinen Plan haben, womit sie später ihr Geld verdienen wollen. Nicht nur, weil es in Schleswig-Holstein mehr als 500 Ausbildungsberufe gibt. Der Berufscoach selbst ist das beste Beispiel dafür, dass oft erst Umwege zum eigentlichen Berufsziel führen. Der direkte Weg dorthin hätte den gelernten Bäckermeister mit großer Wahrscheinlichkeit in die Backstube des elterlichen Betriebs in Wisch geführt und nicht an eine Schule. Im Bäckermeister schlummerte pädagogisches Talent: Dass es doch so weit kam, verdankt der 42-Jährige seiner Frau, die vor ein paar Jahren offenbar pädagogisches Potenzial in ihrem Mann entdeckte, der ja schließlich jahrelang für die Jugendarbeit der Freiwilligen Feuerwehr in seiner Heimatgemeinde zuständig war. Also hörte Ingmar Jonsson auf den Rat seiner Frau, ließ sich nach einer Zusatzausbildung (Betriebswirt des Handwerks) noch zum Berufscoach schulen, arbeitete ab 2016 vier Jahre erst für rund ein halbes Dutzend Schulen, ab Januar 2020 dann als Mitarbeiter der Gemeinde ausschließlich für das Schönkirchener Schulzentrum. Jetzt ist er für mehr als 30 Jugendliche aus achten und neunten Klassen fester, regelmäßiger Ansprechpartner, wenn es um Praktika oder Ausbildungsplätze geht. Dass der Coach beide Welten – Schulen und Betriebe – aus eigener (Berufs-)Erfahrung bestens kennt, zahlt sich offenbar aus: Obwohl immer mehr Betriebe wegen steigender Corona-Zahlen so gut wie keine Praktikanten mehr nehmen (KN berichtete), kann Ingmar Jonsson die meisten seiner Schützlinge immer noch vergleichsweise gut mit Plätzen versorgen. Job und Jugendlicher müssen einfach passen: Fünf Jugendliche, die ihr Zweiwochen-Praktikum im November gerade hinter sich brachten, hätten sogar allen Grund zum Jubeln gehabt: „Die Chefs der Betriebe haben ihnen Ausbildungsplätze vom Fleischer, Maler, Bäcker bis zum Anlagenmechaniker in Aussicht gestellt, weil es eben so gut passte.“ Damit es passt, also der richtige Jugendliche mit entsprechenden Fähigkeiten zum dazu passenden Ausbildungsplatz gelangt, braucht Ingmar Jonsson ein breites Repertoire für seine Beratungen: Einerseits muss er manchmal Klartext reden, wenn Berufswünsche der Schüler unrealistisch sind („Banker kannst du mit diesem Abschluss erst mal nicht werden, ist einfach so“). Andererseits will er Jugendliche auch nicht brechen, ihre Träume nicht zerstören. Lesen Sie auch: VKP setzt in Plön keine weiteren Schulbusse ein Ohne Vertrauen läuft auch in Schönkirchen nichts: Also beschreiben viele seiner Beratungsgespräche 1001 Umwege, den Traumberuf nach einer ersten Ausbildung in einem anderen Bereich vielleicht doch noch Wirklichkeit werden zu lassen. Ob seine Strategie aufgeht, erkennt Ingmar Jonsson schnell: „Wenn sich bei der Beratung die Körperhaltung verändert, dann tut sich meistens auch was im Kopf.“ Damit sich da oben was tut, reichen seine ganzen Broschüren, selbst gebastelten Karten mit Anforderungen in diversen Berufen oder Online-Tests zur Feststellung bestimmten Fähigkeiten aber nicht aus. „Ohne Vertrauen geht gar nichts“, sagt Jonsson und meint damit nicht nur das Vertrauen der Jugendlichen. Auch Firmenchefs zählen darauf, dass ihnen der Coach aus dem Augustental „passende“ Jugendliche schickt. Als Bäckermeister und ehemaliger Lehrherr weiß Jonsson, was Ausbilder außer bestimmten Fähigkeiten erwarten: „Vor allem Motivation und Disziplin. Das zählt oft mehr als Schulnoten."