Schwentinental: Neuer Anlauf zu Städtepartnerschaft mit Uttoxeter

Brexit und Corona haben offenbar auch positive Nebenwirkungen: zum Beispiel die Rückbesinnung auf fast vergessene Werte wie Solididarität oder Freundschaft. Die KGK-Fraktion jedenfalls sieht jetzt den perfekten Zeitpunkt, um nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union am 1. Januar die vor 17 Jahren unter unglücklichen Umständen beendete Städtepartnerschaft zum britischen Uttoxeter wieder zum Leben zu erwecken. So ganz aus dem Blickfeld geriet die Kleinstadt mit rund 13 500 Einwohnern in Mittelengland rund 120 Kilometer südlich von Liverpool trotz der langen „Trennung“ nicht in Schwentinental. Immerhin wurde der Name Uttoxeter-Halle als eine der zentralen Einrichtungen der Stadt ganz bewusst nicht geändert. Zudem gibt es nach Angaben von Bürgermeister Thomas Haß noch ein paar Kontakte der Gemeinschaftsschule in die ehemalige Partnergemeinde jenseits des Ärmelkanals – mehr aber auch nicht. Schwentinental will nach Brexit Signal der Freundschaft senden: Das will die KGK-Fraktion nun ändern. Sie nehme das historische Austrittsdatum Großbritanniens aus der EU zum Anlass, sich für eine Wiederaufnahme der vormaligen Städtepartnerschaft zwischen der ehemaligen Gemeinde Raisdorf und Uttoxeter mit einem entsprechenden Prüfantrag einzusetzen. Denn der Brexit bedeute einen erheblichen Rückschlag auch für den europäischen Gedanken. Lesen Sie auch: Schönkirchens Bürgermeister legt sich mit Volksbank an In Zeiten weltweit zunehmender nationalistischer Tendenzen und Egoismen würde Schwentinental laut KGK mit dem Bemühen um Wiederaufnahme der Städtepartnerschaft in Richtung Großbritannien ein „starkes gegenteiliges Signal für ein gemeinsames Miteinander über Grenzen hinweg“ senden. Zusammenwachsen von Klausdorf und Raisdorf könnte profitieren: Außerdem könne die Wiederbelebung der 1969 zwischen Raisdorf und Uttoxeter begründeten Partnerschaft, bei dessen Wiederbelebung dann auch Klausdorf beteiligt wäre, das Zusammenwachsen der Ortsteile fördern. „Wir sind überzeugt, dass die Städtepartnerschaft mit Uttoxeter als ortsteilverbindendes Projekt in diesem Prozess identitätsstiftend wirken kann“, erklärten die KGK-Fraktionschefs Dennis Mihlan und Andreas Müller. Auch Bürgermeister Thomas Haß findet den KGK-Vorschlag auf Nachfrage „grundsätzlich sehr interessant“. Darüber befinden müsse aber die Politik. Vorteile könne die Partnerschafts-Wiederbelebung nicht nur für das Zusammenwachsen der Ortsteile bringen: „Ich würde mich auch sehr freuen, wenn dadurch der Austausch von Jugendlichen zwischen den Partnergemeinden wieder neuen Schwung bekäme.“ Erste Partnerschaft ging 2003 "eigenartig" zu Ende: SPD-Fraktionschef Volker Sindt, der in den 1990er-Jahren mehrfach Uttoxeter besuchte, begrüßt den Vorschlag ebenfalls: „Es wäre schön, wenn wir an das früher so herzliche Verhältnis zueinander wieder anknüpfen könnten – zumal die Partnerschaft 2003 unter so eigenartigen Umständen zu Ende ging.“ Zu diesen „eigenartigen Umständen“ zählt zum Beispiel das Fax aus Uttoxeter, das mit ein paar Dürren Sätzen Bestürzung im Raisdorfer Rathaus auslöste: Die Briten erklärten die Partnerschaft einseitig für beendet – ohne Angabe von Gründen. Auch entsprechende Nachfragen brachten laut Volker Sindt keine Klarheit. Seine Vermutung: „Vielleicht hatte es damit zu tun, dass sich Deutschland damals unter Kanzler Gerhard Schröder kategorisch weigerte, an der Seite Amerikas und Großbritanniens in den Irak-Krieg zu ziehen. Aber beweisen kann ich es nicht.“ Uttoxeter und Schwentinental haben Gemeinsamkeiten: Ob der mögliche Ärger nach 17 Jahren verflogen ist und Uttoxeter die Handreichung aus Germany annimmt, bleibt abzuwarten. In der Zwischenzeit hat das Städtchen in der Grafschaft Staffordshire eine ähnliche Entwicklung genommen wie Raisdorf: Uttoxeter wurde ebenfalls in eine größere Verwaltungseinheit überführt.