Schwentinental: Statt Einweihungsfeier für neues Feuerwehrhaus gab's Alarm

Fast heimlich, still und leise wurde kurz vor Silvester eines der teuersten und wichtigsten Neubauten der Stadt nicht nur fertig, sondern auch schon von den künftigen Nutzern bezogen: Seit 29. Dezember rückt die Raisdorfer Wehr aus ihrem an alter Stelle neu errichteten Feuerwehrgerätehaus in der Bahnhofstraße zu Einsätzen aus. Der Grund für die „Heimlichkeit“ liegt auf der Hand: Coronabeschränkungen ließen Einweihungsfeierlichkeiten nicht zu. Sie sollen aber – falls es die Umstände zulassen – im Sommer oder spätestens im Herbst nachgeholt werden. Am Einzugstag musste Mann aus Gabelstapler befreit werden: Viel Zeit zur Eingewöhnung in die neuen Räumlichkeiten blieb den gut 70 Raisdorfer Einsatzkräften allerdings nicht. Kaum hatte der Umzug am 29. Dezember begonnen, heulten bereits die Alarmsirenen im Neubau zur Einsatzpremiere: der Fahrer eines Gabelstaplers war verunglückt, musste aus dem Fahrzeug befreit und anschließend ins Krankenhaus gebracht werden. Obwohl noch nicht alles komplett fertig ist, gelang die Ernstfall-Premiere offenbar: „Keine Probleme“, bestätigte Raisdorfs Ortswehrführer Stefan Kühl bei einem Presserundgang durch den Neubau: „Alles funktionierte auf Anhieb reibungslos.“ Eine Punktlandung gab es auch beim Fertigstellungstermin kurz vor dem Jahreswechsel. Denn ab 1. Januar 2021 hätte der Neubau ein noch größeres Loch in den Haushalt der Stadt gerissen – aufgrund wieder ansteigender Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent sowie wegen entgangener Fördergelder, weil Fristen verstrichen wären. Viele Fragen zu steigenden Kosten blieben ohne Antwort: Aber auch so sind die Kosten mit 5,87 Millionen Euro weit höher als ursprünglich kalkuliert. Ging die Stadt in ersten Schätzungen vor drei Jahren noch von 3,4 Millionen Euro aus, musste der Kostenansatz regelmäßig immer weiter nach oben korrigiert werden (wir berichteten mehrfach). Zuletzt bewilligte die Stadtvertretung im Sommer zähneknirschend 5,33 Millionen Euro. Dass auch diese Summe noch nicht ausreichte, ist für Bürgermeister Thomas Haß angesichts der Größe des Bauprojekts zwar „grundsätzlich in Ordnung“. Trotzdem bleiben aus Sicht des Verwaltungschefs Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel die, warum in der jüngsten Kostenschätzung große Positionen wie die Innenausstattung des Feuerwehrgerätehauses nicht enthalten waren. Klausdorf muss ohne neues Feuerwehrhaus auskommen: Die Diskussionen um Geld aus dem Stadtsäckel für die beiden Schwentinentaler Wehren dürften in diesem Jahr trotz weitgehender Vollendung des Neubaus weitergehen. Denn auch das Feuerwehrgerätehaus in Klausdorf ist inzwischen in die Jahre gekommen. „Klar ist, dass wir da auch etwas tun müssen“, erklärt Thomas Haß auf Nachfrage: „Aber ein kompletter Neubau wie in Raisdorf wird es aus jetziger Sicht wohl nicht werden, wahrscheinlich müssen wir uns auch aus Kostengründen in Klausdorf auf einen Anbau beschränken.“ Genaueres könne man dazu aber erst nach Gesprächen mit den Fraktionen sowie der Klausdorfer Ortswehr sagen. Lesen Sie auch: Die Ersten im Impfzentrum Schönberg sind schon geimpft Stefan Kühl und seine Raisdorfer Feuerwehrkameraden haben offensichtlich n ach Ende des Übergangsprovisoriums mit Aufteilung der Wehr auf drei Standorte jetzt allen Grund zur Freude: „Unser neues Domizil ist zweckmäßig, hell, und ansprechend gestaltet – ein Ort mit hohem Wohlfühlfaktor“, wie der Ortswehrführer beim Rundgang immer wieder betont – „aber ohne Luxus“. Bessere Funktionalität, aber kein Luxus: Im Vergleich zum abgerissenen Vorgängerbau an der Bahnhofstraße habe sich die jetzt zur Verfügung stehende Nutzfläche (1375 Quadratmeter) zwar leicht, aber nicht wesentlich erhöht. Auch die Zahl der sieben Einsatzfahrzeuge bleibe gleich. Durch Optimierung von Raumaufteilung und Wegeführung habe sich allerdings die Funktionalität des Feuerwehrgebäudes deutlich erhöht – angefangen von kürzeren Wegen in die Einsatzfahrzeuge, den nach Geschlechtern getrennten Umkleide- und Duschräumen bis hin zu einer geräumigeren Fahrzeughalle inklusive einer Abgas-Absauganlage.