Seniorenbeirat Heikendorf erlebt Ansturm auf Hilfe bei Impfterminen

Bereits um kurz nach zehn Uhr reichte die Schlange der Senioren, die sich Hilfe bei der Buchung eines Impftermins erhofften, bis weit vor die Tür der Gemeindebücherei. Drinnen hatten sich schon etwa 40 Hilfesuchende mit den bereitgestellten FFP2-Masken einen Warteplatz gesichert, um die sich Norbert Janz vom Heikendorfer Seniorenbeirat wie ein Einweiser auf einem Parkplatz kümmerte. „Mehr lassen wir nicht rein. 40 Personen ist das Maximum“, erklärte er. Sobald der nächste Platz an einem Arbeitstisch frei wurde, wo Initiator Erik Volmar (78) und seine ehrenamtlichen Mitstreiter vom Heikendorfer Seniorenbeirat sowie weitere Helfer etwa vom Computerclub die notwendigen Daten aufnahmen, winkte Norbert Janz die Wartenden zwischen hohen Bücherregalen und Kindertischchen einen Sitzplatz weiter. „Wer wann dran ist, das habe ich im Kopf. In meinem Beruf habe ich 45 Jahre lang nichts anderes als Logistik und Organisation gemacht“, zeigte sich Norbert Janz gelassen. Zunächst Zweifel, ob überhaupt jemand kommt: Doch mit so einem Ansturm hatte keiner der Organisatoren gerechnet, die sich bereits am vergangenen Freitag technisch in der Gemeindebücherei einrichteten. „Wir haben zunächst gezweifelt, ob überhaupt jemand kommt“, meinte Erik Volmar zögerlich, der die Idee zu dieser Aktion hatte. Denn erst am vergangenen Donnerstag verkündete das Land Schleswig-Holstein nach Kritik an einem holprigen Impfstart und massiven Problemen bei der digitalen Buchung von Impfterminen, die Abläufe durch ein behördlich gesteuertes Einladungsverfahren zu erleichtern, sobald mehr Impfstoff zur Verfügung steht. Viel Lob für den Seniorenbeirat in Heikendorf: Offensichtlich wollten viele Heikendorfer auf eine Optimierung der Terminvergabe und das Einladungsverfahren nicht warten und nutzten die Initiative des Heikendorfer Seniorenbeirats, der in Abstimmung mit der Gemeinde die Räumlichkeiten in der für den Publikumsverkehr geschlossenen Bücherei nutzen durfte. „Das ist ein gutes Angebot vom Seniorenbeirat“ urteilte Dagmar Eschenbach (56), die sich für ihre betagten Eltern bei Regen in die Schlange vor der Bücherei stellte. Sie selbst und weitere Bekannte hätten bereits vergeblich versucht, über die Internetadresse www.impfen-sh.de oder die Telefon-Hotline Impftermine zu bekommen. „Das ist, wie wenn man Konzertkarten für Madonna kauft.“ Senioren stellten sich geduldig an: Auch Helga Draschba (93) stellte sich tapfer in die Warteschlange vor der Tür und schützte sich mit einer Mütze vor dem Regen. „Eigentlich ist das eine Zumutung“, urteilte die 93-Jährige. Auch die Impfentscheidung falle ihr aus Sorge vor Nebenwirkungen nicht leicht. „Man hört dies und das. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass selbst die Ärzte nicht richtig Bescheid wissen.“ Eine andere Seniorin verließ die Bücherei erleichtert, nachdem sie ihre Daten hinterlassen konnte. „Impfen ist einfach Pflicht“, betonte die 85-Jährige, die ihren Namen nicht nennen wollte. „Wir sind in den Kriegsjahren und als Kind so viel geimpft worden. Das ist immer gut gegangen“, erklärte sie ihre Bereitschaft im Kampf gegen das Coronavirus. Unter den Wartenden war auch Paul Woltermann (83): „Wir wollen hoffen, dass das mit Corona bald zu Ende geht.“ Zwei weitere Termine im Angebot: Nach zwei Stunden Einsatz hatten Erik Volmar und seine Mitstreiter insgesamt 112 Daten für Impftermine aufgenommen, von denen sie versuchen wollen, so viele wie möglich zu buchen. „Wir haben mit zwei, maximal 50 Anmeldungen gerechnet“, so Volmar. Lesen Sie auch: Schicksal in Stolpe: Von Corona aus der Bahn geworfen Wegen der hohen Nachfrage gibt es am Freitag, 15. Januar, und am Montag, 18. Januar, jeweils von 10 bis 11 Uhr weitere Termine für die Datenaufnahme in der Gemeindebücherei.