So gut trotzt der Kreis Plön der Corona-Welle

Die Inzidenz misst die Zahl der Coronafälle der jeweils letzten sieben Tage umgerechnet auf 100 000 Menschen der Bevölkerung. Plön mit seiner Zahl 20 ist nichts im Vergleich zu den Spitzenwerten von fast 400, wie sie im Süden Deutschlands gemessen werden. Eigentlich viel Publikums- und Pendelverkehr im Kreis Plön: Dabei schottet sich der Kreis Plön keineswegs ab. 38 000 Bürger (von insgesamt knapp 130 000) pendeln berufsbedingt täglich vor allem in die Städte Kiel, Neumünster und Lübeck, wo die Infektionszahlen sehr hoch sind. Und der Sommer führte so viele Touristen aus ganz Deutschland und Tagesausflügler wie noch nie an die Strände der Ostsee zwischen Laboe und Sehlendorfer Strand – die Saison reichte bis weit hinein in den Oktober. Eigentlich ideale Bedingungen für die Verbreitung des Virus. Dr. Josef Weigl: Glück und Sorgfalt bei der Kontaktverfolgung: Der Leiter des Plöner Gesundheitsamtes in der Kreisverwaltung, Dr. Josef Weigl, hat keine richtige Erklärung dafür, dass sich die Menschen im Kreis Plön – relativ gesehen – wenig anstecken. „Wir sind eine ländliche, nicht so dicht besiedelte Region. Meine Mitarbeiter schauen bei der Kontaktverfolgung sehr genau hin. Das spielt sicher beides eine Rolle.“ Ansonsten habe der Kreis Plön „wahnsinnig Glück“ gehabt. Abstand halten ist im ländlichen Bereich leichter: Prof. Dr. Alexander Katalinic leitet das Institut für Sozialmedizin und Epidemiologe in Lübeck. Er schaut seit Beginn der Pandemie sehr genau auf die Infektionszahlen. Im Kreis Plön hätten sich die Infektionszahlen seit Mitte Oktober ebenfalls verdoppelt. Aber auf einem niedrigen Niveau und mit einer anderen Dynamik als in ähnlich ländlichen Kreisen im Süden. Zudem erleichtere die niedrige Bevölkerungsdichte das Social Distancing. Der relativ hohe Altersdurchschnitt in Plön könnte eine weitere Ursache sein. Die zweite Welle sei zu Beginn vor allem von Infektionen bei jungen Menschen getragen worden. Schleswig-Holstein sei insgesamt relativ wenig betroffen. Katalinic: „Wir haben vernünftige Regeln, und die werden relativ konsequent von den Menschen eingehalten.“ Bürger im Kreis Plön halten sich gut an die Corona-Regeln: Für Björn Demmin, Bürgermeister der größten Stadt Preetz, stimmen die Rahmenbedingungen: eine geringe Bevölkerungsdichte und viel Fläche. Dazu kommt aus seiner Sicht eine gewisse norddeutsche Zurückhaltung. Demmin beobachtet in seiner Stadt, dass sich die Menschen mit Disziplin an die Vorgaben halten. Maskenpflicht auf dem Marktplatz? „Es gibt nur kleinere Verstöße. Allgemein wird das akzeptiert.“ Möglicherweise spiele auch das Alter und die Lebenserfahrung eine Rolle. Der Kreis Plön mit seinem hohen Altersdurchschnitt war in der ersten Welle relativ stark betroffen, mehrere Menschen starben. Möglicherweise begegneten Senioren deswegen der Pandemie mit mehr Disziplin, blieben aus Furcht vor einer Ansteckung mehr zu Hause, so Demmin. „Und dazu kommt noch eine Portion Glück.“ Kielerin wartet seit über elf Tagen auf das Ergebnis in der Corona-Warn-App Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Aktuelle Statistik: So viele Corona-Infizierte gibt es in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Weniger Corona-Infektionen im Kreis Plön, aber schwerere Verläufe: „Wir freuen uns über die niedrigen Werte bei der Neuinfektion“, sagt der Geschäftsführer der Klinik Preetz, Hermann Bölting. Auffällig sei aber, dass wie bei der ersten Welle verhältnismäßig viele Patienten aus dem Kreis Plön auf Intensivstationen künstlich beatmet werden müssen. In der Klinik Preetz sind es derzeit vier. Dazu kommen weitere drei Patienten in anderen Krankenhäusern. Auch eine andere Zahl relativiert die niedrige Corona-Inzidenz im Kreis Plön. Acht Menschen sind seit März im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Das entspricht in etwa drei Prozent der Erkrankten. Die Todesrate liegt damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von etwa 1,5 Prozent.

So gut trotzt der Kreis Plön der Corona-Welle - Platz 2 im Bundesvergleich