Stakendorf: Grünkohlernte läuft auf vollen Touren

Es ist grau, es nieselt, das Thermometer klettert nicht über zwei Grad Celsius – gerade das richtige Wetter, für eine deftige warme Mahlzeit. Dafür ist der Grünkohl, den Herbert Stuhr in reiner Handarbeit erntet, bestens geeignet. Mit der Sichel hackt Stuhr die „Palme“ einige Zentimeter über dem Strunk ab, entfernt die durch die Feuchtigkeit bereits braun gefärbten Blätter im unteren Bereich und lädt den frisch geernteten Kohl auf die Schiebkarre. Damit ist es aber nicht getan. Blätter werden von Hand geerntet: Im Lager kommt der nächste Arbeitsschritt: wiederum von Hand strippelt Herbert Stuhr Strunk für Strunk die einzelnen Blätter auf den Hänger ab. Erst dann wird das Wintergemüse in Netz-Säcken abgepackt. So bietet Stuhr die kleinen Mengen von ein bis zwei Kilogramm für den privaten Verbraucher an, größere Mengen gehen an die Restaurants in der Region. So zum Beispiel sei Witts Gasthof in Krummbek trotz Corona-Schließung ein guter Abnehmer, denn der Außerhausverkauf läuft auf Hochtouren. Trotz Trockenheit im Sommer gute Ernte: Der 71-Jährige baut den Grünkohl in dritter Generation an und verzeichnet trotz der Trockenheit im Sommer eine gute Ernte. „Es war zwar oft trocken, aber immer zur jeweiligen Wachstumsperiode war das Wetter dafür perfekt, der Kohl ist gut gewachsen“, berichtete Stuhr. Dabei hat er bereits im Mai mit Blick auf die Corona-Pandemie weniger Pflanzen ausgesät. „Ich habe den Grünkohl in diesem Jahr nur auf 2000 Quadratmeter angebaut, also 1000 weniger als in den Vorjahren“, sagte Stuhr. Denn Gaststätten in der Region seien seine Hauptabnehmer, die durch die Corona-Pandemie so gut wie weggebrochen waren. „Die Nachfrage ist natürlich deutlich weniger.“ Das sei unter anderem der Grund, dass noch reichlich Kohl auf dem Feld steht. „Sonst ist zu Weihnachten fast schon nichts mehr da, jetzt wird sich die Ernte bis in den Januar hineinziehen“, schätzte der Gemüsebauer ein. Eine Veränderung registrierte er allerdings: „Ich konnte durch Werbung mehr Kunden aus dem Kieler Raum gewinnen“, so Stuhr. Der Klassiker: Grünkohl mit Schweinebacke: Den Anbau von Kohl, Kartoffeln, Bohnen und Erbsen hat er schon von seinem Großvater übernommen. „Ich kann einfach nicht stillsitzen, ich muss immer was zu tun haben“, erzählte der Stakendorfer. Sein Tipp für die Verarbeitung ist natürlich der Klassiker: Grünkohl mit Schweinebacke, Kassler und Kochwurst. Für den Grünkohl-Anfänger am Herd hält er auch gleich ein paar praktische Hinweise bereit: „Das erste Kochwasser muss abgegossen werden, dann den Kohl ein zweites Mal kochen, würzen und die Schweinebacke mit rein, später das Kassler und ganz zum Schluss die Kochwurst obenauf“, erklärte er. Lesen Sie auch: Schönberger Impfzentrum ist startklar Zur Probsteier Tradition gehören dann natürlich auch die süßen Kartoffeln: Kleine Kartoffeln (Drillinge) werden wie Pellkartoffeln gekocht, gepellt, gebraten und mit Zucker überstreut, sodass sie karamellisieren. Wer mag, streut auch etwas Zucker über den kräftigen Kohl. „Dazu gehört natürlich auch ein Köm“, weiß der Probsteier. Doch der Grünkohl hat als Vitaminbombe auch eine Renaissance als Rohkost erfahren, beispielsweise als Smoothie.