Tauschbörse in Köhn: Dreister Bücherdieb räumt Regale leer

Erika Bock ist entsetzt, als sie zuletzt die Bücherbörse in Köhn betritt, um nach dem Rechten zu sehen. Sie ist die ehrenamtliche Betreuerin und kümmert sich um das Angebot im Gemeindehaus. „Ich gucke zwischendurch immer mal rein, ob neue Bücher da sind und sortiere sie dann ein“, erklärt sie. Vergangenen Sonnabend war der Schrecken dann groß: Jemand hatte die Bücherbörse geplündert. „Sämtliche relativ aktuelle Titel aller Genres wurden gestohlen“, sagt Bock. Es würde sich um schätzungsweise 50 Bücher und einige Hörbücher handeln. „Ich bin empört über diesen dreisten Diebstahl, da die gespendeten Bücher den Bürgern der Gemeinde Köhn - also der Gemeinschaft - zur Verfügung gestellt wurden.“ Einen derartigen Vorfall habe es seit der Eröffnung 2017 noch nicht gegeben. Vermutlich war KN-Artikel Anlass zu Plünderungen: Vor zwei Wochen veröffentlichten die Kieler Nachrichten einen großen Artikel über das Angebot der öffentlichen Bücherbörsen in der Probstei. Die Idee war, den Bürgern in der Probstei zu zeigen, wo man auf der Suche nach neuem Lesestoff fündig wird. Dafür waren wir in Barsbek, Köhn, Krokau, Wendtorf und Wisch vor Ort. Ergebnis des Bücherbörsen-Checks war, dass überall aktuelle und bekannte Bücher – vor allem in Köhn – vorhanden sind. Das veranlasste vermutlich jemanden zu Plünderungen, denn Köhn war nicht allein betroffen. In Wendtorf kümmert sich Cathrin Heller um den Büchertausch im Gebäude des Edeka-Marktes. „Die Bücherkiste ist immer gut gefüllt, aber ich ich letzte Woche hingefahren bin, war nur noch maximal die Hälfte der Bücher übrig“, berichtet die Wendtorferin. Gemeinschaftliches Projekt wird ausgenutzt: Zwar sei die Anzahl der Bücher, die kostenlos mitgenommen werden dürfen, nicht begrenzt, „aber in dem Maße wird es unanständig“, sagt Heller. Bislang sei eine derart massive Entnahme von Büchern nicht aufgefallen. Sie finde es schade, dass das Konzept des gemeinschaftlichen Tausches derart ausgenutzt werde und hofft, „dass sich die Leute davon nicht abschrecken lassen, den offenen Bücherschrank zu nutzen, damit das Angebot weiterhin besteht“. Ruth Jonsson ist im Bücherschrank in Wisch in der vergangenen Woche ebenfalls aufgefallen, „dass es ziemlich leer war“, sagt die ehrenamtliche Betreuerin auf Nachfrage. „Ich habe aber gedacht, dass die Leute jetzt viel lesen und die Bücher entliehen wurden.“ In Barsbek und Krokau sind den Bürgermeistern noch keine fehlenden Bücher gemeldet worden. Wer hat etwas Auffälliges beobachtet? Erika Bock hofft, dass andere Nutzer in der vergangenen Woche vielleicht etwas in der Köhner Bücherbörse beobachten konnten und ihr das unter Tel. 04385/1505 mitteilen. „Die Bücher sind zum Leihen gedacht“, betont Bock, für die die Bücherbörse eine Herzensangelegenheit ist. „Dieses Konzept basiert auf Vertrauen und hat bisher auch wunderbar funktioniert.“ Als Konsequenz sollen die Bücher künftig als Eigentum der Gemeinde Köhn markiert werden - in der Hoffnung, dass die Diebe künftig abgeschreckt werden.