Tradition in Schönberg: Das ist das Aus fürs Westernfest

Das traditionelle Westernfest in Schönberg wird künftig nicht mehr stattfinden. Die Veranstalter Axel und Conny Groth aus Köhn geben die Organisation des Festes aus zeitlichen Gründen vorerst auf. Ein Ersatz für das beliebte Western-Spektakel ist nicht in Sicht. Von Beginn an haben die Groths jedes Jahr viel Herzblut und vor allem Zeit in die Veranstaltung gesteckt. "Wir haben 20 Jahre lang unseren Sommerurlaub dafür verwendet und drei Wochen Urlaub genommen", erklärt Axel Groth. Jetzt wolle die junge Familie die Zeit für sich nutzen und zur Abwechslung mit der elfjährigen Tochter Lea Cheyenne im Sommer verreisen. Schwerer Abschied für Westernfans: Die Groths sind echte Westernfans. "Das muss man schon sein, wenn man so ein verrücktes Hobby betreibt", sagt Groth. Mehrfach im Jahr seien sie unterwegs, um verschiedene Westernfeste zu besuchen. Deshalb gehen sie auch mit einem weinenden Auge: "Wir nehmen schweren Herzens Abschied, das Westernfest war eine Zeit lang unser Baby", sagt er und will nicht ausschließen, dass sie das Fest irgendwann doch noch einmal wieder auf die Beine stellen werden. Die Idee zu dem Westernfest hatte der damalige Kulturamtsleiter Rainer Runge. Sie sei aus der "Landfahrt 1914" entsprungen, berichtet er. Das sei eine einmalige Veranstaltung im Jahr 1997 gewesen, die zum 80-jährigen Jubiläum der Bahnstrecke Schönberg-Kiel stattgefunden habe. Aus Landfahrt wurde Westernfahrt: Es sei eine Zugreise in historischen Kleidern unternommen worden. Vereine wie die Awo-Theatergruppe "Lampenfewer", die Probsteier Tanz- und Trachtengruppe und Musikgruppen hätten sich beteiligt. Daraufhin sei ihm die Idee zu einer Westernfahrt gekommen, erzählt Runge. "Ich wusste, dass es eine große Westernszene gibt mit Hobbyisten, Tänzern und Musikern." Weil er von der Western-Leidenschaft der Groths gewusst habe, habe er das Köhner Paar angesprochen und mit ins Boot geholt. Im Jahr 2000 sei auf dem Parkplatz der Museumseisenbahn erstmals das Western-Camp errichtet worden. Western-Fans und Hobbyisten der Szene hätten ihre Zelte aufgebaut, seien in die Rolle von Siedlern und Indianern geschlüpft. Zugüberfall war Highlight: Das Highlight des Western-Wochenendes jedes Jahr im August war der Zugüberfall der Hobbyisten während einer Fahrt mit der Museumseisenbahn. "Das hat sich schnell herumgesprochen und immer mehr Besucher angelockt", berichtet Runge von stets ausverkauften Fahrten für dieses Theaterereignis. Neben der Hubertusgilde Kücknitz und den Schmauchbrüdern Lindau hätten unter anderem auch die Westernfans des „20th Maine Infantry Regiment“ daran teilgenommen. Was mit einigen Zelten anfing, endete bei der letzten Veranstaltung 2019 mit rund 80 Hobbyisten aus ganz Deutschland, die mit 30 Zelten, Tipis und Blockhütten ihr Lager errichteten. "Alle waren mit Leidenschaft dabei, und alle arbeiteten Hand in Hand", schätzt Runge rückblickend die gute Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, den Hobbyisten und den Museumsbahnern. Kultureller Verlust für die Gemeinde: Auch für die Gemeinde Schönberg ist das Ende des Westernfestes bedauerlich. "Es ist ein großer kultureller Verlust für die Gemeinde, denn es war eine tolle Familienveranstaltung mit viel Flair", sagt Kulturamtsleiterin Sabine Thiel. Das Fest habe Urlauber und Tagesgäste aus ganz Schleswig-Holstein angezogen. Drei bis vier Zugüberfälle habe es während der dreitägigen Veranstaltung täglich gegeben. Speisen und Getränke, Country-Musik und verschiedene amerikanische Tänze und auch Bastelangebote hätten das Angebot abgerundet. Westernfest ist nicht zu ersetzen: Eine Ersatzveranstaltung hätte nach Einschätzung von Thiel keine Chance. "Das Western-Camp lebte von den Hobbyisten, das wäre mit Honorarkräften nicht so authentisch", sagt sie. Auch Thiel möchte nicht ausschließen, dass das Fest wieder stattfindet. Dies sei aber abhängig davon, ob sich jemand aus der Westernszene finde, der die Organisation des Camps übernehmen wolle. Die Requisiten der Gemeinde wie die Goldwaschanlage, Wimpel und Traumfänger sind zunächst einmal in einer Kiste verschwunden - werden allerdings aufbewahrt, in der Hoffnung, dass die Cowboyhüte doch noch einmal wieder aufgesetzt werden können.