Verschärfte Maskenpflicht: Nahverkehr: Bunter Stoff hat ausgedient

An Preetzer Markttagen sind die VKP-Stadtbusse gewöhnlich voll. Doch selbst genähte Mund-Nasen-Bedeckungen, Schals oder Halstücher als Alltagsmasken sind ab Montag im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nicht mehr erlaubt. Kontrolliert werde die neue Regelung nicht nur von den Busfahrern, erklärte der Geschäftsführer der Verkehrsbetriebe Kreis Plön (VKP) Friedrich Scheffer auf Anfrage, sondern auch von den Ordnungsamtsmitarbeitern. Noch am Freitag hoffte Scheffer auf eine Übergangsfrist, in der auch normale Masken akzeptiert würden. Fahrgastzahlen gesunken: Die Anzahl der Fahrgäste sei stark reduziert, so Scheffer. Schüler führen so gut wie gar nicht und unter den verbleibenden Fahrgästen würde ein Teil den ÖPNV nicht nutzen. Große Probleme sieht Scheffer durch die verschärfte Maskenpflicht nicht auf die VKP zukommen. „Das hängt von der Verfügbarkeit der Masken ab, ob alle potenziellen Fahrgäste in der Lage sind, sich eine zu beschaffen.“ Wie das konkrete Vorgehen aussehen soll, ob zum Beispiel die Busfahrer im Kreis Fahrgäste mit normalen Stoffmasken vor die Tür setzen sollen, war am Freitag noch nicht entschieden. Bußgeld vom Ordnungsamt: Große Probleme mit uneinsichtigen Fahrgästen hatte Busfahrerin Christine Schröder bisher nicht. Ihr sei aufgefallen, dass viele Fahrgäste seit der Ankündigung zum verpflichtenden Tragen von OP- oder FFP2-Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften medizinische Masken besorgt hätten. Häufig wurde gefragt, ab wann die Pflicht gelte. „Ich werde meine Fahrgäste auf die Pflicht hinweisen“, sagt Schröder. „Personen, die eine Maskenbefreiung angeben oder Jugendliche, die versuchen, ohne Maske durchzukommen, gäbe es immer wieder mal, so Schröder. „Da sollen wir nicht Kontra geben. Nur das Ordnungsamt kann jemanden mit einem Bußgeld belegen.“ Sie könne auch nicht darauf achten, ob die Fahrgäste Abstand halten würden. „Häufig sind es die Fahrgäste, die untereinander argumentieren. Ich bleibe ruhig.“ Klage über hohe Maskenpreise: Heike und Jürgen Schulz stehen an der Bushaltestelle in der Bahnhofstraße. Jürgen Schulz trägt noch eine selbstgenähte Maske, seine Frau eine medizinische. Sie hätten sich bereits mit medizinischen Masken eingedeckt, erzählen beide. Die Apotheke sei ausverkauft gewesen, im Supermarkt seien sie fündig geworden. „Ich erhalte Grundsicherung. Wer bezahlt mir das?“ weist Jürgen Schulz auf die finanzielle Belastung hin. „Schon die Stoffmasken waren nicht billig.“ Beide wünschen sich eine Aufstockung des Hilfesatzes oder die Verteilung kostenloser OP- oder FFP2-Masken an Geringverdiener. Auch Alberto Brosowsky hat sich schon eine FFP2-Maske besorgt. Noch trägt er im Bus eine Stoffmaske. „Die verschärfte Maskenpflicht muss ja leider sein. Wir wollen ja gesund bleiben“, sagt der Preetzer. Gudrun Trepkow und Hertha Struck fahren ebenfalls mit in der Linie 341. Sie tragen bereits FFP2-Masken und beklagen sich über die Preise. Die von den Apotheken an Risikopatienten und über 60-Jährige kostenlos verteilte FFP2-Masken hätten sie nicht bekommen – vergriffen. „Trotzdem finde ich die neue Regelung gut“, sagt Hertha Struck. „Ich mache alles mit.“ Inzidenzwert in Flensburg und im Kreis Pinneberg steigt über 200 Diese Corona-Regeln gelten ab Montag So streng ist Schleswig-Holstein im Vergleich zu den Nachbarn Friseure und Kosmetiker in Existenzangst Ab wann gilt die Pflicht, medizinische Masken zu tragen? 15-Kilometer-Regel in Schleswig-Holstein: 12 Ausnahmen wurden definiert Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Auch für den Ortsbus in Schrevenborn, der die Gemeinden Heikendorf, Mönkeberg und Schönkirchen in einer Ringlinie miteinander verbindet, gilt ab dieser Woche die verschärfte Maskenpflicht. Die private Busbetriebsgesellschaft Vineta hält für ihre Kunden kostenlos medizinische Masken parat. Vineta: "Eine Lösung für die ersten Tage": Vineta-Geschäftsführer Jürgen Ubben hat sein Unternehmen auf die verschärfte Maskenpflicht vorbereitet. Noch bevor die aktuelle Verordnung auf seinem Tisch lag, bestellte er einen ganzen Stoß an medizinischen Masken für seine Fahrgäste. Diese wurden an alle Busfahrer verteilt und können bei Bedarf an Kunden herausgegeben werden, die keine der erforderlichen OP- oder FFP2-Masken bei sich haben. „Insbesondere für ausländische Mitbürger oder die, die nicht regelmäßig Zeitung lesen, könnte die neue Situation problematisch sein“, weiß Ubben aus Erfahrung. Auf eine Entscheidung der Landesregierung, die über eine kostenlose Verteilung von OP-Masken an den Verkehrsverbund in Schleswig-Holstein nachdenkt, wollte er nicht warten. „Für die ersten Tage haben wir eine Lösung gefunden.“ Einstellung der Fahrgäste ist positiv: Grundsätzlich sei die Bereitschaft des Maskentragens, so der Vineta-Chef, auf der Schrevenborner Ringlinie durchweg positiv. Bisher habe es nur einen Fall gegeben, wo ein Fahrgast das Tragen einer Maske verweigerte. Für die Busfahrer seien solche Situationen eine Herausforderung. „Kunden zu belehren ist immer doof“, erklärt Ubben. Doch weil die Ringlinie 104 mit einem Kleinbus einen eher familiären Charakter habe, gebe es auch eine „relativ starke soziale Kontrolle“ durch andere Fahrgäste, meint der Vineta-Geschäftsführer. Lockdown macht dem Ortsbus wirtschaftlich zu schaffen: Der zweite Lockdown in der Corona-Krise trifft die Linie 104 der Busbetriebsgesellschaft nach Auskunft von Ubben ähnlich hart wie der erste Lockdown, wo der Verkehrsbetrieb vorübergehend eingestellt wurde. „Derzeit befördern wir auf dieser Strecke nur etwa 10 Prozent der üblichen Fahrgastzahlen. Die Einnahmen sind erheblich eingebrochen.“ Lesen Sie auch: Geschäftsleute im Kreis Plön: "Lange halten wir nicht mehr durch" Um einen Teil der Kosten einzusparen, fährt der Ortsbus Schrevenborn bereits seit Mai 2020 mit einem eingeschränkten Fahrplan. „Wir hoffen, dass wir die nächsten Monate noch irgendwie durchhalten.“ Von Signe Hoppe und Nadine Schättler