Volkstrauertag in Preetz: Stiller Gedenktag noch stiller

Durch den Teil-Lockdown im November wegen der Corona-Pandemie sind auch im Kreis Plön viele öffentliche Kranzniederlegungen zum Volkstrauertag am Sonntag abgesagt worden. Vielerorts blieben den Menschen jedoch die Gottesdienste, so auch in der Gemeinde Preetz, die ebenfalls auf ihre übliche öffentliche Gedenkveranstaltung am Ehrenmal in den Wehrberganlagen verzichtete. Da tut sich die Frage auf, ob die Menschen mit dem Volkstrauertag noch etwas verbinden, gerade wegen des zunehmenden zeitlichen Abstandes zum Ersten und Zweiten Weltkrieg. Bei einer nicht repräsentativen Umfrage in der Preetzer Fußgängerzone konnten die wenigsten etwas mit diesem deutschen Gedenktag anfangen, insbesondere die jungen Leute. Umfrage: Hat der Volkstrauertag noch Bedeutung? Der Volkstrauertag erinnert seit dem Jahr 1922 an die Opfer von Krieg und Gewalt und gehört zu den stillen Feier- beziehungsweise Gedenktagen. Eingeführt wurde er vom Volksbund für Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Während des Nationalsozialismus wurde aus dem Volkstrauertag ein „Heldengedenktag“, der nach Gründung der Bundesrepublik aber wieder umbenannt wurde. Seit den 50er-Jahren ist der Volkstrauertag immer am zweiten Sonntag vor dem ersten Advent. Neben dem Gedenken an Kriegsgefallene wird an diesem Tag zu Frieden und Toleranz aufgerufen. Lesen Sie auch: Volkstrauertag unter Coronabedingungen Im Zentrum der Umfrage stand die Frage, warum es den Volkstrauertag gibt, und welche Bedeutung der Gedenktag für die Befragten persönlich hat. Das Ergebnis: verunsicherte Gesichter, Achselzucken, Ahnungslosigkeit. Hintergründe zum Gedenktag unklar: „Volkstrauertag? Ich weiß nicht einmal, wann der ist“, lautete die beispielhafte Antwort eines 46-Jährigen aus Bordesholm. Eine 41-jährige Preetzerin sagte: „Man bekommt es schon mit, aber diese Prozession zu den Kriegsdenkmälern hat für mich keine Bedeutung. Ich verbinde damit nichts.“ Auch dem 31-jährigen Johannes Tügel aus Karlsruhe waren die Hintergründe des Volkstrauertags unklar. „Ich weiß nicht genau, welche Bedeutung hinter dem Volkstrauertag steckt. Es ist schade, dass das Thema so untergeht. Warum zeigt man damit nicht mehr Präsenz, beispielsweise auf den Marktplätzen?“ Friedhofsbesuch als persönliches Ritual: Eine 68-jährige Preetzerin findet den Volkstrauertag sehr bedeutsam: „Es gibt viele Verstorbene, auch in diesem Jahr. Deshalb ist es wichtig, dass man daran erinnert wird, welches Leid der Krieg auslöst“, sagt Ute Walter. Sie pflegt auch ein kleines persönliches Ritual zum stillen Gedenken an Kriegsopfer: „Privat gehe ich hin und wieder auf den neuen Friedhof und sehe mir die Steinkreuze an.“ Lesen Sie auch: Gedenken mit Abstand Scheinbar hat der Volkstrauertag im Bewusstsein vieler Menschen an Aktualität verloren. Ganz anders sieht aber das Bild aus, dass sich üblicherweise am Volkstrauertag in den Preetzer Wehrberganlagen zeigt, wenn Stadt, Kirche und viele Verbände und Vereine Anteil nehmen und ihre Kränze am Kriegsgefallenendenkmal niederlegen, das Blasorchester spielt und eine Rede gehalten wird. Bei der offiziellen Feierstunde gewinnt der Volkstrauertag an Bedeutung. Kranzniederlegung auch ohne offizielle Gedenkstunde: In diesem Jahr war der stille Gedenktag ohne Öffentlichkeit allerdings noch stiller. Trotzdem war es vielen Institutionen wichtig, zum Gedenken Kränze zu bringen. Für Bürgervorsteher Hans-Jürgen Gärtner ist die Kranzniederlegung auch ohne offizielle Gedenkstunde eine „Verpflichtung, um die Erinnerungen an die Geschichte wachzuhalten“. Während des Gottesdienstes nutzt er die Gelegenheit für eine kurze Rede und erinnerte an die beiden Weltkriege. „Wir müssen alles daran setzen, dass sich die Ereignisse nicht wiederholen.“ Gleichzeitig rief er zu einem friedvollen Miteinander auf: „Es ist wichtig, dass wir uns in unserem Leben nicht gegenseitig verletzen, mit Worten oder Taten.“